Wade Wilson ist ein ehemaliger Special Forces Soldat, der seine Brötchen heute als Auftragssöldner verdient. Wilson ist ein Draufgänger. Er lernt eine bezaubernde Frau kennen und die beiden führen ein tolles Leben. Doch dann wird Wilson schwer krank und weiß nur noch einen Ausweg, als ihm durch ein Experiment Heilung versprochen wird. Statt geheilt wird Wilson zum Monster. Jedoch ausgestattet mit einer Persönlichkeitsstörung und besonderen Heilungsfähigkeiten. Wilson, nun Deadpool, sinnt es nach Rache gegen den Menschen, der sein Leben zerstört hat...
Deadpool basiert auf einer in der Mainstreamwelt eher unbekannten Comicfigur, die nur tiefergehenden Comiclesern so wirklich vertraut sein dürfte. Im Kino spielte Deadpool, mit einer kleinen Ausnahme, interessanterweise ebenfalls von Ryan Reynolds performt, keine Rolle. Das hat nun ein Ende. Endlich muss man sagen. Die extrem gelungene, virale Marketingmaschinerie hat ganze Arbeit geleistet, um uns heiß auf den Film zu machen. Und was soll ich sagen? Der Film hält alles, was er zuvor in den vielen Trailern versprach. Für einen Kinofilm exorbitante Gewalt, Sex, ein wahrer Fluchmarathon und Geschmacklosigkeiten ohne Ende. Yes! Das sind alles Zutaten, die im MCU für gewöhnlich komplett ausgeklammert werden. Und wenn ich mir den vollen Kinosaal so angesehen habe, konnte ich erkennen, dass auch R-Rated Blockbuster durchaus funktionieren können.
Der Humor trifft garantiert nicht jeden Geschmack. Deadpool ist sich nicht zu schade um über alles und jeden seine Gags am Fließband abzufeuern, auch wenn sie noch so geschmacklos sind. Schimpfwörter ohne Ende, One Liner unter die Gürtellinie. Das ist pubertär, aber das ist auch Deadpool wie wir ihn sehen wollten. Deadpool bricht häufig mit der vierten Wand, scheut sich nicht davor sein eigenes Universum durch den Kakao zu ziehen und punktet mit selbstreferenziellen Metaebenengags. Der Humor paart sich blendend mit der Brutalität des Films. Gliedmaßen fliegen nur so durch die Gegend. Alles andere wäre auch enttäuschend gewesen oder?
Der erste Deadpoolfilm ist eine Originstory. Aber anders als in anderen Comicadaptionen gibt es bei Deadpool keine stringente Timeline. Stattdessen haben wir einen Gegenwartsplot, der im Übrigen wie schon bei Ant-Man eine kleine Geschichte erzählt und nicht vom Untergang der Welt, was dem Film zugutekommt. Zwischendurch gibt es dann immer wieder längere Einschübe mit Rückblicken in die Entstehung von Deadpool. Ein guter Schachzug, der dazu führt, dass man dem Originstorydilemma vieler anderer Filme (zuletzt Fantastic Four-Reboot) aus dem Wege geht. Deadpool ist kein Spektakel, vielleicht auch eine Budgetfrage. Aber die kleine, eher persönliche Geschichte funktioniert einfach.
Deadpool lebt auch von Ryan Reynolds. Man merkt von der ersten Sekunde an, wie viel Herzblut der Schauspieler in diese Rolle und in dieses Projekt gelegt hat. Ob mit oder ohne Maske, Reynolds ist absolut glaubwürdig als Anti-Superheld. Spätestens jetzt sollte die Green Lantern Schmach dann auch vergessen sein. Die anderen Figuren sind ebenfalls durchaus nett geschrieben, aber leider kann niemand von Reynolds Performance profitieren. Insbesondere die Schurken bleiben ziemlich blass. Auf der anderen Seite bin ich allerdings auch froh, dass Deadpool nicht gegen einen grünen Goblin oder ein anderes CGI-Wesen kämpfen muss. Gefreut habe ich mich über den schlag- und trittkräftigen Auftritt von Gina Carano.
Deadpool ist nicht Teil des MCU. Disney würde sich niemals an eine R-Rated Comicadaption wagen. Stattdessen ist Deadpool im X-Men Franchise angesiedelt. Nachteil ist jedoch, dass Fox der Produktion ein eher mittelmäßiges Budget spendiert hat. Manche CGI-Effekte sind deshalb nur mittelmäßig und der Showdown am Ende liefert natürlich nicht das Spektaktel der Avengers. Und dennoch bringt auch Deadpool audiovisuelle Qualitäten mit. Schon die Freeze-Eingangssequenz ist ein absoluter Hingucker. Außerdem war ich positiv vom erstaunlich ausdrucksstarken Score überrascht.
Deadpool ist eine Kreuzung aus Kick-Ass und dem Original Turtles Film aus den frühen 90ern. Diese Mischung, vor allem in Kombination mit den Sprüchen unter der Gürtellinie, bzw. dem Deadpool-Humor generell, muss man nicht mögen. Wenn man aber auch nur annähernd etwas anfangen kann - mit der Figur und dem Universum - dann führt in diesem ersten Kinoquartal 2016 kein Weg an Deadpool vorbei. Tim Miller hat für mich neben Guardians Of The Galaxy und
Captain America: The Winter Soldier DEN Comicfilm der letzten Jahre geschaffen. Einen der interessantesten Blockbuster der letzten Zeit noch direkt mit dazu.
OT: Deadpool VÖ: 2016 Laufzeit: 108 Minuten FSK: 16 R: Tim Miller D: Ryan Reynolds, Gina Carano, Morena Baccarin, Taylor Hickson, Brianna Hildebrand, T.J. Miller, Ed Skrein
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Christian
Bildquelle: Twentieth Century Fox Film Corporation, Marvel Entertainment, LLC