Das Märchen von der guten Lufthansa und der bösen EU

Das Märchen von der guten Lufthansa und der bösen EUIrgendwie hatte ich schon fast Verständnis dafür, dass auch die Airline NIKI jetzt die Segel streichen Flügel anlegen musste. Fast alle Medien berichteten ja schon fast gleichgeschaltet, dass es die böse EU mit ihren unerfüllbaren Forderungen war, die der lebendigsten Linie des Air-Berlin-Konglomerats den Dolch zwischen die Rippen gestoßen hat.

Die Grundzüge des Märchens von der selbstlosen Lufthansa

Selbst im hinterletzten Winkel meines Hirns keimte kein Vorwurf an die Politik, die ja immerhin NIKI mit einem 150-Millionen-Kredit in der Luft gehalten hat, oder die zur rettenden Übernahme fast selbstlos herbeigesprungene Lufthansa, die ja nach Medienberichten großzügig auf Start- und Landerechte (sogenannte Slots) verzichtet hatte, damit Brüssel die Übernahme gestattete, auf.

Wer mich kennt, weiß, dass das völlig untypisch für mich ist. Aber wenn alle beteiligten Mächtigen scheinbar so sozial und selbstlos handeln, damit nicht tausend Mitarbeiter von NIKI als Weihnachtsüberraschung die Kündigung kriegen, Tausende von Flugreisenden weit entfernt von Hause nicht abgeholt werden und dazu noch Tausende auf ihren vertrauensvoll direkt gebuchten Flugtickets ohne Schadensersatz sitzen bleiben.

In Wahrheit war die Lufthansa zu gierig und hat den Bogen überspannt

Jetzt kommt auf einmal heraus, dass diese Sicht nichts anderes als ein von allen Beteiligten verbreitetes Märchen ist – was mein Weltbild auch wieder stimmig macht.

In Wahrheit wollte die Lufthansa für die NIKI-Übernahme nämlich nach aktuellsten Informationen von Spiegel Online kaum auf die wichtigsten Slots verzichten, die ja im Grunde den einzigen realen Wert des Unternehmens darstellen. Sie erklärte sich weder in Berlin-Tegel noch in München dazu bereit, die Start- und Landerechte von NIKI preiszugeben.

Nur in Düsseldorf hätte sie einen sehr kleinen Teil ihrer Slots an die TUIfly und einen anderen Wettbewerber übertragen. Tegel, Düsseldorf und München waren ja immer die mit Abstand wichtigsten deutschen Flughäfen der Air-Berlin-Gruppe.

Die Kranich-Linie wollte ein Quasi-Monopol

Auf diese Tour wollte sich die Lufthansa also eine alles dominierende Stellung in Deutschland sichern – was die EU jetzt vernünftigerweise verhindert hat. Denn Start- und Landerechte sind der entscheidende Engpass im überlasteten Luftraum, und die Air-Berlin-Gruppe besaß mehr als 160.000 solcher Abflug- und Landegenehmigungen pro Jahr.

Auch auf dem wichtigsten Auslandsflughafen der früheren Air-Berlin-Gruppe in Palma de Mallorca wollte die Lufthansa höchstens einen sehr kleinen Teil der Slots abgeben. Wäre das durchgegangen, hätte der Konzern die profitablen Strecken zwischen Mallorca und dem deutschsprachigen Raum, wo selbst Air Berlin einst gutes Geld verdiente, mit großem Abstand dominieren können. Die Lufthansa strebte ein Quasi-Monopol an, und die EU hat das korrekterweise jetzt verhindert.

Auch auf anderen beliebten Urlauber-Flughäfen und in Zürich wollte der Konzern mit dem Kranich nur auf wenige Rechte verzichten. Dem Spiegel sagte ein Sprecher der Lufthansa auf Anfrage: „Wir dürfen dazu nichts sagen.“

Foto: airberlin, Ken Fielding, CC BY-SA 3.0

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