De dicto

"Gauck [...] diskutierte vor mehreren Tausend Menschen mit dem seit einem Unfall bei "Wetten dass..?" gelähmten Schauspielstudenten Samuel Koch und dem behinderten Pfarrer und Paralympics-Sieger Rainer Schmidt. Die beiden hätten begriffen, "dass sie viel mehr vermögen, wenn sie etwas von sich verlangen", sagte Gauck. Es sei ein elementares Element der Gesellschaft, "dass wir uns nicht hängen lassen", sagte der Bundespräsident.
Dies gelte "für alle Menschen, die aus dem Normalmaß herausfallen", ergänzte Gauck und nannte als Beispiel Langzeitarbeitslose, die vor der Wahl stünden, sich damit einzurichten oder weiter nach einer Anstellung zu streben. Man müsse lernen, an sich selbst Erwartungen zu richten, nicht nur an die Gesellschaft, die unterstützt."
- aktuell.evangelisch.de am 2. Mai -
Zum Gesagten sei angemerkt: Es ist schon ein Leckerbissen intriganter Rhetorik, zwei gesellschaftliche Randgruppen so stupide gegeneinander auszuspielen. Aber dumm genug kann es wohl gar nicht sein - letztlich regt sich kaum noch jemand darüber auf. Da lobt der Bundespräsident behinderte Mitmenschen, weil sie auch etwas leisteten und macht damit den Gedanken der Leistungsgesellschaft zum wesentlichen Aspekt der Inklusion - aber keinen stört es. Hat der Mensch nun eine unveräußerliche Würde oder definiert sie sich nach dem, was er tut, was er kann und leistet? Und am Ende kürt Gauck dann auch noch Erwerbslose zu einer Art Antriebsbehinderter und macht Langzeitarbeitslosigkeit zu einer Form körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung.

Man vermag mehr, wenn man etwas von sich verlangt, weiß die theologisch geschulte Binsenweisheit. Das ist die alltagssprachliche Ausformung des Fördern und Fordern, die da durchschimmert. Menschen mit Behinderung können demnach nur inkludiert werden, wenn sie sich selbst dazu anhalten. Irgendwie klingt das alles auch wie: Wer nicht integriert ist als Behinderter, der hat selbst noch nicht genug von sich abverlangt, der hat sich hängen lassen, um es mit Gaucks salbungsvollen Worten zu sagen. Das gilt für alle, die nicht ganz normal sind, sagt der Bundespräsident, auch wenn er es schöner sagt und irgendwas vom Herausfallen aus dem Normalmaß salbadert.
Aber Gauck möchte natürlich nicht Behinderte schelten, die sich vielleicht nicht ausreichend integriert fühlen in einer Gesellschaft, in der Leistung und körperlich-geistige Ausbeutbarkeit oberstes Prinzip sind. Er missbraucht lieber den Lebensmut und die Integrationsbereitschaft behinderter Menschen, indem er sie Langzeiterwerbslosen gegenüberstellt. Denn auch die seien in einer ganz ähnlichen Situation. Wie behinderte Menschen gelernt hätten, keine Erwartungen in die Gesellschaft zu setzen, so müssten das auch Arbeitslose lernen. Das ist wenigstens mal ein deutliches Bekenntnis! Was Gauck hier anhand von behinderten und arbeitslosen Menschen verquickt, steht unter dem Stern der absoluten Eigenverantwortlichkeit. Die Gesellschaft ist für nichts mehr verantwortlich, nur die individuelle Verantwortlichkeit entscheidet. Man lebt so gesehen nicht mit einer Behinderung, man ist die Behinderung, das Hindernis selbst, wenn man sich nicht einpasst. Man ist nicht arbeitslos, man ist das personifizierte Arbeitslose. Wenn man nämlich will, wenn man alles von sich abverlangt, wendet sich alles zum Besseren.

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