Wenn man anonym eine Domain betreiben will, kann dafür sogenannte Domain-Proxies benutzen. Diese Dienstleistung bieten viele kommerzielle Domainhoster gegen Bezahlung an und lassen sich dafür an Stelle der wirklichen Domainbesitzer selbst in das WHOIS-Register eintragen. Allerdings schützt diese Maßnahme laut The Pirate Bay-Mitgründer Peter Sunde hauptsächlich gegen Spam und sei kein echter Schutz der Privatsphäre.
Sunde will jetzt in Sachen Privacy einen Schritt weitergehen. Der von ihm angekündigte Dienst Njalla kauft die Domains im Auftrag seiner Kunden und bleibt auch der Eigentümer.
Die volle Verfügungsgewalt über die Nutzung der Domain wird den potentiellen Kunden dann mit einen zusätzlichen Nutzungsvertrag zugesichert.
Der Name ist Programm: Eine Njalla-Hütte soll Menschen oder Lebensmittel vor Bären schützen, weshalb man sie auch Bear Pole nennt. Besonders, wenn der „Stiel“ durch Metallverkleidung oder andere Maßnahmen zu glatt zum Hinaufklettern ist, entfaltet der Schutzbau seine volle Wirkung.
Dazu schreibt Njalla-Gründer Sunde: „Wir sind ein freundlicher, betrunkener (aber verantwortungsvoll betrunkener) Strohmann, der die Schuld für deine Äußerungen auf sich nimmt.“
Die genannten Preise für die Nutzung dieses „Anonymizers“ liegen zwischen 15 und 75 Euro pro Jahr, wobei aber .de-Domains offenbar nicht angeboten werden . Das Unternehmen Njalla ist unter dem Namen 1337 LLC auf der Karibikinsel Nevis registriert.
Domains können problemlos umziehen
Es soll für Njalla-Kunden jederzeit ohne Probleme möglich sein, eine solche Domain zu einem anderen Anbieter umziehen zu lassen. Bietet dieser auch einen Whois-Schutz an, bleibt der Name der Eigentümer auch bei dem Transfer anonym, denn als Vorbesitzer taucht nur Njalla auf. Bisher müssen Domaininhaber beim Transfer für kurze Zeit ihre Identität offen legen, wie vor Kurzem beim Domaintransfer der rechtsextremen Webseite The Daily Stomer zu sehen war.
In der Vergangenheit wurden immer wieder Domains beschlagnahmt, beispielsweise bei Urheberrechtsverletzungen. Nach dem Terroranschlag von Charlottesville in den USA hatten aber auch einige Dienste in den USA den Betreibern nationalistischer Webseiten und Dienste gekündigt und damit eine Diskussion um die Verantwortung entsprechender Anbieter ausgelöst. Denn hier muss man sich schon fragen, ob das nicht eher aus PR-Gründen, als aus innerer Überzeugung gemacht wurde.
Abhängig von der gewünschten Nutzung braucht man allerdings schon viel Vertrauen, um sich auf so einen „Sündenbock“ wirklich zu verlassen – die Zukunft wird es zeigen!