Das System der Lehrlingsausbildung braucht einen Relaunch!!! SCHNELL

Österreich genießt einen guten Ruf beim Thema Lehrlingsausbildung. Da ist ja auch alles gut und recht. An sich ist das System mit der dualen Ausbildung wirklich gut. Unser Nachwuchs lernt in erster Linie praktisches “Handling”, aber auch den theoretischen “Background”. Beides sind sehr, sehr wichtige Punkte. Doch haben wir auch einige Punkte, die dringendst erneuert werden sollten, um diesen guten Ruf weiterhin aufrecht halten zu können.

© Steigenberger Akademie

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Das gesamte Konstrukt rund um die Ausbildung hat viele Löcher. Löcher, die immer nur notdürftig gestopft worden sind. Bevor ich mich hier in die einzelnen Punkte stürze, möchte ich ein paar Punkte im Vorfeld klar stellen. Um einen Lehrling ausbilden zu dürfen, braucht es, aus rechtlicher Sicht, einen Lehrlingsausbildner, der eine entsprechende offizielle und staatliche Befähigung hat, Lehrlinge auszubilden!

Im folgenden Punkt, geht es um den rechtlichen Ausbildner, und nicht um den tatsächlichen Ausbildner

Nehmen wir zum Beispiel den Ausbildner. Früher war die Ausbildung zum Lehrlingsausbildner etwas sehr wertvolles. Heute jedoch bekommt man das nachgeschmissen. Als ich 18 Jahre alt war, machte ich mit meiner Mutter zusammen die Ausbildung zum Ausbildner. Damals war ich im vierten Lehrjahr, und musste noch die vierte Klasse der Berufsschule besuchen. Gekostet hat es ca. € 370,–. Montag und Mittwoch jeweils vier Stunden und das ganze vier Wochen lang, mussten wir den Kurs besuchen. Das macht zusammen 32 Einheiten, welche wiederum in den rechtlichen Teil (8 LE) und in den pädagogischen Teil (24 LE) eingeteilt wurden. In den letzten 2 Einheiten war dann die Prüfung, bzw das Fachgespräch. Ausgebildet hat uns eine Lehrerin der Höheren Lehranstallt für Wirtschaftliche Berufe, kurz HLW. Bis dahin ist zwar alles noch OK, aber zwei Punkte stimmen hier schon mal nicht. Nach ablegen der Prüfung kann man Lehrlinge im Betrieb einstellen, und ausbilden. So weit, so gut. ABER kann man nach 24 Stunden genug aus dem Bereich der Pädagogik erlernen? Wieso studieren Lehrer dann jahrelang? Und was in meinen Augen noch wichtiger ist, hat irgendwer das Fachwissen überprüft, was er/sie der nächsten Generation weitergeben soll? Obwohl ich selbst noch in meiner Ausbildung steckte durfte ich bereit als Ausbildner eingesetzt werden, weil ich ja das Fachgespräch positiv abgeschlossen habe. Aber jetzt wird es wirklich Traurig, und eigentlich peinlich. In der Stunde vor dem Fachgespräch, hat unsere Trainerinn gesagt, dass wir uns zwei Fragen aussuchen können, welche gestellt werden. Es waren keine Fragen zur Übung, oder zum Festigen des Erlernten. Nein, es waren die Prüfungsfragen die wir uns aussuchen durften!!! Fassen wir zusammen. Jeder der volljährig ist darf die Ausbildung zum Lehrlingsausbildner machen, egal ob eine Fachliche Grundausbildung vorliegt, oder nicht. Rechtlich gesehen kann zum Beispiel das Zimmermädchen ohne Grundausbildung einen Koch ausbilden!

Ein anderer Punkt, wo ich aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus komme, ist die Lehrabschlussprüfung. Aus rechtlicher Sicht benötigt man folgendes um die Grundausbildung abgeschlossen zu haben, und um als Fachkraft zu gelten.

  • Je nach Lehre die entsprechende Arbeitszeit von drei (Restaurantfach oder Koch/Köchin) oder vier (Gastronomiefach) Jahre
  • Positives Abschlusszeugnis der Berufsschule
  • Positiver Abschluss der praktischen Prüfung, welche durch eine bestellte Kommission (Lehrabschlussprüfer) abgenommen wird.

Per Definition ist die Lehrabschlussprüfung die Prüfung, welches die praktischen Fähigkeiten prüft. Das ist ganz einfach. Für jeden Lehrberuf gibt es einen Plan, welcher vorsieht, wann der Lehrling was zu lernen hat, und was er zum Schluss alles können muss um als Facharbeiter zu gelten. Doch was wird denn wirklich geprüft? Die Prüfkommission besteht aus drei Personen. Da hätten wir den Vorsitzenden welcher von der Wirtschaftskammer bestellt wird, sowie zwei Beisitze welche von der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer bestellt werden. Kurz gesagt, der Lehrling sitzt vor drei Fachkräften, zwei von der WK und einer von der AK. Man wird von der jeweiligen Kammer für eine vier jährige Periode als Prüfer bestellt. Ich selbst bin seit 2011 seitens der Arbeiterkammer Lehrabschlussprüfer für Gastronomiefachmann/frau. Um selbst überhaupt als Prüfer bestellt zu werden, muss man natürlich selbst die Prüfung absolviert haben. Wie genau die Auswahl ist, seht ihr unter anderem auf der Website der Wirtschaftskammer.

Um zu verdeutlichen, wo das Problem liegt, möchte ich kurz von meiner Prüfung berichten. Ich habe die Ausbildung zum Gastronomiefachmann absolviert. Drei Jahre in Osttirol, und das letzte Jahr bei uns zu Hause im Betrieb. Die Berufsschule besuchte ich in Landeck (Tirol) und die LAP machte ich dann in Kärnten. Die Prüfung dauert 1,5 Tage. Der Küchenteil war klar. Wir hatten ein Menü, und das musste gekocht werden, und zur Servicezeit fertig sein. Das ist ja logisch. Im Servicebereich waren dann Aufgaben wir zum Beispiel Fisch filetierten, Lachs tranchieren, Tisch decken und einen Cocktail machen sowie Getränke- &Weinempfehlung zu einem Menü sowie ein Fachgespräch. Alles alltägliche Sachen, die im realen Wirtschaftsalltag vorhanden sind, naja bis auf filetieren und tranchieren (Leider! Ich liebe solche Arbeiten). Beim Fachgespräch kam eine Aussage des Prüfers, die mich wirklich aus den Socken gehaut hat. Er sagte dass er nicht wüsste, worin er mich den prüfen könnte, da er nicht weiß, wie die Schulstandards in Landeck sind. Als er mich fragte, was wir gelernt haben, habe ich den Herren gesagt: „ALLES! Alle Bücher sind abgearbeitet worden“. Da meine Antwort doch ein wenig pampig war, weil ich genervt war, waren die Fragen halt dann auch entsprechend schwierig, jedenfalls dachten sich dass diese Herren.

Wenn wir jetzt ein wenig weiter denken, müssen wir uns die Frage stellen, ob das Niveau Bundesweit gleich ist, oder lediglich auf Landesebene. Schnell wird da einem klar, dass die Ausbildung, welche eine staatliche Angelegenheit ist, in jedem Bundesland anders ist. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass das Niveau in Kärnten weit unter zum Beispiel dem Niveau Tirols ist. Traurig aber Wahr. Hier sieht man wieder, dass das gesamte System, und die Politik im Hintergrund nicht stimmen. Anstatt das zu prüfen, was geprüft werden muss und soll, wird nach Statistik geprüft. Die Zahlen in den Statistiken müssen stimmen. Was wäre, wenn wirklich das geprüft wird, was geprüft werden soll. Die Berufsschule hat den Auftrag vom Staat den Lehrlingen theoretisches Fachwissen zu vermitteln, und der Ausbildner hat den staatlichen Auftrag den Lehrlingen praktisches Handwerk beizubringen. Die Berufsschulen sind beauftragt theoretisches Wissen auch zu überprüfen (Test, Schularbeiten…), und dies dann mit einem Abschlusszeugnis zu belegen, und die Prüfkommission hat den Auftrag das praktische Wissen zu prüfen, welches dann mit dem entsprechenden Dokument bestätigt wird. Würde man bei der LAP wirklich nur die praktischen Fähigkeiten überprüfen, hätte man eine enorme Durchfallrate. Und warum? Weil der Ausbildner keine Fachlichen Qualifikationen hat.

Natürlich darf man dies nicht verallgemeinern. Es gibt Ausbildner die TOP sind, wo ich selbst nochmals die Lehre starten würde, aber es gibt auch die Anderen. Die Sorte Ausbildner, die in einem Lehrling lediglich eine billige Arbeitskraft sehen, und den Lehrling dann auch wenig zeigen, und kaum auf die Wirtschaft vorbereiten.  Ich bin dafür, dass hier einiges geändert werden muss. Der Ausbildner muss hier mehr in die Verantwortung gezogen werden. Denn, seien wir uns mal ehrlich. Es gibt nichts einfacheres, als junge und motivierte Menschen, die Wissen aufsaugen. Wenn sie Jung sind, merken sie sich die ganzen Sachen noch ganz anders. Als Ausbildner kann man da auch noch sehr viel machen, und entsprechend Fördern. Denn wenn sie erst mal im Trott sind, ist es vielleicht schon zu spät. Auch die gesamte Prüfungsstruktur muss modernisiert werden. Es darf nicht sein, dass jede Prüfung individuell gestaltet werden kann, wie die Prüfer Lust und Laune haben. Auch das gesamte Berufsschulsystem müsste dringendst generalüberholt werden.

Aber das ist typisch Österreich. Verwässerte und langsame Systeme, Richtlinien und Vorgänge…


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