Das Ornament von Padmasambhavas erleuchteter Vision

Eine Erklärung des Vajra-Gebetes in sechs Zeilen

von Dudjom Rinpoche

Das Ornament von Padmasambhavas erleuchteter Vision

OM SWASTI. Schon der Gedanke an dich vertreibt alles Elend, wie das Juwel, das jeden Wunsch erfüllt. Guru, Herr, mit Hingabe verbeuge ich mich vor dir. In diesen wenigen Worten, lasst mich die Bedeutung des Sechs Vajra Zeilen Gebetes offenbaren.

Das ist es, was das Gebet sagt:

Verkörperung der Buddhas der drei Zeiten, oh Guru Rinpoche;
Meister aller Siddhis, Guru der großen Glückseligkeit;
Beseitiger aller Hindernisse, zornvoller Unterwerfer der Māras;
Ich bete zu dir: Inspiriere mich mit deinem Segen,
beseitige äußere, innere und geheime Hindernisse
und erfülle spontan alle meine Wünsche.

Dies ist die Quintessenz aller Gebete, die aus den tiefgründigen Terma-Schätzen des Orgyen Chokgyur Dechen Lingpa stammt, und es trägt den Segen, die Vajra-Rede von Guru Rinpoche selbst zu sein. Um seine Bedeutung etwas zu verdeutlichen, möchte ich es entsprechend der mündlichen Tradition des allwissenden Lamas, Dorje Ziji Tsal, Jamyang Khyentse Wangpo, erklären, wie sie mir von meinem eigenen Wurzel-Guru Gyurme Ngedon Wangpo erzählt wurde.

Die erste Zeile besagt:

„Verkörperung der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Buddhas, Guru Rinpoche;“

Äußerlich, unter den drei Juwelen, stellt dies das Juwel des Buddha dar, denn der Meister, der untrennbar mit dem geheimen Körper, der Rede und dem Geist aller Buddhas, ob in der Vergangenheit, Zukunft oder Gegenwart, verbunden ist, ist in der Tat Orgyen Rinpoche selbst.

Innerlich, unter den drei Wurzeln, bedeutet dies den Lama, die Wurzel des Segens, denn die Verkörperung der Weisheit aller Meister der Geist-zu-Geist, Zeichen- und mündlichen Linien ist Orgyen Rinpoche selbst.

Im geheimen ist er unter den drei Kayas der Dharmakaya, denn seine Natur war schon immer uranfänglich als Shunyata (Leerheit) präsent, die mit dem höchsten aller Aspekte ausgestattet war, wo Buddha-Körper und Weisheiten unteilbar sind.

„Meister aller Siddhis, Guru der großen Glückseligkeit;“

Äußerlich bezieht sich dies auf das Juwel des Dharma, denn die kostbaren Qualitäten höherer Reiche und definitiver Güte kommen alle aus der Praxis nach der Rede des Gurus.

Innerlich bedeutet dies die Yidam-Gottheit, die Wurzel der Siddhis, denn alle Errungenschaften, gewöhnliche oder höchste, entstehen in Abhängigkeit von Guru Rinpoche selbst.

Heimlich ist er der Sambhogakaya, denn während er sich nie vom Dharmakaya entfernt, erlebt er alle Phänomene des Samsara und Nirvana völlig als unverfälschte große Glückseligkeit.

„Beseitiger aller Hindernisse,…“

Äußerlich ist damit das Juwel der Sangha gemeint, denn Hindernisse für die fünf Pfade und zehn Stufen werden ausgeräumt, und dank unserer Weggefährten, der Sangha, entstehen wertvolle Eigenschaften, die wiederum von Orgyen Rinpoche abhängen.

Innerlich sind damit die Dakinis und Dharmapalas gemeint, die Wurzel der erleuchteten Aktivität, denn sie beseitigen die Hindernisse der Praktizierenden auf den Stufen und Wegen und schaffen durch die vier erleuchteten Aktivitäten günstige Bedingungen. Auch sie sind auf Orgyen Rinpoche angewiesen, da er der Herr aller Mandalas ist.

Im geheimen ist er der Nirmaṇakaya, denn in den Wahrnehmungen der Schüler – ob sie nun die Höchsten, die Geringsten oder die Mittelmäßigen sind – sendet er Formen aus, um jeden einzelnen angemessen zu zähmen. Und indem er dann, entsprechend ihrer Mentalität, alle geheimen Kernpunkte des tiefen und gewaltigen Dharma lehrt, begründet er sie auf dem Weg der Reifung und Befreiung.

Auf diese Weise trägt also derjenige, der nach außen die drei Juwelen, nach innen die drei Wurzeln und heimlich die drei Kayas verkörpert und der die universelle Form aller Buddhas, die Quelle aller Dharma-Lehren und das Kronenornament aller Sangha, des großen alldurchdringenden erleuchteten Herrn aller Buddha-Familien, ist, diesen geheimen Namen:

„… zornvoller Unterwerfer der Maras,“

Der Grund dafür ist wie folgt: Er unterwirft sofort die vier furchterregenden Maras und schickt die drei „geheimen Feinde“ – das dualistische Greifen, die Ego-Fixierung und Anhaftung und Abneigung – in den Raum. Dadurch befreit er sich selbst durch seine Erkenntnis. Dann, mit seiner vollständigen Beherrschung der vier erleuchteten Aktivitäten, vernichtet sein Mitgefühl ohne Pause sowohl die Negativität und nährt die Wesen. Auf diese Weise, durch seine liebevolle Fürsorge, befreit er andere. Und durch die Kraft seiner großen ursprünglichen Weisheit, die mit doppelter Reinheit ausgestattet ist, befreit er emotionale und kognitive Verdunkelungen, zusammen mit gewohnten Tendenzen, alle in einen nicht-dualen Raum und Bewusstsein. Deshalb trägt er diesen Namen „Zornvolle Energie“ – Dragpo Tsal.

Und was den Meister betrifft, der solche außergewöhnlichen Eigenschaften besitzt,

„Ich bete zu dir,…“

Nach außen hin mit glühender Hingabe und starker Sehnsucht zu beten, dass unser Wunsch, gewöhnliche und höchste Siddhis zu erlangen, schnell erfüllt werde, ist die Praxis des Nyenpa oder der Annäherung. Nach innen zu erinnern und zu visualisieren, dass unser eigener Körper, unsere eigene Rede und unser eigener Geist ursprünglich das Mandala des erleuchteten Körpers sind, ist die Praxis des Drubpa oder der Vollendung. Im geheimen stellen wir zunächst fest, dass der Lama nichts anderes ist als die Natur unseres Geistes, der die vier Buddha-Körper und fünf Urweisheiten verkörpert, dann verschmelzen wir seinen Weisheitsgeist mit unserem Geist, und dann verweilen wir im natürlichen Zustand, dem unveränderten Fluss des selbstbewussten ursprünglichen Gewahrseins, völlig natürlich und entspannt – und das ist das Gebet im Sinne der Praxis des Lejor oder der Aktivität.

Wenn wir also beten,

„… gib deinen Segen.“

Dann bitten wir darum, dass wir durch seinen Segen verwandelt werden:

  • unser Körper wird durch den Weisheitskörper des Lamas gesegnet und wird als der Vajra-Körper untrennbar von Erscheinung und Leerheit realisiert;
  • unsere Rede wird durch die Weisheitsrede des Lamas gesegnet und wird als die Vajra-Rede untrennbar von Klang und Leerheit realisiert;
  • und unser Geist wird durch den Weisheitsgeist des Lamas gesegnet und wird als der Vajra-Geist untrennbar vom ursprünglichen Gewahrsein und Leerheit realisiert.

„Beseitige äußere, innere und geheime Hindernisse und…..“

Alle Umstände und Bedingungen, die für unsere Erleuchtung ungünstig sind, sind sogenannte „Hindernisse“.

Die äußeren Hindernisse umfassen die sechzehn großen Ängste: 1. die Erdfurcht vor Stolz; 2. die Wasserfurcht vor Anhaftung; 3. die Feuerfurcht vor Hass; 4. die Luftfurcht vor Eifersucht; 5. die Angst vor Blitzen, Meteoriten und Donnerschlägen; 6. die Angst vor scharfen und mächtigen Waffen; 7. die Angst vor Tyrannen und Gefangenschaft; 8. die Angst vor Dieben und Feinden; 9. die Angst vor Dämonen, Fleischfressern und Elementargeistern; 10. die Angst vor verrückten, rasenden Elefanten; 11. die Angst vor Löwen und Raubtieren; 12. die Angst vor Gift und Schlangen; 13. die Angst vor Krankheiten und Epidemien; 14. die Angst vor vorzeitigem Tod; 15. die Angst vor Armut und Entbehrung; und 16. die Angst vor enttäuschten Wünschen und verdorbenen Plänen.

Innere Hindernisse bestehen aus den vier Maras, diese sind: 1. der Mara des Skandhas – das Greifen nach einem Selbst; 2. der Mara der destruktiven Emotionen – Anhaftung und Festhalten; 3. der Mara des Göttersohns, der uns ablenkt und täuscht; und 4. der Mara des Todes, der uns unseres Lebens beraubt.

Geheime Hindernisse sind die fünf Gifte der negativen Emotionen, nämlich: 1. Anhaftung und Begehren; 2. Hass und Wut; 3. Unwissenheit und Dummheit; 4. Stolz und Arroganz; und 5. Eifersucht und Neid.

Wann immer diese als Hindernisse wirken, behindern sie uns darin, die Ebenen der Befreiung und Allwissenheit zu erreichen. Deshalb beten wir, dass wir äußere Hindernisse beseitigen können, indem wir in der Lage sind, Erscheinungen, Klänge und Gewahrsein als das Spiel von Gottheit, Mantra und Dharmakaya zu erkennen; wir können innere Hindernisse beseitigen, indem wir Subjekt und Objekt in den Raum der Selbstlosigkeit befreien; und wir können geheime Hindernisse beseitigen, indem wir in der Lage sind, die fünf Gifte als die fünf Weisheiten zu erkennen und Widrigkeiten als den Weg zu nehmen. Oder wir beten, dass sie alle durch die schiere Kraft des Segens von Orgyen Rinpoches geheimem Körper, Rede und Geist vertrieben werden.

„Gib deinen Segen, damit alle unsere Wünsche spontan erfüllt werden.“

Bestreben gibt es in zwei Arten: zeitweilig und letztendlich. Was das erste betrifft, so beten wir, dass wir, solange wir die Erleuchtung nicht verwirklicht haben, alle günstigen Voraussetzungen für ihre Verwirklichung schaffen. In diesem Zusammenhang wird gesagt:

„Ein langes Leben und ebenso frei von Krankheiten, eine schöne Gestalt, Glück und eine gute Familie, Wohlstand und Intelligenz: Das sind die Sieben.“

Im Allgemeinen beten wir so für ein Leben, das mit diesen sieben Eigenschaften einer höheren Wiedergeburt ausgestattet ist. Aber dann beten wir besonders, dass unser Geist reich wird an den „Sieben Reichtümern der Erhabenen“. Diese sind: Glaube, Disziplin, freudiges Bemühen, Selbst-beherrschung, Lernen, Großzügigkeit und Weisheit.

Dann ist das letztendliche Bestreben, die höchste Errungenschaft von Mahamudra zu erreichen. Der Boden, die Essenz des Geistes aller fühlenden Wesen, der Sugatagarbha, wohnt seit anfangsloser Zeit in uns allen als die „Natur des Buddha“. Doch wenn wir unser eigenes wahres Gesicht nicht erkennen, wird es durch die beiden zeitweiligen Verdunkelungen und Gewohnheitstendenzen verdeckt, und so wandern wir in Samsara. In diesem Sinne, als Mittel gegen diese beiden Verdunkelungen, praktizieren wir auf dem Weg der Vereinigung der beiden Anhäufungen von Verdienst und Weisheit oder der Vereinigung der Erzeugungs- und Vollendungsstufen. Dadurch erkennen wir die Verwirklichung, denn da die Essenz unseres Geistes natürlich rein ist und aus den vier Buddha-Körpern und fünf Weisheiten besteht, wenn die zufälligen Verdunkelungen in den Raum aufgelöst werden, dann offenbart sich der natürliche Zustand der Dinge, „wie er ist“, in all seiner Aktualität, und das ist es, was mit „das Erreichen des höchsten Siddhi“ gemeint ist.

Deshalb beten wir: „Gib deinen Segen, damit alle diese unmittelbaren und endgültigen Bestrebungen schnell, natürlich und spontan und ohne Aufwand oder Anstrengung erfüllt werden können“.

Der schnellste Weg, der Beste von allen, Ist dieses Gebet an den erhabenen und vollkommenen Meister. Wenn Du Dich nach Frieden und Wohlbefinden sehnst, oder was auch immer Du Dir wünschst, in diesem und zukünftigen Leben, setze all Deinen Glauben in dieses Gebet und zähle immer darauf.

Durch den Verdienst dieser Arbeit mögen ich und alle Wesen in all unseren verschiedenen Leben vom Guru umsorgt werden. Möge all unser Streben von uns selbst und anderen vollendet werden, so wie wir es uns wünschen, und alles günstig sein für Altruismus und Glück, und diese immer mehr anwachsen!

Als seine edle Gemahlin Tseten Yudrönma ihn fragte und anflehte, schrieb der frische Trieb der Vidyadharas, Jikdral Yeshe Dorje, was ihm in den Sinn kam, in der Höhle von Senge Samdrup, in Paro Taktsang in Bhutan. SIDDHI RASTU!


Übersetzt von Patrick Gaffney, Rigpa Translations 2015. Übersetzt mit freundlicher Unterstützung von Alak Zenkar Rinpoche und der früheren Übersetzung von Erik Pema Kunsang.

Deutsch von Shenpen Dong Druk (Marcus Dannfeld M.A.) für Samten Osel Choling Heidelberg am Tara und Medizinbuddha-Tag im Dezember 2019 – SARVA MANGALAM – Möge Glück entstehen!


Bearbeitet vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus, 2019).


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