Ist man im Schwarzwald unterwegs, so stößt man ab und zu an einem Dorfeingang auf ein kleines Denkmal, auf dem vielleicht zehn oder zwanzig Namen aufgeführt sind. Es sind meist Männer, sie kamen in diesem Dorf zur Welt, hatten denselben Primarlehrer, sie waren Nachbarn. Ihre Namen klingen ein bisschen ähnlich, sie zogen zusammen ins Feld, in irgendeinen Krieg und sie kehrten nicht mehr zurück.
Im ersten Weltkrieg gab es 17 Millionen tote Menschen, und im zweiten Weltkrieg waren es 70 Millionen. Einige wenige zogen voller Begeisterung in den Kampf. Einige starben in einer wichtigen Schlacht. Die allermeisten verendeten einfach so im Schlamm und in Lazaretten, sie verschwanden auf der Flucht oder in Feindeshand. Der eine mit neunzehn, der andere mit zweiundzwanzig.
Wir Menschen möchten nicht, dass der Tod unserer Freunde vergeblich war. Wenn wir jemanden als Held feiern, dann gibt das seinem Tod eine Bedeutung. Manchmal sagen wir auch: sein Leben und sterben ist uns mahnende Erinnerung. Nie wieder Krieg. Aber in beiden Fällen fürchtet man, dass es nichts nützt. Der Tod war vielleicht doch vergeblich. Und der Krieg kommt doch wieder.
Ob das früher anders war? Als es noch wirklich um die Verteidigung vom eigenen Haus und Hof ging? Man hört von Helden, die uns seinerzeit die Freiheit erkämpft haben. Man hört von einzelnen, die ihr Leben geopfert hätten, damit die Gemeinschaft leben konnte, von Tyrannen, die beseitigt wurden, von Belagerungen, die vereitelt wurden. Es waren Kämpfe, die auf dem eigenen Acker stattfanden, wo es um das eigene Dorf und die Interessen der eigenen Familie ging. Aber der Krieg hat sich schon vor tausend Jahren verändert. Der Gedanke funktioniert nicht mehr. Der Gedanke, dass ein Amerikaner, der in den Ardennen gefallen ist, oder ein Engländer, der im Hindukusch starb, etwas Gutes für seine Familie getan hat.
Wenn man lange über diese Dinge nachdenkt, dann verändert sich die Bedeutung unseres Daseins vollkommen. Unser Leben und Wirken und unser Sterben löst sich ab von all jenen Dingen, die wir Tag für Tag für wichtig erachten.
Bild oben: Einundzwanzig Dämonen / 40cm x 30cm / Acryl auf MDF/2007, Nr. 07-014
Unten: La Paz/Bolivien unter Beschuss