Dem Ende entgegen

Tag 121. Montaga 2. Sept. 2013. Von Portomarin bis Palas del Rey.

Ich war ja froh, überhaupt ein solch nettes kleines Einzelzimmer bekommen zu haben. Als ich spät nachts ins Bett gehen will, sehe ich eine Bettwanze hinterm Nachttisch. Kein Thema: Ich habe sie kurzerhand ermordet. Die Frage aber, ob es noch weitere ihrer Gattung gibt, konnte ich nicht so einfach beantworten. Ich habe auf jeden Fall im Schlafsack geschlafen und konnte morgens keine Bisse oder Stichde feststellen. Meinen Anti-Wanzen-Spray habe ich vor einigen Tagen in O Cebreiro dem Hannes aus Berlin ausgeliehen. Seither haben wir uns leider nicht mehr wieder gesehen.
Also gehe ich gegen sieben Uhr auf den zentralen Dorfplatz, wo drei große Trucks beladen werden mit dem Equipment der Gruppe Ciclon, die heute nacht hier gespielt hat. In der Bar Arenas gibt es ein vorzügliches Frühstück. Ich genieße Croissant und Toastbrot und den frischen Orangensaft.
Von Sonnenaufgang keine Spur, denn draußen ist dichter Nebel als ich auf die Strecke gehe.
Der Camino führt wieder über eine Brücke und dann im Wald Richtung Westen. Nebelschwaden, grau in grau alles.
Ich treffe ein Ehepaar aus Saarbrücken, die schon seit Wochen auf dem Camino unterwegs sind. Wir unterhalten uns über unsere Erlebnisse und bringen so ein Stück Weges entlang der Straße hinter uns. 
Im ersten Bar-Café setze ich mich zu Barnara und Inge-Britt aus Dänemark, die ich schon seit einigen Tagen immer wieder gesehen habe. Zuletzt beim Anstieg nach La Faba als ich locker an ihnen vorbeigezogen bin. Sie sind seit Burgos auf dem Camino und verstehen recht gut deutsch (den Rest verständigen wir uns auf englisch). Es ist elf Uhr und ich freue mich über den Café con leche. Ich sehe die Pilgergruppe aus Ergenzingen vorbeiziehen. Die haben noch Power bis zur nächsten Bar!
Immer noch stecken wir im Nebel. Ungewöhnlich für mich sonnenverwöhnten Pilger aber typisch für diese Region in Galizien. 93 km Luftlinie ist es bis zum Atlantik nördlich von uns.
Gegen 11.30 Uhr hat der Nebel das Spiel verloren: die Sonne ist da, blauer Himmel erfreut mich und nur noch ganz im trüben Blick in der Ferne kann man den Feuchtegehalt der Luft erahnen.
Die Wegstrecke ist heute ganz unspektakulär. Mal ein weig aufwärts, mal ein wenig flach, mal ein wenig abwärts, kleine Weiler mit ein paar Häuser, den typischen galizischen Kornspeichern. Mehr ist nicht geboten.
Gegen 12.30 Uhr bin ich im Weiler Venta de Narron.. Die fröhliche Truppe aus Ergenzingen sitzt bereits auf der Terrasse des Cafés und hat tolle Ideen ausgebrütet: den “Pilgerbeschleuniger” (per christlichem Zuspruch) oder der Idee “Rent-a-friend”, die sich auch zu Hause umsetzen lässt. Ich esse einen gemischten Salat mit Thunfisch und Tomaten und dazu ein großes Radler. Klaus, der Pfarrer, liest aus einem kleinen Büchlein vor. Es ist – die Bibel!
Der Weg führt weiter auf der Straße durch eine liebliche aber unspektakuläre Landschaft. Alle fünfhundert Meter trifft man auf einen Kilometerstein, der die angebliche Reststrecke bis Santiago anzeigt.
Dann endlich – noch eine Salat-Einkehr in der Bar “Ameisenstraße” – und Palas del Rey ist erreicht. Ich frage in einigen Hostales nach Einzelzimmern und werde erst später im Zentrum im Hostal Guntina fündig.
Am Abend schlendere ich durchs Städtchen und treffe in einem größeren Lokal – Zufall! – wieder auf die Ergenzinger Gruppe, die bereits einen Großteil des Abendessens hinter sich gebracht hat. Mit einer Linsensuppe und einem Pulpo gallego mit Kartoffeln und Arroz con leche beschließe ich den Abend. Dazu einen Roséwein aus der Rioja. Und später noch einen leuchtendgelben Kräuterschnaps – man gönnt sich ja sonst nichts…

25,2 Kilometer sind heute zusammengekommen. 2.624 km zeigt die Gesamtsumme.


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