Autor: Alexandra Reinwarth
Genre: Sachbuch
Verlag: Riva Verlag
Format: Softcover, 192 Seiten
ISBN: 978-3742303868
Kauft doch wieder einmal in eurer örtlichen Buchhandlung ein!
Für Bernhard bin ich eigentlich ständig auf der Suche nach Unnützen Wissen-Büchern, weil er die schneller liest, als ich schauen kann. Als ich dann bei Riva Verlag das neue „Faktglaublich – In Sibirien werfen Frauen beim Flirten mit Schnecken“ entdeckt habe und noch so ein wenig rumstöberte, habe ich auch das McBook gefunden. Klang sehr nach unnützen Wissen und somit war es dann auch gleich vorbestellt und gekauft.
Zuerst muss ich sagen, dass es mit unnützen Wissen nicht so wirklich viel zu tun hat, was aber meine Schuld war und ich mich durch den Titel einfach verleitet gefühlt habe. Es gibt ein paar Fakten, die zwischen den Kapitel eingestreut sind, aber viel mehr geht es darum, dass die Autorin einen Blick hinter die Kulissen wagt und einfach mal schaut, wie produziert McDonalds eigentlich seine Produkte. Sind in ChickenNuggets wirklich Hühnerfüße und Schnäbel? Absurde Mythen und Gerüchte gibt es viele – dieses Buch versucht aufzudecken, wie viel Wahrheit dahintersteckt.
Und so hat das Buch letztlich nicht Bernhard gelesen, sondern ich und nun, also … man könnte das Buch Buch nennen, man könnte es aber auch einfach, dickere Werbebroschüre von McDonalds nennen.
Die Autorin schaut sich die Produktion der Brötchen, Fleischlaibchen und auch der Chicken Nuggets an und ja es stimmt, das Fleisch von den Hühnchen kommt teilweise aus Brasilien. Warum? Weil Brasilien einer der Hauptlieferanten von Hühnchen weltweit ist und Europa die Menge nicht liefern kann, die McDonalds braucht. Kann man schlecht finden, ist es auch, aber Tatsache ist auch, McDonalds ist ein Unternehmen und Unternehmen lieben es, Geld zu verdienen und solange sie nicht irgendwann Mitte des Monats beschließen, keine Nuggets mehr zu verkaufen, weil keine mehr da sind, wird das Fleisch weiterhin aus Brasilien kommen.
So … aber ansonsten ist alles supidupi bei McDonalds, die Autorin besucht Produktionshallen wo ihr alles ganz genau erklärt wird und natürlich ist in den Produkten nur das Beste vom Besten drin. Sagt halt Herr und Frau McDonalds, wären ja auch ziemlich blöd, wenn sie ihr eigenes Nest beschmutzen würden.
Kennt ihr die Dokumentation „Super Size Me“ wo Morgan Spurlock 30 Tage nur Fast Food bei dem goldenen M futtert und sein Körper zu rebellieren beginnt? Tolle Doku übrigens, sollte ihr gucken, aber Herr Spurlock, so sagen die McDonalds Menschen, ist auch ein Trottel, weil Fast Food ist keine tägliche Ernährung, man muss es in Maßen zu sich nehmen, ist doch eh klar. Begeistert nickt die Autorin, klatscht in die Hände und sagt, ja ihr lieben Leuchte, in Maßen konsumieren und nicht in Massen, dann ist Fast Food eine super Sache und hüpft weiter durch die Gegend.
Nicht müde ist sie, zu sagen, dass sie ja so gerne etwas Negatives finden möchte, aber einfach nichts findet, weil die hier ja alle total korrekt sind.
10 Tage nach erscheinen des Buches veröffentlichte „Öko Test“ ihre Ergebnisse zu allerlei Chicken Nuggets die momentan auf den Markt sind und oh Schreck, fast ausnahmslos fallen alle Produkte durch, aber doch nicht unsere McDonalds Nuggets, die sind doch absolut exquisit, dass hat die Autorin doch gesehen. Lasst mich mal nachsehen – „Chicken McNuggets“ von McDonald’s, haben ein „Ungenügend“ erhalten. Bitte wie!
Und McDonalds, sowie die anderen Fast Food Ketten, wollten nichts über ihre Tierhaltung verraten – herrje, hätte Öko Test mal bei Alexandra Reinwarth nachgefragt, die durfte ja alles nachgucken.
McDonalds Deutschland-Chef Holger Beeck rundet die Sache auch noch ab, in dem er von seiner Traumkarriere erzählt. Als kleiner Schaltermitarbeiter habe er begonnen und durch harte Arbeit, habe er nun den Chefsessel unter sich.
Hier möchte ich einhaken und dieses Mal nicht negativ – McDonalds gibt jeden eine Chance, auch rühmen sie sich momentan 900 Flüchtlingen angestellt zu haben, kostenloser Sprachkurs inklusive. Kann man schlechtreden, weil nur knapp über Mindestlohn usw. muss man aber nicht, ist eine gute Sache, was man einfach mal zugeben darf.
Aber warum wurden eigentlich im Buch keinerlei „normalen“ Mitarbeiter befragt? Man liest nur, wie toll die „wichtigen“ Menschen McDonalds finden, aber die Mitarbeiter werden ausgelassen, man könnte dreist unterstellen, man habe Angst vor Kritik gehabt.
Was mich auch sehr wundert, dass Frau Reinwarth alles für bare Münze nimmt, klar kann sie nur beschreiben, was sie auch gesehen hat und klar wird sich McDonalds von der guten Seite zeigen, blöd wären sie, aber warum hat sich die Autorin nicht einfach mal Burger, Nuggets, Salat usw. geschnappt und es in ein unabhängiges Labor gebracht, um analysieren zu lassen, ob wirklich nur die guten Sachen einen Weg ins Produkt finden?
Möchte man für mich hinter die Kulissen schauen, gehört es dazu, nicht nur die Akteure zu befragen, sondern Aussagen auch zu überprüfen, was hier allerdings an keiner Stelle gemacht wurde.
Wisst ihr, es ist eine Tatsache das bei Fast Food Ketten nicht alles eitel Sonnenschein ist, dann aber ein Buch auf den Markt zu bringen, wo nur die tollen Sachen mit Neonlicht ausgeleuchtet werden und eine mikroskopisch kleine Prise Kritik einzustreuen, um trotzdem mit stolzer Brust sagen zu können: „Das Negative wurde doch auch besprochen.“, ist eine ziemliche Heuchelei.
Ich habe von Alexandra Reinwarth vor einem Jahr schon „Das Glücksprojekt“ gelesen, was mir sehr gut gefallen hat, aber mit dem McBook hat sie sich für mich ins absolute Abseits geschossen. Müsste ich das Buch mit einem kurzen Satz beschreiben, es wäre: Eindimensionalität in Perfektion.