Dauerstau in der Domstadt: Regensburg droht der Verkehrsinfarkt

Dauerstau in der Domstadt: Regensburg droht der Verkehrsinfarkt
Regensburg (obx - internet-zeitung) - Rien ne va plus: Immer öfter geht zur Hauptverkehrszeit in Bayerns viertgrößter Stadt Regensburg gar nichts mehr. Für viele Berufspendler, die sich allmorgendlich und zum Feierabend durch die Regensburger Autobahn-Nadelöhre der A3 und der A93 quälen müssen, ist der Dauerstau zum ständigen Begleiter der Arbeitswoche geworden. Immer öfter warnen inzwischen auch die verantwortlichen Kommunalpolitiker in der Region: Wenn nicht demnächst etwas passiert, dann droht der Region Regensburg der völlige Verkehrsinfarkt. "Wir wissen, dass alle Maßnahmen hier in der Region hochdringlich sind", sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer kürzlich bei einem Ortstermin direkt in einer der vom Dauerstau geplagten Anliegergemeinden. Pläne für mögliche Bypässe liegen in den Schubladen, bis zu ihrer Umsetzung allerdings werden noch Jahre vergehen.
Es ist eine Art Ironie des Schicksals: Regensburg wird sein großer wirtschaftlicher Erfolg und seine zentrale Lage als Deutschlands "Tor zum Osten" zunehmend zum Verhängnis - zumindest, wenn es um den Verkehr geht. Das Autobahnkreuz der Nord-Süd-Magistrale A93 als Teil der Strecke Berlin-München und des wichtigsten deutschen West-Ost-Korridors A3 nach Österreich und in die Balkan-Staaten ächzt unter der steigenden Verkehrsbelastung, die insbesondere der Fall der Grenzen nach Osten mit sich brachte.
In Sichtweite des Regensburger Doms stehen Durchreisende und Einheimische regelmäßig Stoßstange an Stoßstange. Der Dauerstau hat der Region mittlerweile einen traurigen Superlativ eingebracht. "Wir schaffen es jeden Tag in die Verkehrsnachrichten", sagt Albert Höchstetter, der Sprecher der Bürgermeister im Landkreis Regensburg, von wo täglich mehrere zehntausend Arbeiter und Angestellte in die Stadt einpendeln. Er weiß: "Der Erfolg Regensburgs hat alle Prognosen über den Haufen geworfen." Bei den Menschen hätte sich etwas angestaut. "Wir brauchen konkrete Schritte", sagt er.
Auch die Regensburger Stadtplanungs-Referentin Christine Schimpfermann sagt: "Das Wachstum wird zum Problem, weil die Verkehrswege nicht mithalten." Nur mit erheblichen Anstrengungen könne die Region zukunftsfähig bleiben. In Zeiten, in denen Unternehmen auf Just-in-time-Produktion setzen, seien verstopfte Autobahnen ein echter Wettbewerbsnachteil, betont Schimpfermann. "Wir sind eine starke Region, deshalb brauchen wir eine starke Infrastruktur", sagt der Regensburger Bundestagsabgeordnete Peter Aumer, der kürzlich den Minister zum Verkehrsgipfel vor Ort lud, und den Finger sowohl in Berlin als auch in München regelmäßig in die Wunde legt.
In seinem Ministerium seien die Probleme bekannt, sagt der Bundesverkehrsminister. Die A3 sei viel zu eng für die "gewaltigen zusätzlichen Verkehrsverlagerungen" in Richtung Südosteuropa, der Regensburger Autobahntunnel Pfaffenstein auf der A93 - regelmäßig Haupt-Nadelöhr für die Pendlerströme von Norden nach Süden und umgekehrt - bedürfte "dringend der Sanierung". Erste Hoffnungsschimmer gebe es: Der Ausbau der Autobahn 3 Nürnberg-Passau östlich vom Kreuz Regensburg ist beschlossene Sache. Der sechsstreifige Ausbau könnte 2015 beginnen. Für die Teilstrecke westlich des Kreuzes kämpft der Regensburger Abgeordnete Aumer um eine Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan. Eine Realisierung in diesem Jahrzehnt aber scheint unwahrscheinlich.
Das Sorgenkind A93 soll mit einer zusätzlichen Brücke um den Anliegerverkehr aus dem nördlichen Umland entlastet werden. Mit dem Bau könnte, sofern der Bund das Geld rechtzeitig bereitstellt, nach optimistischen Schätzungen in vier bis fünf Jahren begonnen werden. Die Experten aus der Region sind sich jedoch einig: Langfristig werden all diese Maßnahmen bei weitem nicht ausreichen, um mit dem Verkehrswachstum Schritt zu halten.
Ein weiteres wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zur Normalität: Entlastung für die staugeplagte Region könnten zusätzliche Zugverbindungen bringen. Aber auch da stehen die Signale derzeit nicht auf Grün. Für den Ausbau der Bahnstrecke München-Regensburg-Prag fehlt bisher der Nachweis der Wirtschaftlichkeit. Die Elektrifizierung der Bahnstrecke Regensburg-Hof - als ein zusätzlicher wichtiger Güter- und Personenzug-Korridor von Nord nach Süd - ist ebenfalls bisher nicht beschlossen - trotz intensiven Lobbyings der Wirtschaft und der regionalen Politiker. Noch mindestens fünf Jahre kann ganz Ostbayern auch von einem direkten Bahn-Anschluss an den Flughafen München nur träumen. Der Regensburger Bundestagsabgeordnete erinnerte seinen Minister beim Vor-Ort-Termin deshalb: "Die Menschen erwarten von uns, dass wir nicht nur reden, sondern auch handeln."

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