Der französische Film war für mich immer ein bisschen, wie ein dickes Buch, von dem alle sagen, es wäre ganz toll und ich müsse es unbedingt lesen. Und immer wenn ich anfange, zu lesen, finde ich keinen richtigen Zugang. Es gibt zwar tolle und spannende Passagen, aber insgesamt quäle ich mich nur durch und lege es irgendwann frustriert weg. Nun gab es in den letzten Jahren immer mal wieder Filme aus Frankreich, die einer großen Anzahl Zuschauern sehr gut gefallen hat. Zu nennen wäre hier ganz klar „Die fabelhafte Welt der Amelie“ und jüngst „Willkommen bei den Sch'tis“. Tolle, lustige und bunte Filme. Seitdem hat sich das Bild des französischen Films für uns gewandelt. Der Begriff ist regelrecht zu einem Label geworden und garantiert stets großen Zuspruch. Kein Wunder also, dass auf dem Plakat zu Radu Mihaileanus neuen Film „Das Konzert“ der Satz prangt: „Der Sommerhit aus Frankreich“
Andrei Filipov ist Hausmeister am berühmten Moskauer Bolschoitheater. Dem Putzen kann er nicht besonders viel abgewinnen, denn er war früher ein berühmter Dirigent. In den 80er Jahren gab es keinen besseren, als „Maestro“ Filipov, der das Bolschoiorchester dirigierte. Weil er sich aber weigerte, jüdische Musiker aus dem Ensemble zu werfen, wurde er umgehend von der kommunistischen Partei degradiert und das Orchester aufgelöst. Beim Aufräumen des Chefbüros fängt er ein Fax aus Paris ab. Das Chatelet will, dass Bolschoi zu einem Gastkonzert auftritt. Andrei wittert die Chance, seinen Traum zu erfüllen und mit der Vergangenheit endgültig abzuschließen. Er trommelt alle ehemaligen Musiker des Orchesters zusammen, anstelle des echten Bolschois nach Paris zu fahren und überredet sogar den Parteifunktionär, der ihn damals während der Aufführung von Tschaikowskis Violinenkonzert von der Bühne holte, ihm zu helfen. Nach einigen skurrilen Zwischenfällen kommt man in Paris an und hier wartet bereits die bekannteste Nachwuchsgeigerin Frankreichs, Anne-Marie Jacquet, mit der Andrei noch eine persönliche Angelegenheit zu klären zu haben scheint.
„Das Konzert“, der große Sommerhit aus Frankreich, begeistert hierzulande tausende von Zuschauern und Kritikern. Noch vor dem Bundesstart am 29. Juli schwelgte die Presse in Begeisterung und der Film wurde von allen Seiten mit üppigen Vorschusslorbeeren bedacht. Ich tue mich nun allerdings ein wenig schwer damit, diese Begeisterung ohne Vorbehalte zu teilen. Die Story entbehrt nicht einer gewissen Dramatik, hält aber auch die Waage zu komischen, geradezu skurrilen Passagen. Der Spannungsbogen ist ebenfalls ausgewogen und man wird ohne unnötige Umwege zum fulminanten Finale geführt. Auf dem Weg dorthin hat man allerdings immer wieder den Eindruck, dass die Figuren zu oberflächlich geraten sind, und der fehlende Tiefgang der Story mit geschickt eingebauten Rückblenden in körnigem Schwarzweiß kaschiert wird. So merkt man relativ schnell, dass die eigentliche Story nur als Aufhänger genutzt wird, um eine, in Filmen, so gut, wie noch nie aufgetretene Szene zu zelebrieren: Das Konzert.
Bemerkenswert ist hier, dass man im Film tatsächlich das komplette Violinenkonzert hört. Die Wirkung der wunderbaren Musik wird voll ausgenutzt. Durch sehr sorgfältig ausgesuchte Perspektiven und Schnitte ist diese letzte Szene so intensiv, dass man den Kloß im Hals und feuchte Augen kaum unterdrücken kann. Man geht also entsprechend aufgewühlt aus dem Kino und ist natürlich total begeistert. Und von dieser letzten Szene lebt der Film und untermauert die durchweg positiven Bewertungen.
„Das Konzert“ ist ein schöner Film, zweifelsohne. Die eigentliche Story ist für meinen Geschmack allerdings zu oberflächlich ausgearbeitet und wirkt manchmal eher wie ein Alibi, das einer einzigartigen Szene ihre Daseinsberechtigung geben soll. Trotzdem hat es der Film verdient, eine Empfehlung ausgesprochen zu bekommen, nicht zuletzt wegen der tollen Musik.
Le Concert (F, RU 2009): R.: Radu Mihaileanu; D.: Aleksei Guskov, Dmitri Nazarov, Mélanie Laurent, u.a.; M.: Armand Amar; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus, CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.
Andrei Filipov ist Hausmeister am berühmten Moskauer Bolschoitheater. Dem Putzen kann er nicht besonders viel abgewinnen, denn er war früher ein berühmter Dirigent. In den 80er Jahren gab es keinen besseren, als „Maestro“ Filipov, der das Bolschoiorchester dirigierte. Weil er sich aber weigerte, jüdische Musiker aus dem Ensemble zu werfen, wurde er umgehend von der kommunistischen Partei degradiert und das Orchester aufgelöst. Beim Aufräumen des Chefbüros fängt er ein Fax aus Paris ab. Das Chatelet will, dass Bolschoi zu einem Gastkonzert auftritt. Andrei wittert die Chance, seinen Traum zu erfüllen und mit der Vergangenheit endgültig abzuschließen. Er trommelt alle ehemaligen Musiker des Orchesters zusammen, anstelle des echten Bolschois nach Paris zu fahren und überredet sogar den Parteifunktionär, der ihn damals während der Aufführung von Tschaikowskis Violinenkonzert von der Bühne holte, ihm zu helfen. Nach einigen skurrilen Zwischenfällen kommt man in Paris an und hier wartet bereits die bekannteste Nachwuchsgeigerin Frankreichs, Anne-Marie Jacquet, mit der Andrei noch eine persönliche Angelegenheit zu klären zu haben scheint.
„Das Konzert“, der große Sommerhit aus Frankreich, begeistert hierzulande tausende von Zuschauern und Kritikern. Noch vor dem Bundesstart am 29. Juli schwelgte die Presse in Begeisterung und der Film wurde von allen Seiten mit üppigen Vorschusslorbeeren bedacht. Ich tue mich nun allerdings ein wenig schwer damit, diese Begeisterung ohne Vorbehalte zu teilen. Die Story entbehrt nicht einer gewissen Dramatik, hält aber auch die Waage zu komischen, geradezu skurrilen Passagen. Der Spannungsbogen ist ebenfalls ausgewogen und man wird ohne unnötige Umwege zum fulminanten Finale geführt. Auf dem Weg dorthin hat man allerdings immer wieder den Eindruck, dass die Figuren zu oberflächlich geraten sind, und der fehlende Tiefgang der Story mit geschickt eingebauten Rückblenden in körnigem Schwarzweiß kaschiert wird. So merkt man relativ schnell, dass die eigentliche Story nur als Aufhänger genutzt wird, um eine, in Filmen, so gut, wie noch nie aufgetretene Szene zu zelebrieren: Das Konzert.
Bemerkenswert ist hier, dass man im Film tatsächlich das komplette Violinenkonzert hört. Die Wirkung der wunderbaren Musik wird voll ausgenutzt. Durch sehr sorgfältig ausgesuchte Perspektiven und Schnitte ist diese letzte Szene so intensiv, dass man den Kloß im Hals und feuchte Augen kaum unterdrücken kann. Man geht also entsprechend aufgewühlt aus dem Kino und ist natürlich total begeistert. Und von dieser letzten Szene lebt der Film und untermauert die durchweg positiven Bewertungen.
„Das Konzert“ ist ein schöner Film, zweifelsohne. Die eigentliche Story ist für meinen Geschmack allerdings zu oberflächlich ausgearbeitet und wirkt manchmal eher wie ein Alibi, das einer einzigartigen Szene ihre Daseinsberechtigung geben soll. Trotzdem hat es der Film verdient, eine Empfehlung ausgesprochen zu bekommen, nicht zuletzt wegen der tollen Musik.
Le Concert (F, RU 2009): R.: Radu Mihaileanu; D.: Aleksei Guskov, Dmitri Nazarov, Mélanie Laurent, u.a.; M.: Armand Amar; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus, CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.