Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte des Chinesen Ba Ling erzählen:
„Das Wasser der Liebe“
„Ich saß bei einer Tasse Tee mit einem alten Chinesen zusammen und sprach mit ihm über die Liebe. „Aber die Liebe? Wo bleibt die Liebe in der Ehe, wenn man heiratet?, fragte ich ihn.
„Sie kommt, sie wächst, sie blüht auf, sie gedeiht!“, antwortete mir der alte Chinese.
„Wir Chinesen haben ein wunderbares Bild dafür:
Wenn bei uns ein junges Paar heiratet, dann setzt es sinnbildlich den Topf mit dem Wasser der Liebe auf den häuslichen Herd.
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Und dort wird es warm und immer wärmer. Bei Euch in Europa kocht das Wasser der Liebe, wenn Ihr heiratet – und dann erkaltet es in der Ehe.“Ich wollte dem alten Chinesen widersprechen, aber es blieb bei der Absicht.“Ihr Lieben,
mir gefällt diese kleine Geschichte außerordentlich gut, denn sie enthält ein ganz besonders wichtiges Geheimnis über die Liebe, nicht nur über die Liebe in der Ehe, sondern über die Liebe in jeder Beziehung und unter den Menschen. Dass so oft die Liebe zwischen Menschen erkaltet, hat besonders bei der Liebe zwischen Mann und Frau damit zu tun, dass diese beiden Menschen sich nicht wirklich in den jeweils anderen Menschen verlieben, den sie in der Regel ja noch gar nicht gut kennen, sondern dass sie sich in das Traumbild ihrer Wünsche, in das Idealbild der Frau oder des Mannes verlieben, von der oder dem sie immer geträumt haben.
Nach einer Weile müssen sie aber feststellen, dass das Idealbild und die Wirklichkeit nicht übereinstimmen. In ganz seltenen Fällen – die soll es tatsächlich geben – übertrifft die Wirklichkeit das Idealbild und das sind dann die Ehen, die ein Leben lang, wie bei dem Aktbundeskanzler Schmidt und seiner Frau Loki halten.
Aber das ist nicht der Regelfall. Im Regelfall entspricht die Wirklichkeit nicht dem Idealbild. Und dann wachen die Menschen aus ihrem Traum auf und fühlen sich getäuscht, sie sind im wahrsten Sinne des Wortes ent-täuscht. Die Liebe erkaltet und das Paar geht auseinander.
Der Ansatz des alten Chinesen gefällt mir viel besser. Vielleicht würde die Liebe in der Ehe, in einer Beziehung und die Liebe generell unter den Menschen viel länger anhalten, viel tragfähiger sein, wenn wir zu Anfang den anderen Menschen nicht mit unseren Erwartungen erdrücken würden.
Vielleicht geben wir der Liebe eine viel größere Chance, wenn wir den anderen Menschen erst einmal so lieben, wie er ist, wenn wir statt einem Traumbild nachzuhängen, versuchen, langsam und stetig die guten Seiten der Menschen zu entdecken.Wir sollten begreifen, dass Liebe nicht der Endpunkt einer langen Reise ist, sondern dass die Liebe die Reise selbst ist, auf der wir den anderen Menschen richtig kennenlernen, ihn immer besser verstehen und respektieren lernen.
Wenn wir so an die Menschen herangehen, mit Geduld, mit geringen Erwartungen und viel innerer Freude, werden wir eine wunderbare Reise erleben, eine Reise der Liebe, die unser Herz erfreut und lange und feste Beziehungen ermöglicht.
Ich wünsche Euch immer warmes Wasser der Liebe, immer tiefe Liebe zu den Menschen und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen