Mit Greatest Showman ist Michael Gracey ein Glücksgriff für sein Regie-Debüt gelungen. Er hat Gesangstalente wie Hugh Jackman, Zac Efron und Zendaya sowie (eine nicht ganz so überzeugende) Michelle Williams und Rebecca Ferguson (deren Gesangsstimme von Loren Allred übernommen wurde) für seinen Musical-Film gewonnen, die sich nicht nur einfach durch die Handlung schauspielern, sondern die in jeder einzelnen Szene eine Ausstrahlung von Spaß, Leidenschaft und Hingabe mitbringen, die sich auf uns als Zuschauer sofort überträgt.
Es beginnt mit dem jungen P. T. Barnum (Ellis Rubin), der als Schneider-Gehilfe seines Vaters Charity Hallett (Skylar Dunn) kennenlernt. Da das Mädchen aber aus reichem Hause stammt, scheint es keine Zukunft für die beiden zu geben. Trotzdem bleiben sie über Briefe in Kontakt, als Charity von ihrem Vater (Fredric Lehne) in ein Mädcheninternat geschickt wird. So wachsen Barnum (jetzt Hugh Jackman) und Charity (jetzt Michelle Williams) langsam heran, treffen sich wieder, verlieben sich, heiraten und bekommen zwei – unfassbar smarte und zuckersüße – Kinder.
Nachdem Barnum seinen Job in New York verliert, setzt er alles auf eine Karte und gründet eine Kuriositätenshow, für die er sich auf die Suche nach “Freaks” begibt. Die Andersartigkeit seiner Gruppe ruft jedoch erhebliche Proteste herauf, zieht aber zugleich ein Publikum an, dass ihm den erträumten Erfolg beschert. Er tut sich mit dem erfolgreichen Drehbuchautoren Phillip Carlyle (Zac Efron) zusammen und holt die berühmte europäische Opernsängerin Jenny Lind (Rebecca Ferguson) in die USA. Während Carlyle sich in die Trapezkünstlerin Anne Wheeler (Zendaya) verliebt, verliebt sich Barnum in den Erfolg und droht hierüber sowohl seinen Zirkus als auch seine Familie zu verlieren.
Greatest Showman
" data-orig-size="1000,725" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />P. T. Barnum (Hugh Jackman, rechts) macht gemeinsame Sache mit Phillip Carlyle (Zac Efron, links).
Es schmerzt ungemein, wenn der Moment kommt, in dem wir erkennen, dass dieser überaus mitreißende Mensch vom Erfolg vergiftet wurde. Vor allem weil Hugh Jackman seiner Figur keine unsympathischen Züge mitgibt. Er bleibt der begeisterungsfähige Strahlemann, dessen Lächeln unfassbar ansteckend bleibt, auch wenn wir genau wissen, dass er sich gerade auf dem falschen Weg befindet. Wir möchten aufstehen, zu ihm gehen und ihn wieder in die richtige Richtung ohrfeigen.
Diese Anteilnahme ist Hugh Jackman zu verdanken, der uns vom ersten Moment an mitzieht. Der Film beginnt mit einer Traumsequenz des jungen P. T. Barnum, der sich bereits in voller Jackman-Zirkusmontur in der Manege stehen sieht, umtanzt von seinen Akrobaten und zur Schau gestellten Abnormalitäten. Dann aber stürzen wir sogleich zurück in das ärmliche, nicht so bunte Leben des Schneiderjungen, der von der Gesellschaft ebenso verstoßen wird, wie seine späteren Zirkusfreunde. Hier wird in der Straßengosse auch ein erster Funke geboren, wenn ein im Gesicht entstelltes Kind ihm einen Apfel reicht. Die, die anders sind, die am Boden liegen, müssen zusammenhalten. Das tun sie hier auch und bringen ein Lächeln über die ganze Welt – angeführt von diesem breiten Grinsen, den leuchtenden Augen und der musikalischen Darbietung durch Hugh Jackman.
Ihm zur Seite steht ein Zac Efron aus seinen besten Musical Tagen. Endlich dürfen wir ihn in einer Rolle sehen, die in keiner unterdurchschnittlich-dümmlichen Komödie angesiedelt ist. Von Dirty Grandpa über Mike and Dave need Wedding Dates bis hin zu Baywatch hatte Efron bisher ein Faible für oberkörper- und talentfreie Performances. In Greatest Showman allerdings toppt er seine bisherigen Gesangsauftritte, lässt seine Darbietungen an der Seite von Vanessa Hudgens in Vergessenheit geraten und liefert zwei grandios-großartige Stücke mit Hugh Jackman (in einer Bar, wo ein Austausch von Shot-Gläsern zur Tanz-Choreografie gehört) und der überaus sehenswerten Zendaya (in einer Zirkusmanege, in der die beiden ein Kletterseil in ihre Performance einarbeiten) ab.
Überhaupt zeigt Michael Gracey mit Greatest Showman, dass er in Sachen Musical-Film sein Handwerk durchaus versteht. Die Songs sind eingängig und verleihen unseren Füßen ein wippendes Eigenleben, während die Kamera von Seamus McGarvey durch wunderbar schön designte Sets schwebt und über ihnen kreist, so dass wir dieses pompöse Gefühl eines Musicals zu spüren bekommen, ebenso wie die emotionale Nähe, wenn das Bild sich auf ein Duett konzentriert.
Natürlich leben wir in einer dem Zirkus kritisch gegenüberstehenden Moderne, was ein wenig an dieser wahren Geschichte des P. T. Barnum und seiner Gründung des Barnum & Bailey Circus nagt. Dann aber gelingt es Greatest Showman seine Message so wundervoll zu uns hinüber zu transportieren, dass wir es diesem Period Piece einfach verzeihen müssen, das hier das Zirkuswesen als überaus positiv dargeboten wird.
Greatest Showman
" data-orig-size="1000,748" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Schönes Duett von Zac Efron und Zendaya.
Die “Freaks” sind nicht nur eine Gruppe von Attraktionen, sondern bekommen immer wieder ihren “Moment to Shine”. Sie werden als einzelne Individuen in die Handlung gebracht, so dass wir hinterher die Menschen wahrnehmen, die zu dieser Zirkus-Familie gehören, allen voran Keala Settle als die bärtige Lady Lettie Lutz und Sam Humphrey als Charles Stratton, ein Kleinwüchsiger, der in Napoleon-Outfit auf dem Pferd und Säbel schwingend durch die Manege reitet.
Und sie alle tragen diese Leidenschaft und Hingabe in sich. Sie alle zeigen uns, wie viel Spaß es machen kann, gemeinsam an einer so großen Sache teilzuhaben, ganz gleich wer man ist oder wo man herkommt. Greatest Showman hat es seiner Inszenierung und den Performern zu verdanken, dass sich dieses Gefühl so dermaßen gut auf uns überträgt.