Seitdem die Waffenruhe in der Ost-Ukraine gilt, ist das Klirren der Unzufriedenen unüberhörbar. So, als sei die ganze Berufssparte enttäuscht über die unter großem Kraftaufwand zustande gebrachte Einigung, lechzen Zeitungen wie Fernsehsender gierig nach Gründen, warum die Waffenruhe hinfällig ist. Es ist unglaublich, aber wahr. Die öffentliche Meinung in der Bundesrepublik tendiert Richtung Bedauern über das Abwenden heißer Kriegshandlungen in der Ost-Ukraine.
Wichtiger Hinweis: Dieses Bild zeigt keinen Panzer-Heckenschützen in der winterlichen Ukraine – Foto: © Reinhard Grieger / pixelio.de
Keine, tatsächliche keine Situation nach dem II. Weltkrieg wurde von den Massenmedien derartig in eine Kriegslegende gepackt wie die heutige.
Die Tageszeitung mit der höchsten Auflage appellierte schon immer an das tief in den Eingeweiden sitzende Ressentiment. Dass nun aber auch alles, was den bürgerlichen Mittelstand bedient, in dieses Horn stößt, dokumentiert den Ernst der Lage. Dass dabei sogar zu Dokumentenfälschungen gegriffen wird, um die vermeintlich gegnerische Seite der Verletzung von Vereinbarungen zu bezichtigen, zeigt, dass das Diktum, von deutschem Boden dürfe nie wieder ein Krieg ausgehen, eine romantische Verklärung eines falsch verstandenen Erbes geworden ist.
Es bringt nichts, die Kausalität des Konfliktes noch einmal, zum XXXXXXten Male, zu illustrieren. Logik und historische Authentizität sind unerheblich geworden. Mittlerweile existiert eine Kanaille in diesem Land, und keine aus Steuergeldern schlecht bezahlte, der jedes Mittel recht ist, um die Krise zu verschärfen. Da hilft nur die deutliche Polarisierung. Der Konflikt ist der martialische Vater der Erkenntnis.
Obwohl manche dieser Organe, die jetzt die Weise des Krieges anblasen, selbst bestimmte Verhältnisse enthüllt haben, die Anlass geben, an der so inszenierten Wehrhaftigkeit zu zweifeln. So z.B. der Bericht des Spiegel, dass seit Jahren Flüchtlinge, die über die Ukraine nach Europa wollen, dort aufgegriffen und ohne Verfahren bis zu mehreren Jahren ins Gefängnis gesperrt werden. Allein der Verdacht, dass die armen Teufel in einem EU-Staat einen Asylantrag stellen könnten, gilt bei den ukrainischen Sicherheitsbehörden für hinreichend, um stante pede zu inhaftieren. Die berstenden Knäste des Landes und die notwendigen Anbauten werden derweilen von der EU bezahlt.
Wie soll man so etwas nennen? Putative Freiheitsberaubung mit EU-Subvention? Oder ist es der Einkauf einer dreckigen Truppe, um den eigenen Vorgarten vor Eindringlingen aus einer Welt der Bedürftigkeit sauber zu halten? Abscheulich ist es allemal und es verrät die Mentalität, mit der die Aktionen der EU zunehmend durchdrungen sind. Ein Plädoyer für die Freiheit ist das nicht. Vielmehr handelt es sich um die zähnefletschende Verteidigung eines Besitzstandes, der nicht nur aus redlicher Arbeit resultiert.
Zurück zur schreibenden Zunft. Oft wird moniert, die heutigen Journalisten hätten kaum noch Spielräume, sie seien schlimmen Rationalisierungen ausgesetzt, für vieles sei kein Geld mehr da und deshalb arbeite man auch mit Textbausteinen. Und es fehle an Qualität was die Beherrschung journalistischer Techniken anbetrifft. Stimmt, das alles mag zutreffen und die Arbeit nicht leicht machen. Nur, so die nicht unbedingt neue Frage, was nützen alle Techniken, wenn es keine Haltung gibt, denen sie zu dienen hat. Ohne klare Positionierung, ob man für oder gegen den Krieg ist, sollte kein Mensch die Feder ergreifen und darüber schreiben, ohne deutliche Stellung darüber, ob die Ideen der Demokratie etwas Universales sind, sollte niemand die Impertinenz besitzen, sie woanders anzumahnen und ohne den Willen, die Wahrheit zu finden, und sei sie auch noch so unbequem, sollte niemand darüber nachdenken, über Politik zu schreiben. Es scheint, als sei eine ganze Generation dieser Berufsgruppe nie mit den entscheidenden Fragestellungen konfrontiert worden.
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Der Panzer wurde aufgenommen in der Nähe von Bad Oeynhausen / Deutschland Foto: © Reinhard Grieger / pixelio.de