Das Salzburger Präsidium

Auf bayerische Regionalkrimis folgen nun die österreichischen…

Hier gibt es schon mal die Einleitung:

(c) Roman Reischl 2016

KAPITEL 1

 Das Salzburger Präsidium

„Hast leicht scho´ Arbeit, oder?“,

fragt Albert Bergmayr seine Kollegin Lieserl Koch immer wieder, wenn gerade kein Mord passiert ist im Salzburger Land. Im Büro im Nonntal fallen dann meistens ungeliebte Schreibarbeiten an. Die aus Kärnten stammende Jungkommissarin Koch bewältigt dies generell mit femininem Schwung, während Hauptkommissar „Al“, knapp 40 Jahre alt, oftmals überfordert die Hände vor dem Gesicht zusammenschlägt. Akten wälzen ist eben gar nicht so Seins.

Dennoch sind die beiden das beste Team in ganz Österreich. Das wurde durch die extrem hohe Aufklärungsquote sogar schon von ganz oben bestätigt. Das Geheimnis dahinter ist nicht allzu schwer zu erklären. Der fidele Albert arbeitet schon jahrelang mit dem gewieften Wiener Schnüffler Richard Bauernfeind zusammen, Inhaber seiner eigenen Privatdetektei. Der Kommissar aus Salzburg, der als Streifenpolizist bei der Polizei seine Laufbahn begann, war der Einzige, der der den übergewichtigen Detektiv aus der Hauptstadt „zweitgrößtes Säugetier der Erde“ nennen durfte, ohne gleich eine geschmiert zu bekommen. Manchmal an freien Tagen machten die Männer des Dezernats sogar zusammen Ausflüge zum Wandern in die Loferer Alpen. Auch wenn Herr Bauernfeind körperlich nicht jede Tour schaffte, bis zu den ersten markierten Kiefern am Waldrand an den Hängen schaffte er es dann doch. Ein Bankerl zur Pause oder gar dem Ende der Bergtour stand ja in fast jeder Serpentine der Wege.

Wiener Schmäh, Salzburger Nockerln und eine süße junge Ermittlerin an der Seite der Mannsbilder: Die Speisekarte im Präsidium war bunt wie das Leben, wahrscheinlich genau deshalb funktioniert die Combo so gut.

Wenn dem Herrn Bergmayr die Kriminalfälle mal etwas zu Kopf stiegen und er sich zu sehr mit selbigen befasste, brach er immer ein wenig aus. Entweder am Abend mit dem Motorrad zum bunten Lichtermeer des Flughafens Amadeus Mozart oder gleich nach Franken in Bayern zu seiner lieben Großtante.

„Bring´  doch mal deine Elisabeth mit, Bua!“,

forderte ihn diese öfter auf.

„Das ist nicht meine, Tante Anni. Wir sind nur Kollegen“,

kam dann meistens etwas genervt von Albert.

Das Lieserl war schließlich mehr als zehn Jahre jünger als der Chefermittler.

„Ich kann kochen, ich brauche keine Frau“,

scherzte der Kommissar gerne.

In Wirklichkeit fühlte sich der überall geschätzte Bergmayr aber schon öfter einsam. Heimlich versuchte er es sogar manchmal über das Internet jemanden kennenzulernen. Bisher ohne durchschlagenden Erfolg.

Richard Bauernfeind, dem Privatdetektiv mit massivem Übergewicht ging es da nicht recht viel anders. Die heutige schnelllebige Zeit ist eben so. Du kannst erfolgreich sein, das heißt aber noch lange nicht, dass das die Damenwelt mit einbezieht.

Direkt an der Salzach gelegen, unweit der Kneipenpromenade war das Präsidium der Kripo Salburger Land gut eingerichtet. Das ist auch wichtig, denn kriminelle Taten und Machenschaften häufen sich auch hier. Bisweilen mussten Bergmayr und Elisabeth Koch auch im Umland vertreten sein. Salzburg ist schließlich ein Bundesland und nicht nur eine von Touristen überflutete Altstadt mit Festspielen und Events der klassischen Musik. Drogen, Gewalt und auch Schutzgelderpressung machen nicht Halt vor einer historischen Idylle wie dieser.

Warum der Kommissar mit dem zwirbligen Pilzkopf – Haarschnitt einen Schnüffler wie Bauernfeind aus Wien heranzog, war offensichtlich klar. Der Dicke durchforschte das Leben der Verdächtigen bis auf den Gang zur Toilette. Mit allen Wassern gewaschen und ausgerüstet mit Minikameras und allem was zur völligen Überwachung dazu gehört, ging er vor. Man könnte meinen, der Vollprofi hätte eine NSA – Ausbildung genossen.

Bergmayr und Richard Bauernfeind telefonierten nahezu täglich. Dann ging es aber nicht nur um zu bearbeitende Fälle und Akten, sonder häufig darum:

„Ich muss dich engagieren, Richie. Bist du in der Gegend? Wir kommen so nicht weiter, Lieserl und ich. Übrigens, hast du das Formel 1 Rennen gestern geschaut? Heftig bei dem Regen, oder?“

Die Antwort des Wiener Urgesteins lautete stets:

„Klar, gutes Geld und ein Schnitzel mit dir am Mirabellplatz! Plus a paar Seiterl, gell?“

Elisabeth Koch dagegen ging lieber spazieren, wenn ihr irgendetwas zu viel wurde. Sehr gerne marschierte sie zum alten Steintheater, einem absoluten Geheimtipp der Ruhe, oder einfach auf den guten alten Mönchsberg. Die Aussicht über die Dächer und Kuppeln der Stadt ist sowieso grandios und es schien oft, als würde die Sonne dort niemals so richtig untergehen.

Die Kommissarin, aus Villach in Kärnten stammend, spricht fließend italienisch, da ihre Mutter aus der Südtiroler Region um den Kalterer See stammte und dem Mädchen trotz des Deutschen in Norditalien die Sprache glücklicherweise beibrachte.

Braune lange Haare und dunkle Augen mit einem gewissen treuen Dackelblick rundeten ihr Profil ab.

Im Kommissariat des Nonntals waren aber mehrere Personen beschäftigt, die Albert Bergmayr die Sicherheit gaben, damit Morde und Vergehen nicht ungestraft blieben:

Der aufgeweckte Naturbursch Hannes, Radlfahrer aus Leidenschaft mit Uniform und Helm und ja nicht zu vergessen – Laborant Gerhard Brunner, genannt Burschi, weil er sich mit Mitte vierzig immer noch kleidete wie ein Jugendlicher. Mehrmals im Jahr wechselte der dann seinen Style, zum Vergnügen der Beamtenkollegen im gesamten Haus.

Nichtsdestotrotz konnten die Kommissare auf diese Leute zählen, in jeder Hinsicht.

Albert, der sich auch als Chef der Truppe sah, war eines Morgens so schlecht gelaunt, dass ihn sogar die kleinen Marotten seiner ganzen Kollegen nervten. Wenn es soweit war wie diesmal, sah er sich auf seinem Smartphone mit Kopfhörern immer YouTube ASMR Enstpannungsvideos an. Auf Englisch wohlgemerkt. Auf Grund von zwei längeren Auslandaufenthalten als 25 – jähriger in Frankreich und Schottland war der gute Al mehrsprachig, was ihm auch im Berufsleben zu Gute kam. Im Privatleben, beispielsweise in seinen vielen Griechenlandurlauben natürlich auch. Bergmayr liebt Kreta und Santorini mit seinen schneeweißen Häusern und hellblauen Dächern.

Lieserl Koch hingegen begnüte sich jedes Jahr mit Camping am Milstätter See. Ihre Eltern hatten dort seit ihrer Kindheit einen Wohnwagen mit festem Stellplatz angemietet.

Im Büro der Kripo in Salzburg kamen jedenfalls alljährlich die üblichen Postkarten an. Ausser von „Burschi“ Gerhard, der flutete das eMail Postfach in seiner Freizeit mit Aufnahmen seiner Kellerband mit belanglosen Kleinauftritten in der Punkszene.

Wie dem auch sei, Salzburg ist nicht nur ein Magnet für Urlauber, sondern eben auch ein Ballungsraum. Das Unwesen boomt wie gesagt wie überall andernorts.

Streifenpolizist Hannes kam des Öfteren ganz aufgeregt zu seinen Kommissaren. Im Regelfall war er durch den Polizeifunk einer der Ersten, die von neuen Vorkommnissen Kenntnis hatten. Die Straftaten im Land sind bunt gefächert:

Einheimische Eifersucht, Bahnhofsschlägereien, Tumulte unter Migranten und sogar Ehrenmorde halten sich hübsch die Waage.

„Die meisten fiesen Morde“, behauptet Kommissar Bergmayr, „passieren wegen Geld und der Liebe. Man darf Kriminalität niemals, aber auch gar nie vermehrt nur auf Ausländer abwälzen. Wir haben es meistens mit unseren eigenen Leuten zu tun, glauben sie mir.“

Der ursprünglich aus Bad Ischl stammende Albert war weitaus weltoffener, als man es den Österreichern nachsagt, die vom Lande kommen. Nicht zuletzt wegen seines Berufs wurde er zum Freigeist.



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