Das Märchen von der Schnullerfee

Letzten Freitag haben wir Besuch von der Schnullerfee bekommen. Ganz heimlich und leise schlich sie sich ins Kinderzimmer der großen Prinzessin, nahm den bereitgelegten Schnuller mit und ließ ein Geschenk auf dem Kopfkissen zurück.

Seitdem hat die Prinzessin keinen Schnuller mehr. Und es klappt erstaunlich gut!

Aber mal von Anfang an…

Vorstellung und Realität

Bevor ich Kinder hatte, hatte ich bestimmte Vorstellungen. Darüber habe ich ja auch hier schonmal geschrieben.
Meine Vorstellung, was den Schnuller anging, war folgende: Natürlich bekommt mein Kind einen Schnuller. Aber mit einem Jahr kommt er tagsüber weg. Und spätestens mit 2 braucht das Kind auch zum Schlafen keinen Schnuller mehr! Die Zähne sollen ja nicht schief werden!

Äh, tja nun.

Tatsächlich habe ich der Prinzessin kurz nach ihrem ersten Geburtstag tagsüber keinen Schnuller mehr gegeben (außer zum Mittagsschlaf). Das hat sogar sehr gut funktioniert – sie hat nie danach gefragt. Und sie hat den Schnuller nach dem Schlafen auch immer bereitwillig wieder hergegeben. Glück gehabt!

Um ihren zweiten Geburtstag herum waren wir beim Kinderarzt. Der schaute sich ihre Zähne an und sagte uns, der Schnuller müsse sofort weg. Was hab ich gelacht!
Der Mann fand das allerdings weniger lustig und wollte es zumindest ausprobieren.

Gut. Wir haben es also probiert. Ich wollte besonders schlau sein und habe dem Kind den Schnuller zum Einschlafen erstmal gelassen. Als sie dann schlief – der Schnuller lag neben ihr – hab ich das Teil still und leise gemopst.

Etwa eine Stunde später ertönte ohrenbetäubendes Schluchzen aus dem Kinderzimmer. Die Prinzessin wollte ihren Schnuller zurück und zwar sofort! Als sie sich nicht beruhigen ließ, habe ich ihr den Schnuller wieder gegeben. Geschlafen hat sie in dieser Nacht trotzdem nicht mehr. Soviel dazu. Versuch beendet.

Der nächste Versuch

Nun wird sie bald schon 3 Jahre alt und schon seit einigen Wochen habe ich darüber nachgedacht, es nochmal zu versuchen. Diesmal aber anders!

Also erzählte ich ihr irgendwann von der Schnullerfee. Ich erklärte ihr, dass die Schnullerfee eine gute Fee sei, die die Schnuller von großen Kindern mitnimmt und ihnen dafür ein Geschenk da lässt. Die Schnuller gibt sie dann kleinen Babys, die sie viiiiieeel dringender brauchen.

Erstmal habe ich ihr nur davon erzählt. Da habe ich aber schon bemerkt, dass die Sache sie sehr beschäftigte, denn sie hat in den Tagen danach oft nachgefragt, wie das nochmal war mit der Schnullerfee.

Einige Zeit später habe ich sie gefragt, ob die Schnullerfee bald mal kommen soll. Zunächst hat sie darauf noch mit einem entschiedenen Nein! geantwortet.
Dann habe ich sie gefragt, was sie sich von der Schnullerfee wünscht – und die erste Antwort war Schnuller!

Eine Weile später habe ich einen neuen Versuch gewagt. Diesmal sagte sie, die Schnullerfee soll kommen! Also haben wir gemeinsam einen Tag ausgemacht, ich habe dann die Schnullerfee angerufen und einen Termin mit ihr gemacht und der Prinzessin den Termin mitgeteilt.
Ab diesem Zeitpunkt habe ich sie dann jeden Tag daran erinnert, dass ja bald die Schnullerfee kommt und sie noch ein paar mal gefragt, was sie sich denn von ihr wünscht. Auf einmal hatte sie sehr viele Wünsche!

Die Schnullerfee kommt!

Am festgelegten Tag fuhren der Mann und ich ins örtliche Spielzeuggeschäft und besorgten der Prinzessin ein schönes Geschenk während sie im Kindergarten war.

Am Nachmittag hat sie ihren Schnuller (wir hatten tatsächlich nur noch einen) dann auf ihr Kopfkissen gelegt und wir haben das Fenster aufgemacht. Ich habe ihr erklärt, dass die Schnullerfee sehr schüchtern ist und wir deshalb rausgehen müssen – denn wenn wir sie erschrecken würden, könnte es sein, dass sie schnell wegfliegt und vergisst, das Geschenk dazulassen!

Während der Mann sie im Wohnzimmer abgelenkt hat, habe ich zwischendurch heimlich den Schnuller weggenommen und das Geschenk an gleicher Stelle platziert.

Wieder im Wohnzimmer sagte ich nach einer Weile ganz beiläufig, dass ich meinte, etwas von oben gehört zu haben… Wir warteten noch ein paar Minuten (schließlich wollten wir nicht riskieren, die Schnullerfee zu erschrecken!) und gingen dann nach oben, um zu gucken.

Die Prinzessin entdeckte ihr Geschenk und freute sich wie ein Schneekönig!

Tatsächlich schlief sie an diesem Abend ziemlich schnell ohne ihren Schnuller ein. Sie hat natürlich nochmal danach gefragt – auch an den folgenden Tagen – aber sie hat sich immer mit der Geschichte von der Schnullerfee, die ihren Schnuller an ein kleines Baby weitergegeben hat, zufrieden gegeben.

Ich glaube, es hat sehr geholfen, dass sie selbst entschieden hat, wann es soweit war, dass die Schnullerfee kommen durfte.
Und sie hat nie uns – ihre Eltern – als die Bösen gesehen, die ihr den Schnuller weggenommen haben. Das war schließlich die Schnullerfee. Deshalb konnten wir ihr den Schnuller auch nicht wieder zurückgeben. Wir hatten ihn ja nicht mehr!

Das Ganze ist jetzt fast eine Woche her und es klappt immer noch ganz wunderbar ohne den Schnuller – mittlerweile fragt sie auch nur noch ganz selten danach!

Tipps zur Schnuller-Entwöhnung

Zum Schluss habe ich jetzt noch ein paar Tipps für euch, wie ihr die Schnullernetwöhnung für alle Beteiligten so angenehm wie möglich machen könnt:

  • Schrittweise Entwöhnung: Die Nuckel-Zeiten langsam reduzieren.
    Wir haben ab dem ersten Geburtstag angefangen, tagsüber auf den Schnuller zu verzichten.
  • Das Kind selbst entscheiden lassen, wann es so weit ist.
    Klappt natürlich nicht bei jedem Kind – wenn es entscheidet, dass es niemals so weit sein wird kann man aber eventuelle einen Zeitraum vorgeben, innerhalb dessen es selbst entscheiden kann.
  • Einen Zeitraum wählen, in dem keine großen Veränderungen oder Stressfaktoren bevorstehen.
    Kurz vor dem Kindergarteneintritt oder wenn gerade ein Geschwisterchen zur Welt gekommen ist, sind denkbar schlechte Momente.
  • Einen passenden Tag für den endgültigen Schnullerentzug wählen.
    Wir haben beispielsweise den Termin mit der Schnullerfee auf einen Freitag gelegt, vor einem Wochenende, an dem der Mann frei hatte. So hätten wir uns im schlimmsten Fall mit dem Schlafen abwechseln können und das Kind hätte auch tagsüber noch Schlaf nachholen können.
  • Hart bleiben, aber Verständnis zeigen.
    Es ist nicht leicht für ein Kind, sich etwas abzugewöhnen, was es womöglich sein Leben lang zur Beruhigung gemacht hat. Jeder weiß, wie schwierig es ist, sich eine schlechte Angwohnheit wieder abzugewöhnen – selbst für Erwachsene. Aber wir Erwachsenen verstehen wenigstens, warum wir uns etwas abgewöhnen sollen – Kleinkinder wohl eher nicht.
    Deswegen: Bei aller Konsequenz (die hier in meinen Augen wichtig ist), trotzdem Verständnis dafür zeigen, dass es nicht leicht für das Kind ist. Trösten und viel Kuscheln hilft!

Wie sind eure Kinder den Schnuller losgeworden? Oder steht euch das Spektakel noch bevor?


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