Der Beginn einer Leidenschaft - die Leiden schafft

Von Frankenlandler @frankenlandler
Wandern am Gardasee - der Beginn einer Leidenschaft

Urlaub, endlich Urlaub. Das gewählte Urlaubsziel war Limone in der Lombardei am Westufer des Gardasee.

Der Ort liegt idyllisch eingeschmiegt am Fuße eines steilen Berghanges und ist der Inbegriff von „Bella Italia“. Für mich der damals perfekte Urlaubsort um italienisches Lebensgefühl zu spüren.

So lag ich also am Pool unserer auserwählten Pension im Schatten.

Mir war langweilig und zwar so richtig elendig langweilig. Wenn ich Langeweile habe, fällt mir oft nur Blödsinn ein. So war es auch damals, als eine jahrelange Leidenschaft begann.

Wanderung auf den Cima di Mughera

Orientierung ohne Smartphone & GPS-Gerät

Ich lag mit dem Rücken zum See und blickte auf die schroffen steilen Felswände, die sich nur ein paar hundert Meter weiter, wie eine unüberwindbare Mauer vor mir auftürmten. Der Blick wanderte nach oben.

Unvermittelt und ohne jede Vorwarnung sagte ich zu meiner Frau: Ich geh morgen wandern und zwar da oben rauf.

 

Sie sah mich überrascht an. Du? Du gehst Wandern? Da rauf? Du spinnst doch. Ja, kann sein, irgendeinen Treffer hat jeder. Gehst Du mit? Nein, bekam ich als Antwort, dann gehe ich eben alleine.

Nach dem Abendessen suchten wir im Ort nach einer Wanderkarte der Region. Im Jahre 2006 gab es noch keine Smartphones und GPS-Geräte waren sündhaft teuer. Den Gipfel den ich erreichen wollte hieß Cima di Mughera, die Felswand genau oberhalb von Limone. Auf was ich mich da einließ, war mir am Vorabend nicht bewusst.

Wie blöd kann ein Trottel nur sein?

Blick hinunter nach Limone am Gardasee

Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich mit einem Kuss, packte 2 Flaschen Wasser in den Rucksack und marschierte los.

Es war früher vormittag und es war jetzt schon schwül. Egal, ich bin nicht so empfindlich gegenüber Temperaturen, egal ob warm oder kalt.

Ich wanderte los und fand auch gleich die Beschilderung zum Cima Mughera und Passo Guil. Der Weg führte zuerst in ein Tal und es wurde schattiger. Die Temperatur war ok und alles in allem ein gemütlicher Spaziergang.

Das hatte sich dann aber bald geändert. Der breite Weg wurde zu einem Trail und über einen scheinbar endlosen Anstieg ging es steil bergauf. Zudem wurde es wärmer und die Felswände sogen praktisch alle Sonnenenergie auf, um sie sogleich wieder in meine Richtung zu reflektieren. Es war heiß, sehr heiß.

Ich dachte mir damals schon, das könnte noch spannend werden im Laufe des Tages. So kam es dann auch. Es galt Passagen zu überwinden in denen Trittsicherheit und ein gewisses Maß an Schwindelfreiheit gefragt waren. Das größere Problem waren aber die Temperaturen und die Einsamkeit.

Weit und breit waren keine Menschen zu sehen. Ich war allein. Praktisch der Berg und ich, könnte man sagen. Und Zikaden, denen Ihr Gezirpe mich permanent begleitete.

Ich dachte mir, irgendwann muss der Anstieg doch mal aufhören und ich will jetzt endlich mal den Gardasee wieder sehen. Ich hab den Kanal voll von Felsen und  Büschen. Es ging ewig so weiter, bis ich an eine Stelle kam, an der absolute Stille herrschte. Keine Zikaden, kein Wind, kein Vogel. Nichts war zu hören. Ausser mein Herzschlag und da wurde mir mulmig zu mute.

Da wurde mir bewusst, wenn du jetzt 'nen Herzkasper kriegst, dann war's das. Hier oben findet dich rechtzeitig keine Sau. Ich nahm einen Schluck Wasser und stellte fest, viel davon habe ich nicht mehr. Hmmm, doof jetzt. Kann ich aber auch nicht ändern.

Hätte ich doch bloß mehr Wasser mitgenommen, du Trottel.

Die Sache mit dem Gipfelglück & dem Gieger auf dem Misthaufen

FrankenLandler und sein Gipfelglück

Irgendwann nach der allerletzten Biegung öffnete sich das Gebüsch und die Felsen und gaben den Blick frei, auf den gegenüberliegenden Monte Baldo und den im Dunst liegenden Gardasee.

Ich hab's geschafft. Endlich, ich bin oben am Gipfel. Vor mir ein Holztisch mit 2 Holzbänken und was sehe ich darauf?

Zwei Wanderer die in der Sonne dösten. Irgendwie war ich erleichtert, nach stundenlangem Anstieg Menschen zu sehen. Ich war doch nicht alleine, es gab noch so mehr Spinner wie ich, die hier heraufstiegen.

Eine vernünftige Konversation war nicht möglich, sie sprachen eine Sprache, die ich bis dato noch nie gehört hatte. M.e. ging es so in das flämische oder französisch mit ganz brutalem Dialekt. Englisch konnten die beiden nicht. Egal, ich war froh die beiden zu sehen.

Die beiden gingen nach einiger Zeit und ich hatte den Gipfel für mich alleine und genoss die Aussicht in vollen Zügen. Genau unter mir lag Limone. Von hier oben sahen die Häuser und Straßen so klein aus.

So klein, wie der Schluck Wasser, den ich in der letzten Flasche noch übrig hatte. So klein wie der letzte Schluck Wasser war, so groß war aber auch mein Stolz, den Anstieg bewältigt zu haben. Ich war richtig stolz hier oben zu stehen.

Ich stand da oben auf dem Gipfel, wie der schönste Gieger auf einem Misthaufen der sich präsentierte :-).

Währenddessen raschelte es im Gebüsch und du glaubst es kaum.

Jemanden die Schuld in die Schuhe schieben

Der Auslöser für den Beginn einer Leidenschaft.

Aus dem Gebüsch traten 2 Mountainbiker, die mich kurz mit "Salve" begrüßten, das Mountainbike auf den Boden legten und auf eine Felsspitze stiegen.

Ich war fassungslos. Wie verdammt nochmal, kann hier jemand mit einem Fahrrad den Berg hoch fahren? Ich war fasziniert, sprachlos und total überwältigt.

Ich fasste einen Entschluss: Das will ich auch.

Die Beiden auf dem Bild waren der Auslöser, dass ich mit dem mountainbiken angefangen habe.

Das mountainbiken wurde meine Leidenschaft und gelitten habe ich beim mountainbiken sehr oft und viel. Sowohl körperlich, als auch mental.

Ich hoffe Ihr konntet ein bisschen schmunzeln, vielleicht konntet Ihr auch etwas lachen, über diese kleine Geschichte über den Beginn einer Leidenschaft.

Den schließlich hat jeder einen an der Waffel, oder etwa nicht?

Bleibt gesund, bis zum nächsten mal Euer FrankenLandler.