Seit Mitte August wüten in Brasilien die schlimmsten Waldbrände seit Jahren. Doch was sind die Ursachen?
Eigentlich recht simpel: Brandrodungen, um Anbaufläche für Soja zu schaffen. Nicht solches, das dann als Tofu-Block auf dem Teller so mancher Veggies landet, sondern um geschrotet importiert und in den Trögen unserer Nutztiere zu landen.
Rinder, Schweine und Hühner… Billig angebotenes Fleisch, gesponsert durch Subventionen und eine unzureichende EU-Agrarpolitik.
Vielleicht harte Worte. Doch es ist zugleich eine harte Realität, welche wir hier zu Gesicht bekommen. Denn der Amazonas-Regenwald brennt. Und das so sehr wie seit Jahren nicht mehr. Mit horenten Auswirkungen auf unser Klima. Oder besser gesagt, den Klimawandel. Menschengemachte Konsequenzen sozusagen, die uns alle etwas angehen.
Schon lange in der Kritik
Die Abrodung des Regenwaldes zum Anbau von Sojamonokulturen steht schon lange in der Kritik. Manchmal misverständlich dabei die Ursachen. Denn die Hauptursache ist unsere heutige Nutztierhaltung, sodass unsere grünen Lungen nach und nach verdrängt werden. 2018 exportierte Brasilien nach Angaben des Wirtschaftsministeriums 83,3 Millionen Tonnen Soja, ein Anstieg von 22,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Was hier schon lange in der Kritik mancher Umweltpolitik steht, hatte bislang jedoch keine tragende Reichweite für sinnvolle Veränderung. Im Gegenteil.
Das derzeitige Ausmaß der Brände gefährdet die Stabilität des ganzen Ökosystems. So befürchten Forscher, dass sich der Wald vielleicht nie mehr erholt.
Bildquelle: NASA / Brände des Amazonas-Regenwaldes
Das brasilianische Weltraumforschungsinstitut INPE meldete in diesem Jahr mehr als 72.000 Brände. So viele wie seit dem Jahr 2013 nicht mehr.
Das Problem dabei: Die meisten der aktuellen Brände sind menschengemacht. Und treffen ein ohnehin schon geschwächtes Ökosystem.
Der Amazonas ist eines der größten Kohlenstoffsenker der Welt. Doch durch die Brände wird nicht nur jetzt schon mehr Kohlendioxid freigesetzt, gesunde Regenwald-Ökosysteme benötigen etwa hundert Jahre um sich wieder zu erholen. Doch ob sich der Amazonas durch die Brände und die Auswirkungen des Klimawandels wieder erholen wird, ist fraglich.
Bereits vor einigen Jahren las ich einmal diverse Prognosen, dass wir Gefahr laufen, dass bis Ende dieses Jahrhunderts der komplette Amazonas-Regenwald abgerodet sein wird. Und nach diesen Neuigkeiten gewinne ich den Eindruck, dass diese Prognose wohl irgendwann zu unserer Realität werden wird. Denn es ist ein Teufelskreis. Der Export von Soja, die Abrodung des Regenwaldes zur Gewinnung neuer Anbauflächen, die Subventionen zur Produktion günstigen Fleisches. Aber auch die brasilianische Politik möchte den Amazonas „stärker wirtschaftlich entwickeln“. So zumindest nach Aussagen des brasilianischen Präsidenten. Insofern sind es nicht nur Landwirte, die die Feuer legen, sondern auch der politische Wille, der für den Anstieg der Brände verantwortlich ist.
Ein weiterer Aspekt ist, dass durch die Brände im Amazonas auch die Artenvielfalt etlicher Tier- und Pflanzenarten bedroht ist.
Denn die Wälder spielen eine entscheidende Rolle im Wasser- und Kohlenstoffkreislauf der Erde. Durch die menschengemachten Brände werden große Mengen Kohlenstoff freigesetzt, wodurch die Artenvielfalt bedroht wird. Artensterben ist die Folge.
Die Lage ist ernst
Dadurch, dass die Brände erhebliche Kohlenstoffemissionen freisetzen, steigt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre der Erde noch schneller an als bisher. Und genau das hat ernste Konsequenzen für unser Weltklima zur Folge.
Der französische Präsident Emmanuel Macron kündigte an, die Brände im Amazonas-Regenwald auf dem G7-Gipfel in Biarritz zu thematisieren und bezeichnete das Ereignis als internationale Krise. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel schloss sich diesem Vorschlag an und betonte auch die Bedrohung für die Erde.
Insgesamt jedoch werden durch einen Anstieg der Waldbrände im Amazonas (aber auch in anderen Gebieten der Erde) umweltpolitische Bemühungen um Jahrzehnte zurück geworfen. Fraglich ist auch, in welche Zukunft man so langfristig blicken darf?