...das ist das Schönste, das es gibt auf der Welt... Über Freundschaft.

...das ist das Schönste, das es gibt auf der Welt... Über Freundschaft.

Die Prima-Bella von familieberlin fragte in die Runde, wie das so ist mit Freundschaften. Weil man zu vielen engen Gefährten von früher keinen Kontakt mehr hat oder auch nicht mehr so schnell neue Freunde findet. Liebe Bella, auch bei mir piekst du da in einen wunden Punkt.

 

Ich behaupte mal von mir selber, dass ich ein ziemlich loyales Tierchen bin. Ich hab sogar zu einigen meiner Ex-en noch (losen) Kontakt, manchmal reicht es sogar für sporadische Anrufe oder Essenseinladungen. Ich telefoniere grade alten Klassenkameradinnen hinterher, für das diesjährige Abijubiläum. Und freue mich über Facebook, das alle möglichen Leute von früher und heute griffbereit hält und mich auf dem Laufenden zu Hochzeiten, Kindern, Umzügen und sonstigen Milestones hält. Und trotzdem verliert man sich. Trotz geteilten Fotos und aktuellen Adressen.

 

Als ich vor 15 Jahren nach Berlin kam, hab ich mir von null auf einen neuen Bekanntenkreis aufgebaut. Ich sage Bekannte, weil es ja eine Weile dauert, bis man merkt, ob man eigentlich wirklich eng ist. Also eng im Sinne von: würde ich mich da aufgehoben fühlen, wenn es mir nicht gut geht? Kann man Dinge Nöte oder Versagen anvertrauen? Und: kommt die zum Umzug, Bücherkisten schleppen?

 

Mit einer habe ich mein funky Singleleben geteilt. Wir waren ein bisschen Sex and the City zu zweit. Hatten ausschweifende Abende, klebten Tapeten in die Mädchenbuden und heulten uns den Liebeskummer von der Seele. Irgendwann hatte ich eine Beziehung. Das funktionierte noch. Und dann wollte ich die nächste Phase, Mutter sein und dann auch Ehefrau. Ich bekam ein Kind. Und war fortan uncool. Weil ich ja jetzt den gesamten Haushalt mache. Drei Wochen nach der Geburt kam die Singlefreundin mit einer dritten, gemeinsamen Singlefreundin vorbei und das Gefühl, beäugt zu werden mit leicht hochgezogenen Augenbrauen ließ mich nicht los. Meine Freude wurde nicht geteilt und ich hatte den Muttistempel auf der Stirn. Ich hätte ja nun, was ich immer gewollt hätte. Wurde nicht mehr auf Parties oder Essen eingeladen und unserer Hochzeitseinladung wurde kurzfristig per SMS abgesagt.

Ende der Geschichte.

 

Enge Freundinnen während der Abizeit oder dem Studium- da gab es einige. Aber die allermeisten sind irgendwie aus meinem Gesichtsfeld verschwunden, gingen hier und dorthin in Deutschland und der Welt. Ein oder zwei sind in meiner Heimatstadt geblieben. Wir sehen uns alle paar Jahre. Lassen Erinnerungen aufleben, teilen altersspezifische Themen wie Elternsein oder Hausbau. Nur: die Beziehung wird einfach nie wieder die gleiche Tiefe haben, die gleiche Qualität wie früher. Zu verschieden sind unsere Lebenswege, zu anders die Erfahrungen und mittlerweile auch die persönliche Sicht der Dinge. Dafür kann auch niemand was. Vielleicht wäre es anders, wenn man in direkter Nähe wohnen würde und so auch den Alltag des anderen miterleben könnte. Aber die ganzen Kilometer zwischen uns machen Nähe und eine stabile Freundschaft schwierig - und auch mühsam. Planung, Bahnfahrten, Anrufe, Mails und eben nicht die spontane "lass uns eben was trinken gehen"-Nummer.

 

Ähnlich verhält es sich mit Leuten, die man an einem bestimmten Ort bei einer bestimmten Tätigkeit kennen- und schätzen gelernt hat. Im Job zum Beispiel, Kollegen (aus diesen rekrutiert sich ein Großteil unseres heutigen Freundeskreises), die man über den Arbeitsvertrag hinaus als Freunde behalten hat. Die Pekip-Mamas, die Leid und Freud teilen und hinterher noch einen Tee trinken gehen. Das sind oft, wie ich sie nenne, Verbündete, die gerade das gleiche tun, dieselben Schwierigkeiten und die identischen Interessen haben. Die Krux an der Sache ist: findet man darüber hinaus, jenseits der Kinder oder der Dackelzucht zueinander. Passt man als zwei Individuen zusammen, auch wenn man nicht grade gemeinsam ein Projekt anschiebt?

 

Für mich ist das der Schlüssel zum ganzen Thema. Ich glaube, man muss auch irgendwie seelenverwandt sein, um sich vielleicht ein Leben lang befreundet und nah zu fühlen. Eine solche Freundin (oder Freund) zu finden ist genauso schwer wie den richtigen Ehemann. Im Grunde teilen die beiden ganz zentrale Eigenschaften: vertrauenswürdig, loyal, interessiert, zuverlässig, diskret, liebevoll, unterstützend.

 

Ich habe großes Glück. Sie ist meine älteste Freundin, die ich seit äääh, fast 30 Jahren kenne. Wir sind zusammen gewachsen, über die Schule, Ausbildungen, den Globus und (Ehe-) Männer hinaus. Es gab viele Jahre, in denen wir keinen Kontakt hatten. Und als wir wieder zusammen waren, ich bei ihr auf der Terrasse und sie wenig später auf meinem Berliner Sofa, war alles so wie früher. Wir lachen noch über dieselben Sachen, tauschen Schuhe und brauchen uns nur anzukucken, um zu wissen, wie der andere grade so tickt. Kennen uns traurig, krank, frustriert, himmelhoch glücklich und sektbeschwingt albern. Nehmen uns länglich in die Arme und telefonieren locker zweieinhalb Stunden. Gäbe es eine Freundschaftsheirat, würde ich ihr einen Antrag machen.

The only way to find a friend is to be one.

(Ralph Waldo Emerson)

 

Für Ritzi.


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