Das Rad des Lebens

Das Rad des LebensYama, der Gott des Todes, hält in seinen Klauen das Rad des Lebens. Yama wird auch als das Monster der Unbeständigkeit bzw. der Veränderung bezeichnet. Auf seinem Kopf trägt er eine Krone aus fünf menschlichen Totenköpfen. Seine Lenden sind von einem Tigerfell geschürzt. In seinem Gesicht hat er drei Augen, mit denen er die drei Zeiten zu überblicken kann. Da er das Rad des Lebens in seinem Mund hat, symbolisiert er damit, dass er alles Geschaffene letztendlich auffrisst.

Erstes Rad

Das Rad des Lebens wird auch Samsara (Daseinskreislauf) genannt. Im Zentrum des Lebensrades ist ein rötlicher Kreis. In ihm befinden sich ein Schwein, ein Hahn und eine Schlange. Diese drei symbolisieren die drei Wurzelgifte Unwissenheit bzw. Verblendung, Gier bzw. Verlangen und Hass bzw. Ablehnung. Unwissenheit wird als das grundlegende Geistesgift betrachtet, da es alle anderen nach sich zieht. Unwissenheit bedeutet ein Nicht-Wissen um die Leerheit und damit auch wechselseitige Abhängigkeit aller Phänomene. Verlangen bezeichnet das Wünschen und Besitzen-Wollen. Mit Hass wird die Kraft der Distanzierung und des Abwehrens benannt.

Zweites Rad

Im zweiten Kreis sind weiße und schwarze Gestalten zu sehen. Die weißen Gestalten stellen die heilsamen Handlungen dar. Diese sind: das Leben schützen, den Besitz achten, Treue bewahren, die Wahrheit sprechen, sanfte Rede pflegen, verbindende Gespräche führen, achtsam in der Sprache sein, Weisheit, Mitgefühl und Zufriedenheit. Anhand der schwarzen Gestalten, die nach unten fallen, werden die Handlungen, die zu negativen Inkarnationen führen dargestellt. Die leidvollen Handlungen sind: Töten, Stehlen, sexuelles Fehlverhalten, Lügen, Schimpfen, Zwietracht sähen, belanglose Rede, Unwissenheit, Hass und Gier.

Drittes Rad

Im dritten, dem größten und eindrucksvollsten Kreis finden sich je nach Darstellung fünf oder sechs Segmente. Jedes dieser Segmente stellt eine Möglichkeit der Wiedergeburt dar. Eine Inkarnation im Bereich der Hölle wird durch Hass, Töten und Aggressionen bewirkt. Die Wiedergeburt im Reich der Pretas (Hungergeister) erlangt man aufgrund von Habsucht, Geiz und Unzufriedenheit. Ins Tierreich führen Handlungen, die aus Unwissenheit, Beschränktheit und Gleichgültigkeit begangen werden. Handlungen, die mit Leidenschaft und Verlangen verbunden sind, bewirken eine Wiedergeburt im Menschenreich. Über lange Zeit besonders edle Taten ausgeführt führt zu einer Wiedergeburt im Reich der Titanen und Götter. Allerdings erleben auch die Wesen in diesen Bereichen am Ende Leid. Da die Titanen immer in Konkurrenz zu den Göttern liegen, fallen sie, wenn ihre glückbringenden Verdienste aufgebraucht sind, in die Hölle zurück, da sie über lange Zeit wieder den Hass kultiviert haben. Die Götter fallen aufgrund ihres Hochmuts ebenfalls zurück. Meist ins Reich der Tiere, da die sorgenfreie Zeit im Paradies nicht entsprechend für eine Befreiung genutzt wurde.

Buddhas der sechs Bereiche

Das Rad des LebensIn jedem dieser Reiche befinden sich aber auch erwachte Wesen, die den anderen den Pfad zur Befreiung lehren.
Im Bereich der Menschen steht Buddha Shakyamuni mit der Almosenschale. Da Leidenschaft die Hauptursache für eine Wiedergeburt im Menschenreich ist, stellt Entsagung – symbolisiert durch die Almosenschale – das Gegenmittel dar.
Im Bereich der Götter (Deva) hält der entsprechende Buddha eine Vina, eine indische Stabzitter. Da die Götter des Begierdebereichs, des Bereichs der Form und des formlosen Bereichs durch Wonne so entrückt sind, können sie nur mehr durch Klang erreicht werden.
Im Bereich der Gegengötter (Asuras) hält der Buddha eine Rüstung. Weil die Asuras beständig in Kriege und Streitigkeiten verwickelt sind, bietet eine Rüstung Schutz.
Im Bereich der Tiere hält der Buddha einen Stupa. Der Stupa steht für Weisheit. Da Tiere mit Dumpfheit geschlagen, ist Weisheit das Gegenmittel. Außerdem sind körperliche Abbildungen, die Tiere umkreisen können, sehr hilfreich, da auf diese Weise körperlich positive karmische Eindrücke geschaffen werden.
Da im Bereich der Hungergeister (Preta) beständiges Elend an Nahrung und Schlaf vorherrscht, hält der Buddha dort einen Nektar, mit denen er sie labt. Obwohl wir Menschen durch das Verrichten unserer Notdurft den Hungergeistern Opfergaben darbringen können, ist dies nur möglich, da diese beiden Bereiche verschieden sind. Im Bereich der Pretas selbst kann ein Buddha eben Nektar einbringen.
Die 18 Höllen bestehen neben der Avici-Hölle und der Ein-Tages-Hölle aus acht heißen Höllen und acht kalten Höllen. Daher bringt der Buddha dort Feuer und Wasser dar, um die Leiden in den Höllenbereichen zu besänftigen.

Zwölf Glieder des bedingten Entstehens

Im äußersten Kreis sind die zwölf Glieder des abhängigen Entstehens dargestellt. Diese wurden im Sutra vom Reiskeimling von Buddha Shakyamuni erläutert. Unwissenheit in Gestalt eines Blinden führt zur gestaltenden Tat. Diese wird von einem Töpfer mit einer Scheibe dargestellt. Wird diese Scheibe der gestaltenden Tat einmal angestoßen, dreht sie sich unaufhörlich weiter. Bewusstsein durch einen Affen symbolisiert, beschreibt das Speicherbewusstsein, in dem die durch Unwissenheit begonnene gestaltende Tat gespeichert wird. Sie wartet dort so lange, bis sie zur Reifung kommt.
Ein Mensch in einem Schiff stellt Name und Körper dar. Ein leeres Haus mit sechs Fenstern symbolisiert die sechs Kräfte des Sehens, Hörens, Schmeckens, Riechens, Tastens und Denkens. Zwei Menschen in geschlechtlicher Vereinigung drücken den Faktor Berührung aus. Dieser Faktor tritt bei der Entwicklung von Körper und Geist im Mutterleib auf. Empfindung wird durch einen Pfeil im Auge dargestellt.
Gröberes oder subtiles Begehren wird durch eine Biertrinker dargestellt und steht für Verlangen. Ein Affe, der nach einer Frucht greift, beschreibt das Greifen nach einer neuen Existenzform.
Mit dem Bild einer schwangeren Frau wird das Werden gezeigt. Die Anlagen der evolutionären Handlungen sind nun vollständig herangereift. Mit Geburt, in Gestalt einer gebärenden Frau, wird auf das Eintreten des Bewusstseins bei der Empfängnis hingewiesen. Ein Mensch mit einem Stock bzw. ein Leichenträger stellen Altern und Tod dar.
Die Glieder 2 und 10 zeigen befleckte Handlungen, die Glieder 1, 8, 9 stehen auch für Geistesgifte.

Außenbereich

Die Gestaltung des Umfeldes vom Lebensrad ist je nach Künstler verschieden. In dieser vorliegenden Abbildung sieht man rechts oben drei Wesen, die für drei Wurzelqualitäten stehen. Ganz oben sitzt der Mahasattva Boddhisattva Avalokiteshvara, das Erleuchtungswesen des grenzenlosen Mitgefühls, in Lotoshaltung. Durch seine vier Arme werden die vier unermesslichen Qualitäten der liebenden Güte, der Barmherzigkeit, der Freude und des Gleichmuts dargestellt. Links darunter befindet sich Boddhisattva Manjushri, das Erleuchtungswesen der Weisheit. Mit seinem Flammenschwert teilt er die Schleier der Unwissenheit und der Verblendung. Rechts von ihm steht Boddhisattva Vajrapani, der Diamantträger, der mit seinem grimmigen Blick die grenzenlose Tatkraft darstellt. In seiner erhobenen Hand hält er den Donnerkeil, mit dem er klärend, bestärken, kräftigen und ermächtigen, aber auch beschützend in die Welt eingreift.
Auf der linken Seite oben sitzt Buddha Amitabha auf seinem Lotosthron. Durch die heilsamen Handlungen, besonders aber der Hingabe, gelangen alle Wesen ins Reine Land Shukavati. Die heilsamen Handlungen, die dazu führen, werden durch den aufsteigenden farbigen Rauch dargestellt. Auf ihm reisen die Wesen nach Shukavati. Dieser Farbbogen zieht sich über das Menschenreich, die die menschliche Geburt als die vorteilhafteste Inkarnation angesehen wird. In der Hölle überwiegt Hass, im Reich der Pretas die Unzufriedenheit, bei den Tieren herrscht Fressen und Gefressen werden, die Asuras vertun ihre vorteilhafte Wiedergeburt durch ihren Neid und ihr Konkurrenzverhalten, und die Götter schwelgen in der Abgehobenheit aus den irdischen Sorgen. Lediglich im Reich der Menschen halten sich Glück und Leid einigermaßen die Waage, so dass sie für die Lehren des Pfades zur Befreiung aufgeschlossen sind.


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