DIE DDR UND OST EUROPA IM JAHRE 1980
Hier habe ich einige Auszüge aus dem Buch:<Meine Reise auf dem Weg zur Erkenntnis<
über Osteuropa und die Ex DDR gesucht, und hier eingestellt.
So ganz hat es wohl nicht geklappt?
(Foto Quelle: Spiegel.de,Google Bilder)
Ehrlich gesagt, habe ich weder Zitronen, Bananen noch den Kaffee vermisst. Und Schokolade hatte ich genug in meinem Betrieb. Mein Cousin, der älter war als ich und studierte, nahm mich des Öfteren mit zu seinen Sportveranstaltungen, wie Motocross-Fahrten, Fallschirmspringen und gemeinsamen Campingübernachtungen. Dies alles machte mir sehr viel Spaß.
Die politischen Diskussionen waren allerdings nichts für mich. Den Quatsch, die Westler seien Sklaven der Amerikaner und der Sozialismus, so wie er in der DDR vorhanden sei, wäre das einzig Richtige, wollte ich mir nicht anhören. Ich widersprach aber auch nicht und mein Cousin war zufrieden.
Ich wusste, dass mein Onkel mit dem Gedanken spielte, die DDR zu verlassen. Da Mutter mich eindringlich bat, nichts von dem zufällig aufgeschnappten Gespräch zu erwähnen, hielt ich meinen Mund.
Ein anderes Kapitel: Jugoslawien und Bulgarien…
Unsere Reise führte uns durch Salzburg, Graz, Maribor, über die fürchterliche jugoslawische Autopiste, die bis zu einem halben Meter tiefe Schlaglöcher hatte, bis nach Belgrad. Ab Belgrad wurde die Straße besser.Der Ostblock hatte mich schon immer genervt, da die Menschen dort nicht lebendig wirkten, sie schienen schon tot zu sein, aber hatten es nur noch nicht gemerkt.
Es kam keine Freundlichkeit von ihnen, nur barsche Töne, und immer hatte ich das Gefühl, dass sie in einer ständigen Angst lebten. Vor wem sie Angst hatten, das wusste ich nicht, aber sie machten mir auch Angst. In allen Ländern hinter dem „Eisernen Vorhang“, ob in Polen, Russland oder einem anderen Ostblock-Land, waren die Menschen immer irgendwie verängstigt.
So, als ob man sie täglich verprügeln würde. Ich fuhr also nur ungern durch Bulgarien, doch es gab keine andere Möglichkeit. Italien und Griechenland waren zu weit und zu teuer.
Sofia, Bulgariens Hauptstadt, war sehr schön. Wenn die Bulgaren nicht dort gewesen wären, hätte man sich in diese Stadt verlieben können.
Ich war also dieses Mal mit Chitra unterwegs und sie hatte auch - wie ich - das diffuse Angstgefühl, wenn die Polizisten in ihren dunklen Uniformen auf freier Straße, ganz plötzlich hinter einem Baum hervorkamen und schrien, dass man zu schnell gefahren wäre.
Man hatte keine Chance, darauf aufmerksam zu machen, dass sie das gar nicht feststellen könnten, da sie ja kein Radarmessgerät hätten.
Man hörte nur: „Wir Polizei, du zu schnell, du zahlen zwanzig Dollar, Dollar Amerika!“ Wenn man dann erklärte, dass man nur die bulgarischen Lewa hätte, wurde man darauf verwiesen, dass es auch Deutsche Mark sein können aber dann seien fünfzig fällig.
Die wollten keine Lewa, nur Valuta. Um weiterfahren zu können, kam man nicht drum herum und musste die verlangten Scheine hinblättern. Bestand man darauf, eine Quittung zu bekommen, wurde alles noch komplizierter und der Preis verdoppelte sich. Also keine Quittung und nichts wie weg! Das konnte einem bis zu drei- oder vier Mal am Tag passieren. Schuld waren die Nummernschilder, das waren deutsche, ovale, weiße Schilder mit schwarzen Zahlen und einem großen „Z“ in der Mitte. Es waren unsere Zollnummernschilder. Sie waren als „Jumurta Placka“ bekannt. Das war wohl Türkisch und sollte so viel wie „Eierschild“ heißen. Nicht genug, dass man an der Grenze offiziell bulgarische Lewa zwangsweise tauschen und Benzin-Coupons mit Westwährung kaufen musste.
Wenn man es durch Bulgarien geschafft hatte und an der anderen Grenze seine eingetauschten Lewa zurücktauschen wollte, war entweder kein ausländisches Geld vorhanden oder der Kurs war so unverschämt hoch, dass man auf die Idee kam, es woanders zu versuchen. Das war allerdings nicht möglich, denn keine Wechselstube wollte diese Währung haben.
Kurt und ich nahmen das Geld einfach für unsere nächste Reise mit, was aber verboten war oder wir gaben es für fantastisch gutes und billiges Essen und Getränke aus. Sofia war genau der richtige Ort dafür. Zum Beispiel war da das „Hotel Sofia“, dort ging die Post ab. Es gab eine Weinstube mit Musik, Tanz und hervorragendem Essen.
Die Zimmer waren eines Fünf-Sterne-Hotels würdig und die Preise stimmten. Es war der richtige Ort, um einen komfortablen Stopp einzulegen.
Chitra war sowieso etwas genervt und wollte eine Nacht in einem richtigen Bett schlafen. Da kam dieser Stopp gerade recht. Nur die Hotelrechnung mussten wir in Westwährung bezahlen. Die Trinkerei und das Essen konnte man direkt bei der Kellnerin in Lewa abrechnen. Eine Nacht blieben wir und weiter ging es.
Wir verließen dieses so farblose Land, wo alles grau in grau war und die Leute im Allgemeinen genauso farblos daherkamen. Wie lange mussten diese Menschen noch in diesem System ohne Farbe und ohne Freude, leben? Ohne Glauben? Ohne Hoffnung? „Es lebe der Sozialismus!“ Das hatte mein Cousin damals in Erfurt auch immer gebrüllt, wenn er von der Schule kam und mir imponieren wollte. Nachdem mein Cousin republikflüchtig geworden war und sich im „von den USA unterdrückten Westen“ niedergelassen hatte, ist er heute ein Manager einer großen Energie-Gesellschaft. Sein Vater hatte sich wieder eine große Bäckerei aufgebaut und war sogar in der Lage, mir viertausend Mark zu leihen, damit ich meine Frau nach Ceylon reisen lassen konnte. Eines Tages würden auch die Menschen im Ostblock frei sein, das hoffte ich wenigstens. Ich dachte, dass es nicht an den Menschen lag, sondern an der Struktur des aufgezwungenen Regierungssystems.
Mein "Mann von der Firma“ mit Sitz in einem Vorort von München.
Natürlich wollte ich wissen, was für ein Geschäft ein Militärattaché mir anbieten könnte.
Ich wechselte zu Bacardi Cola über und lauschte dem, was mir Reiner vorzuschlagen hatte. Wie könnte ich für mein Land etwas tun und dafür Geld bekommen?
Im Prinzip waren es zwei Dinge, die ich machen sollte. Nach den Erklärungen musste ich ja oder nein sagen und ich sagte ja!
Schon am übernächsten Tag bekam ich eine Kamera und den Auftrag, alles was aus dem Hafen von Aqaba nach Bagdad unterwegs ist zu fotografieren, und einige Notizen zu machen. Er machte mich mit den fünf „W“ bekannt: wo, wann, was, wie viel und woher! Alles nur, um festzustellen welche Exportartikel, beziehungsweise Importe, nach Bagdad gingen.
Der Anschluss in Deutschland sollte nicht verpasst werden, dass auch wir die richtigen Waren ausführen können und darum Arbeitsplätze sichern. Speziell sollte ich ein besonderes Augenmerk auf die „Ifas“ haben, die aus der DDR kommen würden. Auch sei es wichtig mit den Leuten aus der DDR, die für die Verladung der Autos verantwortlich seien, in Kontakt zu kommen. Er zeigte mir drei Männer, die an der Bar saßen und Bier tranken. Das seien die Leute, mit denen ich unbedingt in Kontakt kommen müsste. Ich sollte sie einladen und die Spendierhose anhaben, trinken, essen und wenn es sein müsste und möglich sei, auch für Mädchen sorgen und bezahlen. Natürlich ginge alles als Spesen auf seine Rechnung. Ich versicherte ihm, dass ich verstanden hätte, was ich zu machen hätte.
Reiner verzog sich wieder nach Amman und ich hatte schon am nächsten Tag den besten Kontakt mit meinen ostdeutschen, neuen Freunden.
Rolf, Heiner und Dieter waren die Namen von meinen neuen Saufkumpanen.
Ein ganz neues Gefühl zu bestellen, was man wollte ohne auf den Preis oder die spätere Rechnung Rücksicht nehmen zu müssen. Meine Kollegen von „drüben“ waren genauso begeistert wie ich. Denen habe ich erzählt, dass ich ein Fuhrunternehmer aus der Nähe von Frankfurt/ Main sei.
Die Musiker, ein Pärchen, das ich schon von vorherigen Besuchen in der Bar kannte, lud ich auch an unseren Tisch ein. Meine Ossis waren total glücklich und tranken den Whisky- Cola, als ob es darum ginge dem Hotel zu schaden und den Vorrat an Whisky oder Cola oder auch beiden zu vernichten. Zwischendurch kam wieder das Ölgeschäft in Gange und da ich jetzt eine neue Aufgabe und einen Zuverdient hatte, machte das Fahren wieder Spaß und ich fotografierte alles, was nach meiner Ansicht für meinen Auftragsgeber von Bedeutung sein könnte. Fässer, Kisten, mit Plane versehene Tieflader, Gefahrgutzettel, natürlich immer die „5 W’s“, auch Militärfahrzeuge, militärische Einrichtungen zwischen H5 und Rutbar, z. B. Radaranlagen, Hochspannungsleitungen und speziell gekennzeichnete Munitionstransporte. Und in Aqaba lud ich meine ostdeutschen Freunde zu einer Sauftour ein. Mein Auftragsgeber, der in der Nähe von München sein Unternehmen hatte und im Allgemeinen „Die Firma“ genannt wurde, vergaß nicht dem „Gustav“ die Kosten zu erstatten. Ich brauchte das Geld und die Firma brauchte die Fotos und etwas nachdenkliche Ostbürger.
Die Jungen waren ganz stolz auf ihre Ifa- Fahrzeuge, die im östlichen Harz produziert wurden. Auch kam es schon mal vor, dass etwas anderes mit bei der Ladung war, was sie nicht vergaßen mir mitzuteilen, der Stolz!
So erfuhr man in der „Firma“, dass auch Kriegsware dabei war.
So ein Blödsinn sei dieser Krieg.
Die Iraner würden von den Russen beliefert und die Iraker halt von ihnen.
Ich weiß, dass die Amerikaner Weizen brachten, den die Norweger mit einem Spezialschiff in Säcke verpackten.
Bei Kapitän Magnussen gab es den besten Rentier- Schinken und geräucherte Bärentatzen. Echte Bärentatzen. Ich habe sie auf dem Schiff selber gegessen.
Eine französische Spedition karrte den Weizen mit arabischen Fahrern nach Bagdad.
Japan schickte Korolla Autos für die unteren Armeeangehörigen.
Die Deutschen schickten VW Golf für die höheren Offiziere.
So verdiente jeder an diesem Krieg.
Meine Touren liefen gut und das Nebengeschäft florierte auch.
Ich mietete mich in eine Wohnung ein und das war gut, denn unverhofft kam mein deutscher Fuhrunternehmer, holte den LKW welchen ich bisher gefahren hatte, und verkaufte das gute Stück an einen Jordanier.
Ich konnte mich nun voll auf meine neue Tätigkeit als „Kundschafter“ für die BRD konzentrieren. Die „Firma“, vielmehr der Mann aus Amman, besorgte mir ein gebrauchtes Auto, einen Fiat, kein deutsches Fabrikat.
Das wäre besser, denn wenn etwas mit mir passieren würde, dürfte man keine Zusammenhänge feststellen können meinte mein Mann aus Amman.
Das hörte sich nicht sehr loyal an. Aber so ist das wenn man für solch eine „Firma“ arbeitet.
Ich erzählte meinen Ostbrüdern, dass ich einen Onkel habe, der eine HO- Bäckerei in Erfurt geleitet hatte, nun im Westen sei, und schon drei Häuser erwirtschaftet hätte.
Ein anderer Verwandter, der Tachometer herstellen würde, Tachometer Kuhn, aus Karl- Marx- Stadt. Er hatte den Mut nicht abzuhauen und sei ein guter Bürger der DDR aber eben nicht so frei wie der Onkel im Westen.
Meine Freunde rieten mir nicht so zu reden, sondern so wie es ein Politoffizier der DDR hören will.
Man hatte mich zu einer Besichtigung auf ihr DDR Schiff eingeladen.
Das erste Mal, dass ich auf ein sozialistisches Schiff gehen würde.
Man vertraute mir, und ich wurde vom Politoffizier empfangen und in den Roten Salon geführt. Es gab reichlich Radeberger Pils und den besten Schweinebraten mit Thüringer Klößen und Rotkohl.
Natürlich gab es auch Diskussionen.
Jeder wollte jeden überzeugen, dass sein Deutschland das bessere sei.
Ich gab nach einer Weile auf und wir sprachen von Weibern und Nutten.
Die Jungens hatten auch schon was zu erzählen, wenn sie in Cuba, einigen afrikanischen Ländern und dem ganzen Ostblock waren. Sie hatten auch eine Ahnung, was in der westlichen Welt passierte. Auch über Westdeutschland waren sie gut im Bilde.
Nur sehr vorsichtig und überlegt antworteten sie auf meine Fragen.
Doch nach noch mehr Radeberger und Wodka tranken wir erst einmal auf Brüderschaft. Sollte es irgendwie einmal zu einer Wiedervereinigung kommen, würde der Westen sehr viel vom Osten übernehmen müssen, da viele Sachen einfach besser seien, kam vom Politoffizier. Die besseren Schulsysteme, Lehrlingsausbildung, Jugend- Sportaktivitäten, auch die besseren Sportler seien in der DDR zu Hause.
Ich ergänzte, dass das Bier, die Ifas und erstklassige Schiffe mit einer super Besatzung aus der DDR kämen.
Sie lachten und meinten, dass ich sehr witzig sei.
Nein, es ist doch kein Witz, dass der Unimog, der Mercedes, Opel oder BMW zufällig aus dem Westen Deutschlands käme.
„Wir wissen, was du meinst!“, bekam ich als Antwort.
Außerdem seien wir im Westen überhaupt nicht bereit für eine Wiedervereinigung zu kämpfen.
„Ihr im Westen müsstet alle um 50% verzichten, so dass wir im Osten 50% aufstocken könnten. Wir wissen durch unsere Seefahrt, was bei uns nicht ganz so in Ordnung ist. Niemand im Westen wäre bereit seinen Mercedes gegen einen Trabi einzutauschen.“
Irgendwie merkte ich, dass Ostberlin sehr weit weg war, denn so würden diese Leute in anderer Umgebung nicht sprechen.
Ich goss Öl ins Feuer und malte ihnen aus, dass es doch so schön wäre, wenn die aus dem Osten, Opel,-Mercedes,-Audi und andere europäische Autos fahren könnten, und wir im Westen, auf den Trabant umsteigen würden.
Alle fanden es sehr lustig.
Nachdem wir noch festgestellt hatten, dass dies niemals passieren würde, verabschiedete ich mich und man brachte mich an Land........
Soviel aus dem Buch: