In diesem Artikel möchte ich an der Blogparade von Claudia teilnehmen. Das Thema, das sie vorgibt lautet „ Lebst du schon, oder träumst du noch? „
Träume, oder Leben
Nachdem ich mich mit der Fragestellung ein wenig auseinandergesetzt habe stellt sich mir die Frage, ob Leben und Träumen sich tatsächlich ausschließt. Lebst Du schon, oder träumst Du noch impliziert, dass man erst durch die Verwirklichung seiner Träume tatsächlich lebt. Das kann ich so nicht nachempfinden, da die Träume, die ich und wohl alle Menschen haben, für mich keine Vorstufe zum Leben, sondern ein wichtiger Teil davon sind.
Traum, oder Realität
Die Realität ist hart und garnicht traumhaft. Zu Träumen macht uns aber zu dem, was wir sind. Wenn wir mit dem Leben und dem Alltag unzufrieden sind, dann basteln wir uns eine Traumwelt, ein fiktives Ziel, das wir anstreben und das wir uns wie eine Karotte vor die Nase hängen um weiterzumachen. Teilweise wissen wir, dass wir uns selbst etwas vormachen, aber das stört uns meistens nicht, denn allein der Anblick der Karotte macht uns schon glücklich.
Im Musical Tanz der Vampire singt Graf von Krolock im Lied „Unstillbare Gier" über sein Unvermögen satt zu werden und die Ausweglosigkeit seiner Situation als Vampir. Dabei singt er folgende Zeile
„Jeder glaubt, dass alles einmal besser wird, drum nimmt er das Leid in Kauf."
Diese Zeile trifft meiner Ansicht nach das Thema ganz gut. Wir halten uns mit Träumereien bei Laune und leben von der Hoffnung, die uns für Vieles entschädigt.
Ist das Alles?
Das Träumen ist eine sehr starke Motivation. Als Mutter von drei kleinen Kindern träume ich oft von dem Tag, an dem das letzte Kind auszieht und ich wieder beginnen kann mein Leben mit meinem Mann zu leben. Ich träume vom ersten Schultag, von der Rente, von zahlreichen Dingen, die ich mir als erstrebenswert ausmale. Ich träume auch davon, dass die Kinder am Abend endlich im Bett liegen und schlafen.
Als Single hab ich mir ausgemalt, wie es wäre eine Familie zu haben. Jetzt träume ich manchmal, wenn es besonders anstrengend ist davon, wieder single zu sein.
Viele meiner Träume konnte, bzw. kann ich verwirklichen, wenn ich aber ehrlich zu mir selbst bin, dann leben in mir auch Träume nach völlig unrealistischen und unerreichbaren Dingen. Das Schöne an so einem unrealistischen Traum ist allerdings, dass man sich ganz der erträumten Situation hingeben kann und sich ein bisschen von dem geträumten Erlebnis schenken kann. Echte Träume, während dem Schlaf noch gar nicht eingerechnet kann ich mich selbst in fiktive Situationen begeben und fast ein bisschen erleben, wie sich mein Traum anfühlt.
Will ich meine Träume leben?
Das wunderbare an einem Traum ist es, dass es nur ein Traum ist. Wobei „nur" in diesem Zusammenhang das komplett falsche Wort ist. Ein Traum ist viel mehr als die Realität. Man kann sich eine ideale Situation zusammenträumen, die von nichts und niemandem beeinflusst wird. Alles, was stören würde träumen wir uns nicht, sondern nur das traumhafte und ideale bleibt. Die Realität kommt an so einen Traum niemals heran!
Wenn ich mir jahrelang einen Zustand in den schönsten Farben ausgemalt und ein Idealbild gezeichnet habe, dann ist es in den meisten Fällen besser, diesen Traum nicht umzusetzen. Das Erlebnis, das wir erträumt haben ist einfach nicht zu schlagen und es ist vorprogrammiert, dass wir enttäuscht werden.
Insofern ist ein Traum ein wunderschöner Raum in den wir uns zurückziehen können und wo wir uns von unserem oft anstrengenden Alltag erholen.
„Wer unsere Träume stiehlt, gibt uns den Tod." (Konfuzius)
Ein Traum ist kein Ziel
Ein Traum hat für mich einen ganz anderen Zweck, als ein Ziel. In erster Linie unterscheiden das Ziel sich durch seine realistische Umsetzbarkeit vom Traum. Ein Ziel vor Augen kann uns motivieren und diese Motivation treibt und an, das Ziel umzusetzen und zu erreichen. Ein Traum sollte ein Traum bleiben und hat in meinem Leben einen ganz anderen Zweck. Zur Erreichung eines Ziels gibt es Maßnahmen, einen Fahrplan. Ein Traum ist mehr ein Gefühl, ein Zustand, den wir erreichen können, aber nicht wissen wie.
Träume sollen Träume bleiben!
Ich bin mir sicher, dass meine Träume eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen und mir in vielen Bereichen helfen. Die Träume haben genauso eine Berechtigung, wie die Realität und das eine bedingt das andere. Sie sind Rückzugsort für mich und ermöglichen mir, mich zu verwirklichen und meine Bedürfnisse zu befriedigen. Ich möchte viele meiner Träume nicht umsetzen und sie sind auch nicht als Ziele gedacht, sondern haben den Zweck mir eine kurze Auszeit zu ermöglichen. In einem Traum kann ich aus meinem Alltag ausbrechen und alle Grenzen überschreiten um danach wieder gestärkt in meinen Alltag zurückzukehren.