Das Sulzbach-Rosenberger Literaturarchiv: verborgene Schatzkammer der deutschen Literatur

Das Sulzbach-Rosenberger Literaturarchiv: verborgene Schatzkammer der deutschen Literatur
Nur einer von vielen Schätzen im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg: Das von Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass handredigierte Ur-Typoskript seines Bestseller-Romans „Die Blechtrommel" – inklusive des abgeschabten Originalkoffers, in dem es angeliefert wurde. Foto: obx-news
Sulzbach-Rosenberg (obx - internet-zeitung) – Die oberpfälzische Stadt Sulzbach-Rosenberg hat als Standort des niedergegangenen Traditions-Stahlwerks Maxhütte traurige Schlagzeilen gemacht. Im Schatten der Hochöfen, die längst erloschen sind, überlebte ein der breiten Öffentlichkeit weit weniger bekanntes literarisches Juwel bis heute alle Stürme der Zeit: das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg. Hier schlummern unersetzliche literarische „Perlen", wie etwa das von Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass handredigierte Ur-Typoskript seines Bestseller-Romans „Die Blechtrommel" – inklusive des abgeschabten Originalkoffers, in dem es angeliefert wurde. Beispiellos ist auch die Sammlung von Tausenden Original-Schriftstücken aus dem Archiv der Literatur-Zeitschrift „Akzente", unter anderem mit Briefen und Originaltexten von Thomas Mann, Hermann Hesse, Alfred Döblin und Berthold Brecht.
Gegründet wurde das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg 1977 vom Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Walter Höllerer, einem Sohn der Stadt. Höllerer, der 2003 im Alter von 80 Jahren in Berlin verstorben ist, wollte in der Oberpfälzer Industriestadt ein Zentrum für Gegenwartsliteratur etablieren. Außerdem leitete er jahrelang die Literaturzeitschrift „Akzente“ als ein Forum für junge Nachwuchsautoren. Platz für Höllerers Literaturzentrum schuf der Umzug des Amtsgerichts in die Kreisstadt Amberg. Aus Dank für die Bereitstellung des Gebäudes schenkte Höllerer dem Freistaat im Gegenzug rund 35.000 Briefe – den gesamten Briefwechsel zwischen den Herausgebern der „Akzente“ und den Schriftstellern sowie zahlreiche nicht veröffentlichte Manuskripte heutiger Stars der Literaturszene. „Höllerer hatte bei der Auswahl wahrhaft einen Riecher für Autoren mit Zukunft“, sagt Pressesprecherin Patricia Preuß.
In den Archiven der Sammlung schlummern bis heute unentdeckte literarische Schätze: Viele Regalmeter mit Dokumenten und Manuskripten lagern nur grob vorgesichtet im Dachgeschoss des Hauses. „Bis Ende des Jahres werden wir einen Großteil des Bestandes katalogisiert haben“, sagt Preuß, die auch Programmleiterin im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg ist.
„Man erfährt viel über die Menschen und die Zeit, in der sie lebten“, berichtet Preuß über die Forschung im Archiv. Die Parallelen in der Arbeit vereinten die „Akzente“-Strategen mit den Autoren der legendären Schriftsteller-„Gruppe 47“, der auch Günter Grass angehörte. Beide widmeten sich auch der Aufarbeitung der NS-Diktatur und räumten der Exilliteratur einen hohen Stellenwert ein.
Nicht nur die Pflege der Literaturgeschichte ist in Sulzbach-Rosenberg ein großes Thema, auch die Förderung von Nachwuchsschriftstellern steht auf dem Programm. So organisieren Mitarbeiter des Literaturarchivs Lesungen und Workshops für junge Schriftsteller, um dem Wunsch Höllerers entsprechend die Literatur lebendig zu halten. Bis heute sind Veranstaltungen des Literaturarchivs auch Treffpunkt bedeutender zeitgenössischer Autoren. Sogar Günter Grass war schon oft zu Gast.
Mehr Informationen zu den Besucher-Angeboten des Literaturarchivs Sulzbach-Rosenberg gibt es im Internet unter http://www.literaturarchiv.de.


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