Befasst man sich mit dem Thema Nachhaltigkeit, so findet man in diesem Zusammenhang unzählige Begriffe wie Corporate Social Responsibility, Responsible Business, Social and Ethical Accounting, Corporate Citizenship, Triple-Bottom-Line, Ethik Management uvm. Es gibt genauso viele Namen, Definitionen und Konzepte der Nachhaltigkeit, wie es Denker gibt, die sich damit beschäftigen (vgl. Balik/Frühwald 2006, S. 5). Letzten Endes geht es darum, dass Unternehmen ihre Verantwortung für soziale und ökologische Belange ihres Handelns übernehmen und für ihre Stakeholder langfristig einen Wert schaffen. Dieser Wert muss auch vom KundInnen ökonomisch honoriert werden, denn Unternehmen benötigen immer einen Business Case – auch in Sachen Nachhaltigkeit, um überhaupt existieren zu können. Wird Nachhaltigkeit strategisch verankert und gut umgesetzt – unter welchem Namen auch immer – kann der Unternehmenswert bedeutend gesteigert werden (vgl. Werner 2008, S. 12, vgl. Behrens 2005 49-50).
Nachhaltigkeit ist keine neue Modeerscheinung. Bereits im 16. Jahrhundert beschäftigte sich die Forstwirtschaft mit dem Thema. So sollen nur so viele Bäume gefällt werden, wie nachwachsen, damit auch die nachkommenden Generationen ausreichend Holz zur Verfügung haben. Der Begriff der Nachhaltigkeit findet seit dem 18. Jahrhundert kontinuierlich Anwendung. Der Ausdruck Nachhaltige Entwicklung bzw. in Englisch „Sustainable Development“ (sustain = aufrechterhalten) wurde 1983 von der „Weltkommission für Umwelt und Entwicklung“ vermehrt in die Fachdiskussion eingeführt. Im Jahr 1987 veröffentlichte diese, von den vereinten Nationen eingesetzte, Kommission den Brundtland-Bericht. Dieser dient als Grundlage für ein neues Leitbild der Menschheit. Basierend auf den aktuellen Entwicklungen und der Erkenntnis, dass der Mensch Gefahr läuft, sich der eigenen Lebensgrundlage zu berauben, traf sich die Weltgemeinschaft auf der UN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung“ im Jahr 1992 in Rio de Janeiro und einigte sich auf das neue Leitbild des „sustainable development“ (vgl. Rogall 2009, S. 1). Nachhaltige Entwicklung wird durch den Brundtland-Bericht wie folgt festgelegt:
„Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ (ebd. S. 1)
Ethische Grundwerte wie Gerechtigkeit und Verantwortung stellen die Grundlage für das Leitbild dar. Nachhaltigkeit ist ergo kein wirtschaftlich-technischer Strategiepfad, sondern verbindet sich mit Normen und Werten. Basierend auf der Definition können die Grundprinzipien der intra- und intergenerativen Gerechtigkeit sowie Verantwortung identifiziert werden. Das intergenerative Gerechtigkeitsprinzip beinhaltet die Idee, dass jede Generation ihre Aufgaben selbst lösen muss und diese nicht den nachkommenden Generationen überlassen darf. Die intragenerative Gerechtigkeit achtet auf eine gerechte Verteilung von Einkommen und Ressourcenverbrauch der aktuell lebenden Generationen. Ein sehr großer Grundwert des Leitbilds und der Ethik ist die Verantwortung. In einer nach Nachhaltigkeits-Grundsätzen ausgerichteten Welt haben alle Menschen die gleichen Chancen, ein glückliches Leben zu führen. Die Wahrung der Menschenrechte und Sicherung der Grundbedürfnisse gehen mit dieser Vision einher. Diese Art der Verantwortung verpflichtet vor allem die Industriestaaten gegenüber den Entwicklungsländern (vgl. ebd.
S. 43-44).
Im Zuge der Konferenz wurde u. a. die Agenda 21 als globale Nachhaltigkeitsstrategie festgelegt. Die Agenda 21 (Agenda: lat.: was getan werden muss) beinhaltet eine Beschreibung der Probleme der und Lösungsansätze für die Menschheit im 21. Jh. (vgl. Rogall 2009, S. 1). Die Agenda 21 besteht aus 359 Seiten, untergebracht in 40 Kapiteln, welche sich in vier Abschnitte einordnen lassen: Soziale und wirtschaftliche Dimensionen, Erhaltung und Bewirtschaftung der Ressourcen für die Entwicklung, Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen und Möglichkeiten der Umsetzung. Mit Hilfe dieser Agenda sollen Regierungen und Organisationen das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung in die Praxis umsetzen (vgl. Agenda 21 Treffpunkt 2010).