Das Tier ist wieder eingesperrt (2)

Das Tier ist wieder eingesperrt (2)
Mit seiner vierten Titelverteidigung am 13. Februar 1983 in Philadelphia gegen Wilford Scypion endete Fletchers Siegesserie. „Er verhinderte, dass ich Weltmeister im Mittelgewicht wurde. Mir wurde gesagt, dass ich auf meinen Titelkampf noch warten müsste, weil Marvin Hagler [der neue amtierende Weltmeister] erst Tony Sibson [die Nummer zehn der Weltrangliste] boxen wollte. Ich konnte aber nicht ein Jahr warten, also nahm ich Wilford Scypion.“ Fletcher verlor nach Punkten und damit rückte die Möglichkeit, um die Weltmeisterschaft zu boxen, erstmals in weite Ferne.
Es folgte ein TKO-Erfolg gegen Curtis Ramsey, der ihn für einen Ausscheidungskampf um die Weltmeisterschaft qualifizierte. Sein Gegner war Juan Domingo Roldan, der ihn am 10. November 1983 in der sechsten Runde durch KO stoppte. Die große Zeit des Tiers war vorbei.
Das Ende von Fletschers Boxkarriere ist schnell erzählt: 1984 folgte ein Punktsieg über Jimmy Sykes. Dann kam am 05. August 1984 in Tampa der Kampf gegen John Mugabi, der Anfang vom endgültigen Ende. Fletcher glaubt, Mugabi hätte nur mit Hilfe des Ringrichters gewonnen. Er unterlag durch TKO in Runde vier. „Mugabi war keine Bedrohung für das Mittelgewicht. Auch die anderen Personen, die mich geschlagen haben, waren das nicht. Die Welt weiß, dass ich der Mann war!“ Seinen letzten Kampf bestritt Fletcher gegen Curtis Parker am 04. Februar 1985 in Atlantic City. „Er war ein jämmerlicher Kämpfer mit einem harten Punch.“ Wieder unterlag er durch TKO, diesmal in Runde zwei. Danach stieg er nie wieder in den Ring – „Ich wollte nicht blind werden“.
Fletcher sagt im Rückblick auf seine Karriere: „Ich bewies es mir und der Welt. Der Mann, der den Mittelgewichtsgürtel hatte, hatte Angst vor mir.“ Fletcher hatte nie die Gelegenheit, um die Weltmeisterschaft zu boxen. Andere bekamen diese Chance. Vier der Gegner, die ihn besiegten, bekamen einen solchen Titelkampf. Zu Unzeiten verlor Fletcher Kämpfe, die er gewinnen musste. Vielleicht kam er aber auch nur zu spät in die Nähe eines Weltmeisterschaftskampfes. Im besten Jahr von Fletcher, 1982, führten die Weltverbände WBA und WBC solche Boxer wie Fulgencio Obelmejias aus Venezuela bzw. Tony Sibson aus England als die Nummer zehn ihrer Rangliste. Beide waren viel schwächer als Fletcher und hatten weniger gute Gegner in ihren Kampfrekorden. Dennoch oder gerade deswegen bekamen beide einen Weltmeisterschaftskampf.
Kaum hatte Fletcher seine Handschuhe an den berühmten Nagel gehängt, eskalierten auch schon wieder seine Probleme mit der Justiz. Auch während seiner Profizeit hatte er gelegentlich Probleme mit den Ordnungshütern. Nun aber folgten diverse Verhaftungen und Anklagen sowie einige Verurteilungen. Bezeichnend für Fletcher ist, dass keine seiner Straftaten als Erwachsener irgendetwas mit Geld oder Drogen zu tun hatte. Alle seine Verhaftungen und Verurteilungen hatten emotionale Gründe. Er trug weiterhin seine Konflikte so aus, wie seine Familie, die Umgebung und die staatlichen Organe es ihn gelehrt hatten, nämlich mit Gewalt.
Nach seiner letzten Entlassung aus dem Käfig von Dallas, Pennsylvania, schien es eine Zeitlang fast so, als ob er ein zivilisiertes Leben führen könnte. Er arbeitete für eine karitative Organisation in Philadelphia und stand der Fletcher Jugend Stiftung vor, die sich um gefährdete Kinder und Jugendliche kümmerte, bis zum 28.07.1993. An diesem Tag wurde er im Büro seines Bewährungshelfers verhaftet, weil im Kofferraum seines Autos eine halbautomatische Pistole gefunden worden war. Das Gericht verurteilte ihn zu 264 Monaten Gefängnis.
Fletcher glaubt fest daran, dass er noch mal aus dem Gefängnis kommen und „Geschichte schreiben“ wird. Er ist davon überzeugt, dass nur jemand seine Biografie schreiben muss. Dann würde sie verfilmt, und dadurch würde er reich und berühmt. Er würde dann eine schöne Frau finden, heiraten und sie mit Brillanten behängen. Aber noch sitzt das Tier im Käfig, in Allenwood, Pennsylvania.
© Uwe Betker



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