Bedeutung von NGOs für das Nachhaltigkeits-Bewusstsein

Die Wahrnehmung von Unternehmensverantwortung wird im Zuge der Globalisierung zunehmend problematisch. Beispielsweise ist ein CEO in den USA für Menschenrechtsverletzungen, die sich in einer Niederlassung, oder einem Zuliefererbetrieb in China zutragen, juristisch schwer haftbar zu machen. Dieses von Palazzo bezeichnete „globale Governance-Vakuum“ verführt viele Unternehmen dazu, die sich ihnen bietenden Spielräume opportunistisch auch zu nutzen. Die Zurückhaltung staatlicher Kontrollen über das unternehmerische Tun, leitete eine Gegenbewegung zivilgesellschaftlicher Natur, in Form von NGOs ein. NGOs bringen ethisch nicht vertretbare Geschäftspraktiken von Unternehmen in die Öffentlichkeit und führen Kampagnen gegen Missstände. Auf diese Weise wird die Ausnutzung globaler Spielräume mit negativen gesellschaftlichen und ökologischen Folgen für Unternehmen gefährlich, weil sie KundInnen irritieren und ergo einem guten Image Schaden zufügen (vgl. Wieland 2008, S. 80).

In den 60er und 70er Jahren begann die moderne Umweltschutzpolitik. Die Entwicklung ging von der Erkenntnis aus, dass die Menschen durch die Übernutzung der natürlichen Ressourcen ihre eigene Lebensgrundlage fortlaufend zerstören. Zwar wurden natürliche Ressourcen von den Menschen immer schon genutzt und es kam dadurch auch zu Umweltproblemen, welche jedoch bis in das 20. Jahrhundert vorwiegend regionale Auswirkungen hatten. In den 60er Jahren gab es die ersten Auseinandersetzungen mit Fragen, wodurch die Umwelt erhalten werden kann, welche sich Anfang der 70er Jahre intensivierten. Bedingt dadurch, dass erstmals das Ziel eines stetigen wirtschaftlichen Wachstums in Frage gestellt wurde (zB durch die Veröffentlichung von „Grenzen des Wachstums“) und die steigende Anzahl von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden, die aktivistisch tätig wurden sowie die Gründung „grüner“ Parteien in vielen Staaten, waren die 60er und 70er Jahre zeitlich der Beginn einer modernen Umweltschutzpolitik. Beispielsweise wurde der WWF (World Wide Fund For Nature) 1961 und Greenpeace 1971 gegründet. Auf Grund der ersten Ölpreiskrise verlangsamte sich diese Entwicklung in vielen Ländern ab Ende der 70er Jahre jedoch wieder. Erst in den 80er Jahren bekam das Umweltthema wieder verstärkt öffentliche Bedeutung. Vor allem durch die Medienberichterstattung betreffend Un- und Störfälle, wie beispielsweise der Super-GAU des Kernkraftwerkes in Tschernobyl im Jahr 1986 und die Entdeckung des Ozonlochs über der Antarktis durch Klimaforscher, trieb diese Entwicklung voran. Viele der Industrienationen richteten Umweltministerien ein und verabschiedeten Umweltgesetze. Immer mehr national und global ausgerichtete Umweltschutzorganisationen entstanden. Das Interesse der Öffentlichkeit und der Medien an Umweltschutzthemen schwankt, befindet sich aber seit den 80er Jahren auf einem relativ hohen Niveau (vgl. Rogall 2009, S. 29-34).

Umwelt- oder sozialethische-Probleme werden meist von öffentlichen Anspruchsgruppen aufgegriffen, nachdem sie für gewöhnlich von Wissenschaftlern oder Aktivisten festgestellt wurden. Oftmals versuchen NGOs Problemfelder in Forderungen umzuwandeln. Im Textilbereich ist diese Aufgabe insbesondere von der Clean Clothes Campaign getragen (vgl. Villiger/Wüstenhagen/Meyer 2000, S. 142-144). Die CCC begann als Demonstration einiger engagierter Aktivisten, im Jahr 1989 vor einem niederländischen Bekleidungsshop, der Waren verkaufte, die unter menschenunwürdigen Bedingungen auf den Philippinen hergestellt wurden. Aus der Demonstration wurde eine andauernde Kampagne, die sich seit 1990 weltweit für die ArbeitnehmerInnen in der Bekleidungsindustrie einsetzt. Insgesamt wird die Kampagne mittels Trägerorganisationen (gewerkschaftlichen, kirchlichen, frauen- und entwicklungspolitischen Organisationen – insgesamt ca. 300 allein in Europa) in 12 europäischen Ländern (Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Holland, Norwegen, Spanien, Schweiz, Schweden und Großbritannien) unermüdlich am Leben erhalten. Außerhalb der EU fungiert die Kampagne mehr als informelles Netzwerk (vgl. Königshofer 2010). Die CCC engagiert sich auf unterschiedlichen Ebenen. Sie rückt Missstände in der Wertschöpfungskette großer Unternehmen in den Fokus der Öffentlichkeit, klärt KonsumentInnen auf und macht ihnen bewusst, wie viel Macht jeder einzelne mit seiner Kaufentscheidung in Summe ausüben kann. Sie unterstützt aktiv ArbeiterInnen, Gewerkschaften und NGOs in den betroffenen Produktionsländern und nutzt gesetzliche Möglichkeiten (zB die Beschwerdestelle der OECD) sowie Lobbying um die Arbeitsbedingungen in der T&B-Industrie zu verbessern (vgl. Burckhardt 2006, S. 9).

Nationalstaaten haben durch die zunehmende Macht von multinationalen Unternehmen an Einfluss verloren. NGOs nehmen nun die Aufgabe gesellschaftlicher Governance wahr (vgl. Pfriem 2008, S. 95). Wie erfolgreich letztendlich das Engagement der NGOs in diesem Zusammenhang ist, hängt entscheidend vom Zusammenspiel zwischen den KonsumentInnen im Westen und den Maßnahmen der Menschen in den Produktionsländern ab. Wichtig dabei ist die Bemächtigung der Akteure durch Information. Je mehr beide Seiten wissen, desto mehr können sie Einfluss auf die Unternehmen üben (vgl. Tombor 2009).



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