Begegnung mit dem Stinktier

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In den bolivianischen Anden

Es waren ungewöhnliche Gerüche dort. Die Eukalyptusbäume mit ihrer markanten, ätherischen Note, oder der feuchte Verputz des Hauses, etwas scharf manchmal.
Meine Frau und ich, wir wohnten viele Jahr im schönen Mocomoco-Tal, bald mal mit einem kleinen Töchterchen, dann mit zwei. Das Haus war gross, aber ohne elektrischen Strom, ohne Telefon oder Trinkwasser, auch gab es keine Strasse zum Ort, den Jeep musste man weit weg zurücklassen.

Ich erinnere mich gut, als ich in den ersten Tagen wieder einmal schwer beladen den Weg zum Haus hoch stieg. Da war bei den Büschen ein ganz komischer Geruch. Ich blieb stehen und überlegte. Es roch nach Chemiefabrik, nach einem Giftunglück. Aber das war ausgeschlossen – weiter weg konnte man sich kaum mehr von diesen Beglückungen der Zivilisation entfernen. Ein Indianer, der mich begleitete musste auf meine Frage hin lachen. Er sagte nur: Añathuya! El Zorrino (=Füchschen) .. gemeint war das Stinktier.

BO1124aMit den Jahren hatten wir immer mehr Haustiere – Angorahasen und Hühner, Gänse und Truthähne, aber auch Karpfen in einem Weiher mit Enten drauf, natürlich auch ein Schweinchen, Schafe und einen Esel. Dieser ganze Bauernhof machte unser Anwesen für die Stinktiere attraktiv.

Das Stinktier ist ein merkwürdiger Jäger.
Es kommt in der Dämmerung und schaut, ob man vielleicht den Hühnerstall (noch) nicht gut verschlossen hat. Will man es vertreiben, dann rennt es nicht davon wie ein Fuchs, sondern dreht sich gemächlich um und hebt seinen buschigen Schwanz. Spätestens dann sollte man in Deckung gehen, denn die Drüsen können den ätzenden Duftstoff bis zu fünf Meter weit sprühen! Nein, das schwarz-weiss gefleckte Tier hat mich kein einziges mal erwischt! Ich hatte auch bald gelernt, dass man im Hühnerhof einen sehr langen dünnen Stab griffbereit haben muss – und wenn der Skunk auftaucht, kann man ihn wie ein Ritter mit der Lanze so lange aus der Ferne stupsen und ärgern, bis er sich davontrollt.

Auch heute noch kommt es vor, dass ich bei einem bestimmten Geruch reflexartig herumfahre. Am Abend beim Park zum Beispiel. Oder hinter dem Bahnhof. Es ist der abgestandene Duft von Marihuana (Hasch) der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Strahl des Anden-Skunks hat.

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