Foto: Pixabay
Es war einmal... ein kleines, sanftmütiges Herz, wie es allen Menschenkindern bei ihrer Geburt in die Wiege gelegt wird, voller Liebe und Vertrauen.In den ersten Jahren wurde es wegen seiner Sanftmut und seines Vertrauens belohnt und geachtet. Dann, später, gab es Menschen, die ausprobieren wollten, wie weit seine Sanftmut und sein Vertrauen gingen.
So kam es, dass das kleine rote Herz die ersten Verletzungen davon trug, die da hießen Enttäuschungen und Verrat. Aber dennoch blieb es anschmiegsam und zärtlich, gab den Menschen, die es umgaben, immer wieder neue Chancen, stand mit Rat und Tat zur Seite, half und tröstete, wo es nur konnte. Die Wenigsten wussten es zu schätzen und schenkten ihm nur so lange Beachtung, wie sie es brauchten. Sobald es den Menschen wieder gut ging, verließen sie das Herz.
Viele Jahre gingen ins Land und das kleine Herz konnte die zahllosen Verletzungen kaum mehr heilen. Manchmal brachen durch ein unbedachtes Wort auch alte Wunden wieder auf. Es musste sich irgendwie schützen. Also verhärtete sich die ehemals weiche und sanfte Hülle des kleinen Herzens mehr und mehr, um dessen liebevollen Kern zu bewahren.
Als es schließlich die vielen Wunden nicht mehr verkraften konnte, zerbrach diese Hülle in tausend kleine Splitter, die davon flogen, sich zu spiegelnden Flächen wandelten und einen neuen schützenden Panzer um das kleine Herz legten. Von nun an reflektierten die kalten, harten Spiegel wie eine Discokugel alles, was sich dem Herzen näherte. Es schenkte nun niemandem mehr sein Vertrauen und kein Mensch konnte in das verletzbare Innere sehen.
So schlug es leise vor sich hin, beständig wie eine Uhr und wartete auf den Tag, an dem wieder so sein durfte, wie Gott es gewollt hatte: warm, anschmiegsam und voller Vertrauen.
Jedes Jahr zu Weihnachten, wenn die kalten Herzen den Lichterglanz der Welt reflektieren, gelingt es ab und zu einem kleinen Funken davon, in das Innere vorzudringen und ein Herz zu erwärmen. Dann wird dieses Herz traurig und voller Sehnsucht. Doch es wagt nicht mehr, seinen Panzer abzulegen.
Copyright: Carola Kickers