Depression und Übergewicht – die Katze beißt sich in den Schwanz

Heute bin ich auf einen interessanten Artikel zum Thema Depression und Übergewicht gestoßen.

Dass Medikamente gegen Depressionen auch Übergewicht fördern können, ist nicht neu, ebensowenig  die Tatsache, dass die Unzufriedenheit mit dem äußeren Erscheinungsbild zu Depressionen führen kann. Auch dass Diäten depressive Stimmungen auslösen können, weiß man längst, ebenso dass traumatische Kindheitserlebnisse viele Menschen  zum Essen als Trost zum Essen greifen lassen und Übergewicht als Schutzpanzer notwendig wird.
Das alles wird hier anschaulich zusammengefasst, doch die Schlussfolgerung ist leider nicht mehr als der Ausdruck von Hoffnung.  “Die aktuelle Forschung trägt sicher dazu bei, die Übergewichtigen von diesem Stigma bald zu entlasten.” Mit diesem Stigma ist die oberflächliche, falsche Schlussfolgerung gemeint, dass dicke Menschen einfach willensschwach und faul sind und sich nur aufraffen müssten, um mit einer schnellen Diät schnell mal ihre Pfunde loszuwerden.

Solange Sendungen wie “The biggest Loser” damit werben, dass bei allen Kandidaten die Pfunde purzeln und das gewaltig und dass dies dauerhaft wäre (wobei ich mich fragen, wie es wohl in zehn Jahren den Kandidaten der allerersten Staffel gehen wird) , wir dieses Stigma salon, sprich, medienfähig bleiben und sich tiefer und tiefer in das Denken der Medienkonsumenten fressen. Die Nicht-Loser-Loser werden ja vor der fulminanten Schlussrunde eliminiert und dann kümmert sich kein Schwein, pardon, keine Kamera mehr darum, wie sie mit diesem Stigma der “willsensschwachen Versager” klar kommen, das ihnen die Sendung aufgedrückt hat.

Die in dem Artikel erwähnten Erkenntnisse sind nicht erst seit gestern in Büchern erwähnt worden. Doch es ist nicht gelungen, das Stigma auch nur ein bisschen zu dämpfen. Auf jede sachliche, relativierende Medienmeldung folgen fünf andere, wo es um Gewichtsreduktionsprogramme geht, wo wieder das Schreckgespenst der übergewichtigen Gesellschaft gehätschelt wird. (Wozu bräuchte es sonst Experten und Programme, die Finanzmittel für diese Experten locker machen?)

Schon jetzt ist die Angst vor Übergewicht so groß, dass viele Frauen lieber rauchen und das Risiko von Bluthochdruck und Lungenschäden in Kauf nehmen, als auch nur zwei Kilo mehr auf die Wage zu bringen, sollten sie mit dem Rauchen aufhören.

Schon jetzt ist ein gesunder, vollständiger Magen und Darm nichts wert im Vergleich zum rapiden Gewichtsverlust, der bei Adipositasoperationen versprochen wird.

Schon jetzt fürchten sich viele junge Frauen vor der Schwangerschaft, weil sie dann ja “dick” werden und damit hässlich.

Schon jetzt lassen wir uns lieber Nervengift ins Gesicht spritzen als dass natürliches Unterhautfettgewebe das Gesicht polstert.

Es hängen Milliarden Euro dran, dass das Stigma erhalten bleibt und die Gier der Unternehmer und Aktionäre und die geschmeidigen Zungen der Lobbyisten werden auch weiterhin dafür sorgen, dass es nicht besser wird. Denn wer mit sich zufrieden ist, kauft nicht Waren und Dienstleistungen in der Hoffnung, dass die  (oft leere) Versprechungen aus ihm/ihr einen besseren Menschen machen.

Dicke(re) Menschen  (und solche, die sich für dick halten, ohne das sie es nach den gängigen Regeln sind) erlauben glücklich zu sein  – wo käme da die Verschönerungsindustrie hin? Zuletzt müssten sie noch Produkte erzeugen, die wirklich nützlich sind. ….


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