Immerhin: so ehrlich ist die Fa. Henkel denn doch (oder ist das gesetzlich oder wettbewerbsrechtich vorgeschrieben?), dass sie auf die Änderung hinweisen:
"Neue Packungsgröße" steht auf der Vorderseite unten über den Angaben zur Füllmenge. Und weil da nicht steht "jetzt mehr für's gleiche Geld" oder "10 Prozent geschenkt" usw. ist es schon klar, dass die neue Packungsgröße eine Nummer kleiner ist.
Statt bisher 1,5 L. Inhalt, ausreichend für 20 Wäschen, enthält die Flasche Weißer Riese Kraft Gel jetzt nur noch 1,35 L, ausreichend für 20 Waschmaschinenladungen.
Kosten tut sie, im Angebot, 2,99 €; den alten Preis haben wir leider nicht notiert.
Es geht mir nicht darum, um jeden Preis die Fa. Henkel anzuprangern. Natürlich stehen die unter dem Druck steigender Rohstoffkosten. Wo "Waschmittel" draufsteht, ist nämlich Erdöl drin, und die Rohölpreise sind bekanntlich stark gestiegen. (Und Produkte, die ohne Erdöl auskommen, werden u. a. aus Pflanzenölen hergestellt, so dass sich zur Fragestellung "Teller oder Tank" die neue Frage "Essen oder Waschen" gesellt.)
Die Fa. hat die Verbraucher mit mehreren Presseerklärungen vorbereitet; so lesen wir z. B. in der Augsburger Allgemeinen:
Mogelpackungen sind Mode geworden, und ebenso anderweitig verdeckte Preiserhöhungen.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat unter dem Titel "Inflation in kleineren Tüten" zu einer Reihe von Listen verlinkt, in denen die Trickser demaskiert werden:
Trotzdem ist die erste "Adresse" für Reaktionen der Käufer natürlich der Verkäufer. Der FirmaHenkel AG & Co. KGaA geht es es nicht schlecht. Auszug aus dem o. a. Artikel vom 04.05.11:
"Henkel startete 2011 mit kräftigem Wachstum: Der Überschuss stieg in den ersten drei Monaten um neun Prozent auf 290 Millionen Euro und der Umsatz um 8,9 Prozent auf über 3,8 Milliarden Euro. Hohe Zuwächse fuhr die Klebstoffsparte (Pritt, Pattex) ein. Neue Produkte brachten der Kosmetiksparte (Schwarzkopf) einen Schub. In der Traditionssparte Waschmittel (Persil, Spee, Weißer Riese) sank der operative Gewinn jedoch um ein Drittel auf 100 Millionen Euro. Dies wurde mit Umbauten begründet. Außerdem stiegen die Materialpreise und das Preisniveau sei gesunken. Für das Gesamtjahr zeigte sich Rorsted noch etwas zuversichtlicher als zuvor. Beim Umsatz war bislang ein Wachstum in den bestehenden Geschäften von 3 bis 5 Prozent vorhergesagt worden. Jetzt wird das Umsatzplus bei etwa 4 bis 5 Prozent gesehen. Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite soll weiter von 12,3 Prozent (2010) auf etwa 13 Prozent verbessert werden."
Ob nun der Verbraucher eine Umsatzrendite von 13% finanzieren sollte, weiß ich nicht. Ist das noch normales Gewinnstreben, oder bereits Shareholder-Value-Gier?
Eine Möglichkeit des Widerstandes wäre, billigere Produkte zu kaufen. Davon machen wir auch ausgiebig Gebrauch, zumal teurer nicht immer = besser ist. In diesem Falle sagt mir allerdings meine fest akkreditierte Waschmittel-Wirkungsberaterin, dass der Weiße Riese sich in ihren Testreihen als das beste Produkt für Weißwäsche herauskristallisiert hat; daher scheidet eine Substitution aus.
Ganz allgemein sind einem Umsteigen ohnehin Grenzen gesetzt, weil irgendwann auch die preiswerteren Produkte teurer werden (müssen).
Auf der gesellschaftlich-ökonomischen Ebene insgesamt stellen sich daher die Fragen
Die offizielle Statistik dürfte die tatsächlichen Preissteigerungen deutlich unterzeichnen. Über entsprechende Manipulationen in den USA liest man des Öfteren; aber auch bei uns erfolgt die Preismessung teilweise "hedonisch". Dabei werden Verbesserungen von Gütern als Preissenkungen gewertet, während Verschlechterungen meist unberücksichtigt bleiben (vgl. Wikipedia-Stichwort). Aber auch ohne diese Asymmetrie ist die Berechnung fragwürdig. Es ist zwar schön, wenn ich (hypothetisch) für einen Mehrpreis von 50% ein um 100% besseres Auto bekomme. Gleichwohl muss ich aber für das Produkt "Auto" mehr Geld aufbringen, und wenn mein Verdienst nicht im entsprechenden Umfang gestiegen ist, kann ich mir "weniger Auto" (oder seltener ein neues Auto) kaufen - obwohl es lt. Statistik billiger geworden ist.
Zu 2)
Im Einzelfall kann man Preissteigerungen sicherlich auch auf "Gier", mangelnden Wettbewerb usw. zurückführen. Auch Lohnsteigerungen können, wenn sie höher sind als die Produktivitätssteigerungen, zu Preiserhöhungen führen.
Ganz wesentliche Komponenten sind aber auch Ressourcenverteuerungen, z. B. für Rohöl. Eine Inflation der Rohstoffpreise kann durch "Gier", oder durch eine von den Notenbanken ausgelöste Geldschwemme verursacht sein. Tendenziell scheinen aber in diesem Bereich auch die Kosten stärker zu steigen als die Produktivitätsfortschritte. Besonders deutlich wird dies beim Erdöl, wo die ganz großen und die leicht auszubeutenden Lagerstätten längst entdeckt sind und sich die Vorräte dort immer mehr erschöpfen, während neue Explorationen einen immer höheren Kostenaufwand verursachen (z. B. Tiefseebohrungen!).
Ein weiteres, vielleicht zu wenig beachtetes Element sind (möglicher Weise überproportional) steigende Komplexitätskosten. Firmenverwaltungen blähen sich mit wachsender Größe der Unternehmen auf (wobei allerdings die Wirtschaft mit Rationalisierungsmaßnahmen gegensteuert).
Weniger leicht in den Griff zu bekommen ist das Anwachsen der staatlichen Bürokratie auf allen - auch überstaatlichen - Ebenen, den ständig komplexeren Rechtsnormen und der Aushebelung ökonomischer Kalkulationskriterien durch rechtliche Normsetzungen - wie aktuell z. B. bei dem Verbot geschlechtsspezifischer Versicherungstarife.
Zum großen Bereich der gesellschaftlichen Komplexitätskosten (die über verschiedene Mechanismen auf die Preise durchschlagen) gehören sicherlich auch die überproportional steigenden Gesundheitsaufwendungen.
Dazu kommen speziell in Deutschland steigende Energiekosten, die uns unsere Atom-Hysteriker leider selbst eingebrockt haben.
Zu 3)
Wenn bzw. solange Preissteigerungen sich im Rahmen der (Netto-)Lohnsteigerungen bewegen, ist das Ganze ein Nullsummenspiel. Bei uns übertreffen freilich schon seit Jahren die (an sich bislang noch erträglichen) Inflationsraten die Einkommenszuwächse jedenfalls der abhängig beschäftigten Arbeitnehmer und der über Anbindungsmechanismen von diesen Einkommen abhängigen Sozialempfänger (Rentner!). Nach meinem Gefühl sinkt in Deutschland der Lebensstandard der breiten Massen.
Zu 4)
Erste Voraussetzung um Preissteigerungen im Zaum zu halten ist ein funktionierender Wettbewerb. Monopole, aber auch Oligopole, sind tendenziell preistreibend. Wenn man die Gewinne der Firma zu Grunde legt, sind die Microsoft-Produkte grotesk überteuert. Andererseits dürfte es schwierig sein, bei einer Verschiedenheit von Betriebssystemen - also echtem Wettbewerb in diesem Bereich - die Systeme untereinander kompatibel zu machen. Insofern kann im Ausnahmefall vielleicht auch mal ein Monopol die gesamtwirtschaftlich (kosten-)günstigere Lösung sein.
Konkurrenz hin, Wettbewerb her: unter Preis kann auf Dauer kein Unternehmen verkaufen. Der andere Hebel sind also die Kosten. Dass die Firmen selbst ihre Kostenstrukturen optimieren, garantiert schon, im Großen und Ganzen, der Wettbewerb. Doch stoßen die Unternehmungen dort an Grenzen, wo es um für sie externe Kosten geht: Steuern, Abgaben, Rechtskosten usw.
Hier ist es Aufgabe von uns Bürgern selbst, unsere Interessen zunächst einmal überhaupt zu erkennen und dann nachdrücklich zu verteidigen.
Ich selbst bekämpfe die Verschwendung von Steuergeldern, verbal zumindest, auf allen Ebenen, bei großen wie bei kleinen Posten:
Das setzt aber natürlich voraus, dass wir nicht nur offenkundige Verschwendung und klientelistische Strukturen identifizieren und bereinigen, sondern auch unsere Anforderungen an den Staat zurückschrauben. Da ist vieles gewuchert, was keinesfalls lebensnotwendig ist.
Ein solches Zurückschneiden von Staatsausgaben und Staatsaufgaben muss sich dann natürlich auch in einem Zurückführen der Staatsquote (bzw. einer Erhöhung der Sozialleistungen) niederschlagen, und zwar in allererster Linie bei den Schichten mit einem geringen Einkommen.
Allerdings habe ich wenig Hoffnung, dass wir diesen Weg einschlagen werden.
Selbst unsere blau-gelbe 'Steuersenkungspartei' scheint nicht wirklich gewillt, die Staatsausgaben zurückzudrängen. Sowieso nicht, wenn es um die eigene Klientel und die eigenen Pöstchen geht (Entwicklungshilfeministerium!). Aber auch bei anderen gesellschaftlichen Interessengruppen hält man sich mit Kürzungsforderungen zurück. Mal ist man in eine Koalitionsdisziplin eingebunden, dann wieder verortet man vermutlich auch dort ein (zwar geringeres) Wählerpotential, das man nicht vergraulen will.
"Der Bürger" hat keine politische Vertretung, und mit seinen Anforderungen an das, was der Staat leisten soll, ist er nicht selten sogar sein eigener Feind.
Der böse Riese Inflation wird uns immer mehr bedrängen und auch dort, wo wir das könnten, werden wir, fürchte ich, keine entschlossenen Gegenmaßnahmen ergreifen um wenigstens im Rahmen des uns Möglichen einen angemessenen Lebensstandard für die große Masse sicherzustellen.
Textstand vom 06.06.2011. Gesamtübersicht der Blog-Einträge (Blotts) auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm.
"Neue Packungsgröße" steht auf der Vorderseite unten über den Angaben zur Füllmenge. Und weil da nicht steht "jetzt mehr für's gleiche Geld" oder "10 Prozent geschenkt" usw. ist es schon klar, dass die neue Packungsgröße eine Nummer kleiner ist.
Statt bisher 1,5 L. Inhalt, ausreichend für 20 Wäschen, enthält die Flasche Weißer Riese Kraft Gel jetzt nur noch 1,35 L, ausreichend für 20 Waschmaschinenladungen.
Kosten tut sie, im Angebot, 2,99 €; den alten Preis haben wir leider nicht notiert.
Es geht mir nicht darum, um jeden Preis die Fa. Henkel anzuprangern. Natürlich stehen die unter dem Druck steigender Rohstoffkosten. Wo "Waschmittel" draufsteht, ist nämlich Erdöl drin, und die Rohölpreise sind bekanntlich stark gestiegen. (Und Produkte, die ohne Erdöl auskommen, werden u. a. aus Pflanzenölen hergestellt, so dass sich zur Fragestellung "Teller oder Tank" die neue Frage "Essen oder Waschen" gesellt.)
Die Fa. hat die Verbraucher mit mehreren Presseerklärungen vorbereitet; so lesen wir z. B. in der Augsburger Allgemeinen:
- "Konsumgüter. Henkel spürt wachsenden Druck durch Rohstoffpreise" (11.04.11): "Dem Konsumgüterhersteller Henkel (Persil, Pattex) machen die steigenden Rohstoffpreise zu schaffen. Der Preisanstieg werde in diesem Jahr stärker ausfallen als angenommen, sagte Vorstandschef Kasper Rorsted am Montag auf der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Düsseldorf."
- Und bereits am 12.04.11: "Konsumgüter. Rohstoffe teurer: Henkel will Preise anheben": "Persil und Pattex könnten bald teurer werden. Doch nicht nur Konsumgüterhersteller Henkel will die Preise erhöhen, auch Unilever und Nestle wollen mehr Geld."
- Am 04.05.2011 dürfte die Preiserhöhung schon längst erfolgt sein. Trotzdem lautet die Meldung "Chemie. Waschmittelriese Henkel will Preise anheben": "Der Persil-Hersteller Henkel will trotz harter Konkurrenz höhere Preise für seine Waschmittel durchsetzen. Der Vorstand bekräftigte bei der Quartalsbilanz am Mittwoch, in allen drei Sparten Klebstoff, Kosmetik und Waschmittel mit Preiserhöhungen auf gestiegene Rohstoff- und Verpackungskosten zu reagieren".
Mogelpackungen sind Mode geworden, und ebenso anderweitig verdeckte Preiserhöhungen.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat unter dem Titel "Inflation in kleineren Tüten" zu einer Reihe von Listen verlinkt, in denen die Trickser demaskiert werden:
- Gesamtliste "Weniger drin, Preis gleich". Die VZ Hamburg beobachtet den Markt seit mehreren Jahren (erste Produkte der 37-seitigen Liste aus 2004). Mittlerweile werden schon Produkte im Handel entdeckt, bei denen der Trick „Weniger drin – Preis gleich“ wiederholt bei demselben Produkt angewendet wurde!
- Die Täuschungsmöglichkeit beschränkt sich aber nicht auf eine Verringerung der Warenmenge (die ja auch irgendwo auf Grenzen stößt). Auch mit einer Vergrößerung lässt sich tricksen, indem man die Preise überproportional erhöht (und natürlich gleichfalls hofft, dass der Verbraucher den Trick nicht wahrnimmt). Beispiele dieser Strategie enthält die Liste „Mehr drin, aber übermäßig teurer".
- Der Trick mit der neuen Sorte (Angebot neuer Sorten von Markenartikel mit ähnlicher Aufmachung wie die Standardsorten, aber geringerer Füllmenge. Den Verbrauchern wird suggeriert, dass das neue Produkt genauso teuer ist wie das bekannte. Die Zusammensetzung der Produkte unterscheidet sich oft nur marginal.)
- Besonders (hinter-)listig ist es, wenn den Käufern bei verkleinerter Packungsgröße suggeriert wird, dass sie irgendwie mehr bekommen. Beispiele u. a. dafür enthält die Liste "Versteckte Preiserhöhungen: Beispiele für neue, raffinierte Methoden". Das zu durchschauen, erfordert schon beinahe philosophische Qualitäten. Was bedeutet "15% mehr Wurst" usw.? Die Kunden werden (unterbewusst) annehmen, dass sie absolut mehr Wurstanteil in einem Produkt bekommen. Tatsächlich aber wird in solchen Fällen häufig (immer, meist?) die Packungsgröße derart reduziert, dass sie zwar relativ mehr, absolut aber weniger von der wertgebenden Zutat enthält.
Trotzdem ist die erste "Adresse" für Reaktionen der Käufer natürlich der Verkäufer. Der FirmaHenkel AG & Co. KGaA geht es es nicht schlecht. Auszug aus dem o. a. Artikel vom 04.05.11:
"Henkel startete 2011 mit kräftigem Wachstum: Der Überschuss stieg in den ersten drei Monaten um neun Prozent auf 290 Millionen Euro und der Umsatz um 8,9 Prozent auf über 3,8 Milliarden Euro. Hohe Zuwächse fuhr die Klebstoffsparte (Pritt, Pattex) ein. Neue Produkte brachten der Kosmetiksparte (Schwarzkopf) einen Schub. In der Traditionssparte Waschmittel (Persil, Spee, Weißer Riese) sank der operative Gewinn jedoch um ein Drittel auf 100 Millionen Euro. Dies wurde mit Umbauten begründet. Außerdem stiegen die Materialpreise und das Preisniveau sei gesunken. Für das Gesamtjahr zeigte sich Rorsted noch etwas zuversichtlicher als zuvor. Beim Umsatz war bislang ein Wachstum in den bestehenden Geschäften von 3 bis 5 Prozent vorhergesagt worden. Jetzt wird das Umsatzplus bei etwa 4 bis 5 Prozent gesehen. Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite soll weiter von 12,3 Prozent (2010) auf etwa 13 Prozent verbessert werden."
Ob nun der Verbraucher eine Umsatzrendite von 13% finanzieren sollte, weiß ich nicht. Ist das noch normales Gewinnstreben, oder bereits Shareholder-Value-Gier?
Eine Möglichkeit des Widerstandes wäre, billigere Produkte zu kaufen. Davon machen wir auch ausgiebig Gebrauch, zumal teurer nicht immer = besser ist. In diesem Falle sagt mir allerdings meine fest akkreditierte Waschmittel-Wirkungsberaterin, dass der Weiße Riese sich in ihren Testreihen als das beste Produkt für Weißwäsche herauskristallisiert hat; daher scheidet eine Substitution aus.
Ganz allgemein sind einem Umsteigen ohnehin Grenzen gesetzt, weil irgendwann auch die preiswerteren Produkte teurer werden (müssen).
Auf der gesellschaftlich-ökonomischen Ebene insgesamt stellen sich daher die Fragen
- Haben wir schon eine Inflation, bzw. wie hoch sind die Preissteigerungen?
- Was sind ggf. die tieferen Ursachen der Preissteigerungen?
- Müssen Preissteigerungen sich zwangsläufig negativ auf unseren Lebensstandard auswirken?
- Was können wir ggf. tun, um die ökonomischen Beeinträchtigungen für uns zu minimieren?
Die offizielle Statistik dürfte die tatsächlichen Preissteigerungen deutlich unterzeichnen. Über entsprechende Manipulationen in den USA liest man des Öfteren; aber auch bei uns erfolgt die Preismessung teilweise "hedonisch". Dabei werden Verbesserungen von Gütern als Preissenkungen gewertet, während Verschlechterungen meist unberücksichtigt bleiben (vgl. Wikipedia-Stichwort). Aber auch ohne diese Asymmetrie ist die Berechnung fragwürdig. Es ist zwar schön, wenn ich (hypothetisch) für einen Mehrpreis von 50% ein um 100% besseres Auto bekomme. Gleichwohl muss ich aber für das Produkt "Auto" mehr Geld aufbringen, und wenn mein Verdienst nicht im entsprechenden Umfang gestiegen ist, kann ich mir "weniger Auto" (oder seltener ein neues Auto) kaufen - obwohl es lt. Statistik billiger geworden ist.
Zu 2)
Im Einzelfall kann man Preissteigerungen sicherlich auch auf "Gier", mangelnden Wettbewerb usw. zurückführen. Auch Lohnsteigerungen können, wenn sie höher sind als die Produktivitätssteigerungen, zu Preiserhöhungen führen.
Ganz wesentliche Komponenten sind aber auch Ressourcenverteuerungen, z. B. für Rohöl. Eine Inflation der Rohstoffpreise kann durch "Gier", oder durch eine von den Notenbanken ausgelöste Geldschwemme verursacht sein. Tendenziell scheinen aber in diesem Bereich auch die Kosten stärker zu steigen als die Produktivitätsfortschritte. Besonders deutlich wird dies beim Erdöl, wo die ganz großen und die leicht auszubeutenden Lagerstätten längst entdeckt sind und sich die Vorräte dort immer mehr erschöpfen, während neue Explorationen einen immer höheren Kostenaufwand verursachen (z. B. Tiefseebohrungen!).
Ein weiteres, vielleicht zu wenig beachtetes Element sind (möglicher Weise überproportional) steigende Komplexitätskosten. Firmenverwaltungen blähen sich mit wachsender Größe der Unternehmen auf (wobei allerdings die Wirtschaft mit Rationalisierungsmaßnahmen gegensteuert).
Weniger leicht in den Griff zu bekommen ist das Anwachsen der staatlichen Bürokratie auf allen - auch überstaatlichen - Ebenen, den ständig komplexeren Rechtsnormen und der Aushebelung ökonomischer Kalkulationskriterien durch rechtliche Normsetzungen - wie aktuell z. B. bei dem Verbot geschlechtsspezifischer Versicherungstarife.
Zum großen Bereich der gesellschaftlichen Komplexitätskosten (die über verschiedene Mechanismen auf die Preise durchschlagen) gehören sicherlich auch die überproportional steigenden Gesundheitsaufwendungen.
Dazu kommen speziell in Deutschland steigende Energiekosten, die uns unsere Atom-Hysteriker leider selbst eingebrockt haben.
Zu 3)
Wenn bzw. solange Preissteigerungen sich im Rahmen der (Netto-)Lohnsteigerungen bewegen, ist das Ganze ein Nullsummenspiel. Bei uns übertreffen freilich schon seit Jahren die (an sich bislang noch erträglichen) Inflationsraten die Einkommenszuwächse jedenfalls der abhängig beschäftigten Arbeitnehmer und der über Anbindungsmechanismen von diesen Einkommen abhängigen Sozialempfänger (Rentner!). Nach meinem Gefühl sinkt in Deutschland der Lebensstandard der breiten Massen.
Zu 4)
Erste Voraussetzung um Preissteigerungen im Zaum zu halten ist ein funktionierender Wettbewerb. Monopole, aber auch Oligopole, sind tendenziell preistreibend. Wenn man die Gewinne der Firma zu Grunde legt, sind die Microsoft-Produkte grotesk überteuert. Andererseits dürfte es schwierig sein, bei einer Verschiedenheit von Betriebssystemen - also echtem Wettbewerb in diesem Bereich - die Systeme untereinander kompatibel zu machen. Insofern kann im Ausnahmefall vielleicht auch mal ein Monopol die gesamtwirtschaftlich (kosten-)günstigere Lösung sein.
Konkurrenz hin, Wettbewerb her: unter Preis kann auf Dauer kein Unternehmen verkaufen. Der andere Hebel sind also die Kosten. Dass die Firmen selbst ihre Kostenstrukturen optimieren, garantiert schon, im Großen und Ganzen, der Wettbewerb. Doch stoßen die Unternehmungen dort an Grenzen, wo es um für sie externe Kosten geht: Steuern, Abgaben, Rechtskosten usw.
Hier ist es Aufgabe von uns Bürgern selbst, unsere Interessen zunächst einmal überhaupt zu erkennen und dann nachdrücklich zu verteidigen.
Ich selbst bekämpfe die Verschwendung von Steuergeldern, verbal zumindest, auf allen Ebenen, bei großen wie bei kleinen Posten:
- Griechenland-Bailout (wobei die dortigen Ausführungen mutatis mutandis auch für den Europäischen Rettungsschirm gelten)
- Auf Landesebene z. B. die Steuergeldverschwendung für den sogenannten Flughafen Hof-Plauen und
- Ebenso auf der lokalen Ebene (Defizite der Ostallgäu-Kliniken).
Das setzt aber natürlich voraus, dass wir nicht nur offenkundige Verschwendung und klientelistische Strukturen identifizieren und bereinigen, sondern auch unsere Anforderungen an den Staat zurückschrauben. Da ist vieles gewuchert, was keinesfalls lebensnotwendig ist.
Ein solches Zurückschneiden von Staatsausgaben und Staatsaufgaben muss sich dann natürlich auch in einem Zurückführen der Staatsquote (bzw. einer Erhöhung der Sozialleistungen) niederschlagen, und zwar in allererster Linie bei den Schichten mit einem geringen Einkommen.
Allerdings habe ich wenig Hoffnung, dass wir diesen Weg einschlagen werden.
Selbst unsere blau-gelbe 'Steuersenkungspartei' scheint nicht wirklich gewillt, die Staatsausgaben zurückzudrängen. Sowieso nicht, wenn es um die eigene Klientel und die eigenen Pöstchen geht (Entwicklungshilfeministerium!). Aber auch bei anderen gesellschaftlichen Interessengruppen hält man sich mit Kürzungsforderungen zurück. Mal ist man in eine Koalitionsdisziplin eingebunden, dann wieder verortet man vermutlich auch dort ein (zwar geringeres) Wählerpotential, das man nicht vergraulen will.
"Der Bürger" hat keine politische Vertretung, und mit seinen Anforderungen an das, was der Staat leisten soll, ist er nicht selten sogar sein eigener Feind.
Der böse Riese Inflation wird uns immer mehr bedrängen und auch dort, wo wir das könnten, werden wir, fürchte ich, keine entschlossenen Gegenmaßnahmen ergreifen um wenigstens im Rahmen des uns Möglichen einen angemessenen Lebensstandard für die große Masse sicherzustellen.
Textstand vom 06.06.2011. Gesamtübersicht der Blog-Einträge (Blotts) auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm.