Das Klassentreffen der ‘American Pie’-Akteure

Das Klassentreffen der ‘American Pie’-Akteure

Eigentlich ist es eine ungerade Zahl. Klassentreffen finden normalerweise zu runden Jubiläen statt. Nach fünf, zehn, fünfzehn oder mehr Jahren treffen sich ehemalige Schulkollegen um die gemeinsame Zeit Revue passieren zu lassen: Merkwürdige Lehrer, das Lästern über Streber, coole Partys und heiße Frauen. Wer vor zwölf Jahren – am 6. Januar 2000 – kurz nach der Millenniumsfeier im Kino gesessen hat, hat Schauspieler Jason Biggs als verzweifelt nach dem ersten Sex suchenden Jim Levenstein gesehen, wie er auf dem Küchentisch sein Glück mit einem heißen Apfelkuchen versucht und dabei von seinem verschrobenen Vater, gespielt von Eugene Levy, überrascht wird. Diese Szene war es, die nicht nur den Titel ‚American Pie‘ etablierte, sondern auch dafür sorgte das der Film bei einem Budget von knapp 10 Mio. US-Dollar mehr als das zwanzigfache wieder einspielte.

Mit bisher zwei offiziellen Fortsetzungen und einer ganzen Reihe von Direct-to-DVD-Veröffentlichungen, hat sich ‚American Pie‘ zu einem Komödien-Franchise entwickelt, welches für Alyson Hannigan der Schritt weg von ‚Buffy – Im Bann der Dämonen‘ war und Seann William Scott als Stiffmeister zur heimlichen Hauptfigur der Serie machte, woraufhin er seine bis heute anhaltende, erfolgreiche Kinokarriere startete. Während für den dritten Teil der ursprünglichen Trilogie – ‚American Pie: Jetzt wird geheiratet‘ – nicht alle Darsteller gewonnen werden konnten – Chris Klein, Tara Reid, Mena Suvari, Chris Owen, Shannon Elizabeth und Natasha Lyonne ließen sich entschuldigen – werden am Klassentreffen natürlich alle ehemaligen Schüler der East Great Falls High School teilnehmen. Bei der Rückkehr verbringen sie ein längt überfällig gewordenes, gemeinsames Wochenende in der alten Heimat und entdecken dabei, was sich inzwischen geändert hat, wer sich nicht geändert hat und das die lange Zeit, die sich die Freunde nicht gesehen haben sowie die große Entfernung, die zwischen ihren Leben liegt, ihre Freundschaft nicht auseinanderbringen konnte.

Das Klassentreffen der ‘American Pie’-Akteure

Jim's Vater und sein Sohn

Was wir vor elf Jahren geboten bekommen haben war schon ein einmaliges Eindringen in die Subkultur der amerikanischen Teenagerwelt, bei der die vorpubertären Themen in nur einem einzigen Film abgehandelt wurden. Im Gegensatz zu den vier ‚American Pie‘-Episoden, die ab 2005 nur noch auf DVD erschienen und außer den Schauspielern Eugene Levy (Jim’s Dad) und Chris Owen (Chuck Sherman) keine Verbindungen mehr zu der Kinotrilogie besaßen, konnte sich damals kaum einer dem ‚American Pie‘-Hype entziehen, der durch die berüchtigte Apfelkuchen-Szene, die bereits im Kinotrailer enthalten war, schon vorab ausgelößt wurde. Derweil etablierte Alyson Hannigan ihre Geschichten aus dem Ferienlager und erschuf mit dem „Damals, im Ferienlager…“-Zitat einen in die popkultur vorgestoßenen Ausspruch. Wer den ersten ‚American Pie‘-Film noch einmal vor seinem geistigen Auge ablaufen lässt, wird sich an die ersten fünf Minuten erinnern, in dem die wichtigen Haupt- und Nebenfiguren dem Zuschauer direkt vorgestellt wurden. Wer also nur diese erste Szene des Franchises anschaut, wird wissen, was ihn erwartet – was für Millionen Kinogänger kein Grund war dem Phänomen nicht beizuwohnen. Dabei könnte die Heransgehensweise platter nicht sein: Es geht darum, wie man seine erste Freundin bekommt, wie man eine gute Beziehung führt, was sich hinter dem „Romantik“-Begriff verbirgt, Selbstbefriedigung und den ersten Sex – man könnte meinen, der Film funktioniert für sein Zielpublikum wie ein großer Liebes-Almanach, ein Kamasutra für die jüngere Generation. Neben sexuellen Anspielungen, die lieber direkt als versteckt gemacht werden, kümmert sich ‚American Pie‘ zusätzlich um das typische Bild, welches an amerikanischen High Schools, aber eigenltich auch an Schulen auf der ganzen Welt, vorherrscht: die beliebten Sportler, die von der gesamten Mitschülerschaft bewundert werden liegen im Clinche mit den ewigen Verlierern, den Nerds, die es nicht verstehen sich so in Szene zu setzen, dass sie die Beliebtheitsskala nach oben wandern. Hier ist Schauspieler Chris Klein die Schlüsselfigur, der als erfolgreicher Footballspieler dem Gesangsclub der Schule beitritt – und zwar lange Zeit vor der Fernsehserie ‚Glee‘ – und damit seinen Status aufs Spiel setzt. Ein Sperma-trinkender Seann William Scott, der in den folgenden Filmen immer wieder die Ekelsequenz ins Drehbuch geschrieben bekommen hat, sei es das Trinken seines eigenen Urins oder das Essen von Hundekot, Nacktszenen mit Shannon Elizabeth oder der finale und wiederkehrende Auftritt von Jennifer Coolidge als Stiflers Mom, haben den ersten Teil der ‚American Pie‘-Reihe zu seinem Erfolg geführt. Und Erfolg ist in Hollywood grundsätzlich gleichzusetzen mit einer Fortsetzung.

Nach Paul und Chris Weitz übernahm mit J. B. Rogers ein unbekannter Name den Platz des Regisseurs. Da er im ersten Teil als Second Unit Director aktiv war, war er aber immerhin vertraut mit der Materie. Er wählte den sicheren Weg, verlagerte die Handlung von der High School aufs College und wiederholte, was den ersten ‚American Pie‘ so beliebt gemacht hatte. Mit seinem Eröffnungsgag legte er den Grundstein für seine Inszenierung. Wurde Jim ein Jahr zuvor noch von seinen Eltern bei der Masturbation erwischt, hat sich sein Leben insofern gewandelt, dass er nun zumindest eine Freundin vorzuweisen hat. Damit ist das Chaos natürlich perfekt, wenn sowohl ihre als auch Jims Eltern ins Zimmer kommen und ihre Sprösslinge beim Sexakt erwischen. In der Fortsetzung werden unter dieser Herangehensweise die Witze des Vorgängers genommen und noch ein wenig verstärkt. Ansonsten greift ‚American Pie 2‘ die Themen auf, die im ersten Teil noch nicht aufgegriffen wurden, aber in die gleiche Schublade gehören: Wie lebt man nach der Trennung als Freunde weiter, wie führt man eine Fernbeziehung und wie geht man mit einem One-Night-Stand richtig um?

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Die East Great Falls Abschlußklasse

Soviele Probleme hat der dritte Teil dann nicht mehr zu bieten, hier stehen eigentlich nur zwei Geschichten im Vordergrund, von denen die Hauptstory sogar in den Schatten des Subplots gedrängt wird. Im Fokus sollte natürlich die Heirat von Jim und Michelle stehen, die mit der Unterstützung von ihren Freunden – einige Schauspieler sind nicht mehr dabei – eine traumhafte Zeremonie und Feier organisieren wollen. Aber nachdem es sich in den ersten beiden Teilen bereits abzeichnete, spielt sich hier Seann William Scott noch mehr in den Mittelpunkt als in den bisherigen ‚American Pie‘-Filmen. Mit einer Storyline, die seine Figur Stifler und den durchgängig von ihm gehänselten „Heimscheißer“ Finch die Rollen tauschen lässt, kann man dem Film auch nicht böse sein, dass diese Verschiebung der Hauptfiguren stattgefunden hat. Ansonsten merkt man hier aber schon, dass Hollywood die letzten Reserven an Kreativität aufbringen musste, um diesen Film zu realisieren. Nicht nur dass sich Seann William Scott zum Hauptdarsteller gespielt hat, die weiblichen Rollen – mit Außnahme von Alyson Hannigans Michelle – sind allesamt nicht mehr präsent, wodurch die Fortsetzung zum klaren Jungsfilm geworden ist.

Was erwartet uns nun also im vierten Aufguss der ‚American Pie‘-Reihe? Erneut die selben Witze, noch mehr auf die Spitze getrieben? Wird die ursprüngliche Hauptfigur Jim wieder in den Fokus genommen oder ist es erneut Seann William Scott der im Mittelpunkt stehen darf, nicht zuletzt, da er inzwischen eine weitaus bessere Schauspielzeit hinter sich gebracht hat als Jason Biggs. Mit den Regisseuren Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg übernehmen zwei Männer die Filmserie, die selbst mit den ‚Harold & Kumar‘-Filmen ein erfolgreiches Komödien-Franchise, welches auf Witze unter der Gürtellinie abzielt, ins Leben gerufen haben. Immerhin waren für ihren Film alle ursprünglichen Darsteller bereit, ihre Rollen wieder aufzunehmen. Vielleicht bringen die beiden Männer frischen Wind in das ‚American Pie‘-Universum.

‚American Pie: Klassentreffen‘ kommt am 4. April 2012 in die deutschen Kinos.


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