Das Kreuz mit dem Zuparken

Das Kreuz mit dem Zuparken

© Barbara Eckholdt / pixelio.de

Kollege Rainer Göhle aus München hat ein Problem, das ich auch nur allzu gut kenne (Klick): man wird zugeparkt, und dies direkt vor seiner eigenen Tür. Eigentlich glaubt man ja, dies sei ein Phänomen der Grossstädte, ja, vielleicht noch der Vorstädte der Metropolen, aber weit gefehlt, auch bei uns in der niedersächsischen Provinz ist dies ein immer wieder auftretendes Ärgernis.

In unserer beschaulichen Kleinstadt herrscht nämlich durchgehendes Parkscheibengebot, und wenn man – wie ich – die örtliche Politesse zur „Freundin“ hat, dann bekommt man schon einmal um 17:45 Uhr an einem Freitag nachmittag direkt vor der Kanzleitüre ein Knöllchen.

Abhilfe gegen diesen dauerhaft unhaltbaren Zustand hatten wir uns von unserer Doppelgarage versprochen, und Vorsorge mit der örtlichen Verwaltung sollte ein Übriges tun: direkt vor der Garage wurde eine weisse Linie aufgebracht, auf der

  • wir auch ohne Parkscheibe parken dürfen und
  • andere nicht stehen sollen, damit wir die Garage auch noch einmal verlassen können.

Aber hatten wir gedacht, damit endlich freie Fahrt für Freiberufler wenigstens vom eigenen Grundstück zu erreichen, so sahen (und sehen) wir uns regelmässig getäuscht: immer wieder scheinen eine Reihe von liebenswürdigen Mitbürgern zu glauben, die weisse Linie sei extra für sie angebracht worden, damit sie bei ihren täglichen Besorgungen bloss keinen Schritt zu weit gehen müssen.

Besonders ärgerlich ist dies übrigens dann, wenn man sein Fahrzeug dringend benötigt, um mit ihm zu einem Gerichtstermin oder einer Besprechung fahren zu können – in einer Landkanzlei ein durchaus häufig stattfindender Vorgang; meine Sekretärinnen haben schon immer ein waches Auge auf die Strasse (und die Nummern der jeweiligen Gerichte bereitliegen, um mein verspätetes Ankommen anzukündigen).

Nun hat ja auch Kollege Göhle keinen Königsweg gefunden, mit diesem Phänomen des dreisten Falschparkers fertig zu werden, und auch wir stehen dieser Unsitte das eine oder andere Mal hilflos gegenüber. Aber bei „Mehrfachtätern“ – oder besonders dreisten Zeitgenossen, die unseren verbalen Hinweis, unsere Einfahrt zu räumen, auch noch mit unflätigen Bemerkungen quittieren – hat sich das iPhone bewährt (ein anderes Handy mit Kamera tut es natürlich auch): Photos mit Datum machen, kurzes Schreiben an die Stadtverwaltung und der gut dokumentierte Verstoss zieht prompt ein Bussgeld nach sich; bei einigen Fahrzeugen ist mir aufgefallen, dass deren Besitzer sich inzwischen ein anderes Plätzchen suchen…

Vor einigen Tagen allerdings war Rache einmal süss: ich kam mal wieder nicht aus meiner Garage, allerdings musste ich die Einfahrt sowieso zuerst noch vom hohen Schnee befreien – und leider war ich den Tag zu schwach, um den Schnee weit genug weg zu schaufeln – und sah ich mich auch nicht in der Lage, der falschparkenden Dame meinen Schneeschieber zu leihen, damit sie sich kurzfristig einen Weg erst in ihr Auto und sodann diesem einen Weg zurück auf die Strasse hätte bahnen können. Ein bisschen geschämt habe ich mich schon – aber wirklich nur ein bisschen…. Und insbesondere die heftigen Versuche der zuparkenden Weiblichkeit, sich mit heulendem Motor einen Weg durch das weisse Hindernis zu bahnen, lösten bei mir schon – jaja, ich gebe es zu – ein wenig Genugtuung aus.

Liegt in München nicht viel mehr und viel höherer Schnee als hier in der norddeutschen Tiefebene?


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