Ein Schatten in unseren Gedanken
Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Schauspieler Matthias Schweighöfer wieder mit seiner Ex Ani zusammen ist. Irgendwie hatte man aber auch in der Zeit, in der beide offiziell getrennt waren, das Gefühl, dass für Ani und Matthias der andere immer noch irgendwie da ist. Im Hinterkopf, im Falle der beiden vielleicht auch weiter vorne – aber ganz grundsätzlich ist es als Phänomen zu beschreiben: Die Hinterkopf-Liebe.
Für manch einen mag es ein Hinterkopf-Flirt sein, eine Hinterkopf-Affäre, für andere vielleicht nur Hinterkopf-Füßewärmer. In jedem Fall jemand, der da ist – aber nicht aktiv oder akut. Mit dem Hinterkopf-Menschen ist man nicht zusammen, vielleicht hat man ihn (oder sie) sogar schon lange nicht mehr gesehen oder gesprochen. Man war aber entweder mal zusammen, richtig oder „nur“ im Bett, ineinander verliebt oder auf diese ganz besondere Art befreundet, bei der immer noch eine Verheißung auf mehr mitschwingt.
Und dieser Jemand begleitet einen durch Single-Phasen, durch Dürre-Phasen in Beziehungen, Trennungs- und Neuanfangsphasen. Er ist der, an den man denkt, wenn man eigentlich denkt, dass man für immer alleine bleibt. Dann kommt er aus dem Hinterkopf und tröstet: Ich bin doch da. Wenn keiner kommt, dann kannst du mich anrufen!
Wenn es im Pärchenleben gerade unspannend ist, dann ist da der Gedanke: Da wäre jemand, mit dem könnte es aufregend sein. Oder: Den könnte man anrufen, wenn es vorbei gehen sollte, mit dem Partner. Da im Hinterkopf schlummert der beruhigende Plan B, der Gedanke an den Menschen, der uns vor der vermeintlichen Endgültigkeit unserer Lebenssituation (Single-Sein) aber auch unserer Entscheidungen (Heiraten?) bewahren kann. Denn da ist ja noch wer.
Dass es vielleicht schon mal nicht geklappt hat oder man gar nicht weiß, ob es denn klappen könnte, macht das Denken nicht unaufregender – meist geht es ja nur um das Wissen um eine vermeintliche Alternative. Die man gar nicht ausprobiert, um sich diese „Absicherung“ nicht kaputt zu machen.
Ist das nun gut, da immer noch jemanden im Kopf zu haben? Als Versicherung, Gedankenspiel, theoretische Möglichkeit? Nun, Singles ist alles erlaubt – solange sie die Gefühle des anderen nicht verletzen, ihn nicht als Notnagel missbrauchen womöglich regelmäßig, weil vielleicht die Empfindungen dann doch immer nicht für eine Beziehung reichen, gelegentliche Treffen zum Trost aber ganz nett sind.
In einer Beziehung hingegen sollte man nie vergessen: Es hat ja einen Grund, warum man mit dem Partner zusammen ist – und nicht mit diesem Menschen, an den man da manchmal denkt. Doch dass man noch an diesen Menschen denkt, hat aber natürlich auch seine Gründe. Die man identifizieren sollte, überdenken, hinterfragen. Um am Ende zu wissen, ob der Richtige im Hinterkopf steckt.