Das verdammte Kreativitätsloch

Das verdammte Kreativitätsloch

Der Herbst ist eine depressive Zeit. Es ist nebelig und Sonnenstrahlen sind kaum noch zu spüren. Es ist dunkel, wenn man aufwacht und dunkel, wenn man von der Arbeit zurückkehrt. Jeder Vierte leidet unter Symptomen dieser saisonalen Depressionen, wie Antriebslosigkeit, vermehrtes Schlafbedürfnis und vermehrtes Verlangen nach Süßem. Dazu kommt der für einen kreativen Menschen wie mich schlimmste Effekt, die Ideen bleiben aus.


Nun betrachte ich mich bisher nicht als anfällig für diese herbstliche Missstimmung, aber wenn andere Faktoren dazu kommen, kann meine Kreativität mächtig ins Stocken geraten. Absurderweise bin ich gerade dann, wenn es richtig tolle und aufregende Erlebnisse gibt, besonders anfällig.

Der tiefe Fall

Du kennst vielleicht die Situation, wenn du dich sehr lange auf ein besonderes Ereignis freust und es dann endlich da ist, dass im Anschluss eine Leere bleibt. Mir geht dies immer nach Auftritten so. Am Wochenende hatte ich beispielsweise eine Lesung in Hannover. Das ganze Wochenende war damit belegt. Die Anfahrt, der Auftritt, Treffen mit Freunden, die Rückfahrt, alles nichtalltägliche Ereignisse und dann kommt genau dieser Alltag.
Ebenso finde ich es schwer, mich nach der heißen Phase eines Buchstarts wieder in Schwung zu bringen. Tagelang, ach was rede ich, wochenlang war mein Körper mit Adrenalin überschwemmt, jeden Tag gab es neues Feedback zum Buch oder irgendetwas, das zum Buchstart unternommen werden musste. Dann ist plötzlich alles vorbei.

Unerfüllte Hoffnungen

Ein Buchstart hat noch einen anderen Aspekt. Er ist immer mit Hoffnungen verbunden. Der Hoffnung, dass das neue Werk bei den Lesern gut ankommt. Der Hoffnung, dass es mehr Leser finden wird. Jetzt bin ich durch die vorangegangenen Buchstarts schon gestählt und weiß, dass ich besser nicht zu viel erwarten sollte. Doch was ist zu viel? Ich kann nichts dagegen tun, wenn ich regelmäßig positives Feedback bekomme, entstehen automatisch neue Hoffnungen. Irgendwann müssen die einfach die Decke erreichen und zu hoch werden. Man kann noch so viel Gutes erlebt haben, es gibt immer noch Hoffnungen oder Wünsche, die unerfüllt bleiben. Zumindest geht es mir so.

Die Komplexitätsfalle

Ebenso unvermeidlich, wie Hoffnungen, sind Gedanken. Je ungewisser das Terrain wird, desto unsicherer werde ich und desto genauer mache ich mir Gedanken über das, was ich tue. Ist dies der richtige Weg? Sollte ich vielleicht irgendetwas ändern, um dann vielleicht das erhoffte Ziel zu erreichen? Eigentlich sollte es zunehmendem Erfolg leichter werden, aber es ist nicht so. Dieser Blogartikel ist ein gutes Beispiel. Mein Blog erfreut sich mittlerweile einer größeren Beliebtheit. Das freut mich sehr und ich möchte nicht, dass dies aufhört. Wenn ich mir die älteren Artikel anschaue, die noch viel weniger Leser hatten, dann fällt mir gleich auf, was ich daran ändern müsste. Aber damals habe ich mir noch keine großen Gedanken darüber gemacht, was ich schreibe. Ich habe einfach dies beschrieben, was mich in diesem Moment beschäftigt hat. Dies mache ich zwar heute zumeist auch noch so. Alle meine Versuche, Redaktionspläne zu führen, sind jäh gescheitert. Doch im Unterschied zu früher, denke ich heute auch darüber nach, wie dieses Thema wohl bei meinen Lesern ankommen könnte. Wie kann ich das Thema auf den Social-Media-Plattformen präsentieren? Welchen Aufhänger könnte ich nehmen? Plötzlich wird der Artikel zu einem ungemein komplexen Unterfangen und letztlich nicht mehr realisierbar.

Was hilft beim Kreativitätsloch?

Die Tatsache, dass du nun diesen Artikel lesen kannst, zeigt, dass ich mich etwas aus dem Loch gezogen habe. Meine Methoden, dies zu tun, sind einfach aufzuzählen und doch sehr schwer umzusetzen:
  • Zweifel und Gedanken ausblenden
    Ich weiß, das sagt sich leicht, aber es muss sein. So habe ich mich hingesetzt und über genau diese Gedanken geschrieben. Dieser Artikel wird wahrscheinlich viel weniger Leserinnen und Leser haben, als andere, aber ich bin wenigstens wieder in Schreibfluss gekommen. Ich hoffe, der reißt nicht wieder ab.
  • Verpflichtungen eingehen
    Ich hasse Druck von Außen. Da kommt die Rebellin in mir durch. Aber natürlich gibt es Termine, die eingehalten werden müssen. Ich hatte beispielsweise heute Morgen einen Termin bei meiner Theaterregisseurin Nicola Glück, um mit ihr weiter an meinen Lesungen zu arbeiten. So war ich gezwungen, mich nicht nur aufzuraffen, sondern mich auch mit der Materie zu befassen. Es hat richtig gutgetan und meine nächste Lesung (Seht hier die aktuellen Termine!) wird der Hammer.
  • Träume zulassen
    »Nur wer Traumschlösser baut, kann auch darin wohnen«, dieses Zitat von Tony Curtis ist mein Lebensmotto und ich kann es nur jedem nahelegen. Mir hilft es sehr, an einem tristen Herbstabend auf meiner Couch zu liegen und mir auszumalen, wie es dereinst sein wird, wenn ich zu Gast in der NDR Talkshow sein werde und von Barbara Schöneberger zu meinem neuesten Buch befragt werde. Okay, ich gebe zu, dazu ein Stückchen Schokolade zu genießen, schadet auch nichts.

Daraus, dass du nun diesen Artikel lesen kannst, ist zu erkennen, dass ich mein kreatives Loch gerade überwinde. Wie sieht es bei dir aus? Kennst du solche Phasen? Was tust du, um sie hinter dir zu lassen?

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