Jetzt mal wieder etwas für große Hörspiel-Enthusiasten, die leider auch Kenner der englischen Sprache sein müssen: Wie ich letztens erfahren habe, haben die Vereinten Nationen (UN) in den 40er und 50er Jahren massiv Hörspiele mit Propaganda für die eigene Sache hergestellt. Und diese Hörspiele kann man sich jetzt kostenlos herunterladen.
Darüber erfahren habe ich durch das Deutschlandfunk-Feature Die Charta in der Untertasse – Zur Geschichte der UN-Radiohörspiele (hier der Download-Link). Es erzählt, wie die UN nach dem zweiten Weltkrieg sich international Gehör und Zugang zu den Menschen verschaffen wollten und dabei das damals erfolgreichste Massenmedium – das Radio – dafür einsetzten. Um ihre Botschaft der Menschenrechte und des Friedens konsumententauglich zu verpacken, produzierte man üblicherweise dafür kurze und längere Hörspiele.
Als das Fernsehen endgültig seine mediale Herrschaft in den 60ern antrat, brach auch die Hörspielproduktion ein und die frühe Geschichte der UN-Hörspiele geriet nahezu in Vergessenheit. Jetzt jedoch, so berichtet das Feature, kann man sie wieder hören und sogar herunterladen. Allerdings habe ich dort kein einziges Hörspiel in deutscher Sprache entdeckt. Wer weiß, vielleicht werden die irgendwann auch noch digitalisiert. Hier auch noch der Download-Link zu dem im Feature genannten „friedliche Utopie“-Hörspiel „Could Be“ sowie dem „Krimi um die Menschenrechte“-Hörspiel „Document A/777″.
Und keine Sorge – ich schätze mal, das sind alles pädagogisch gemachte Hörspiele, die auf einfache politische Kenntnisse des Hörers abzielen. Ein umfassendes Englisch-Vokabular ist dabei (möglicherweise) nicht zu erwarten. Alle anderen vertretenen Sprachen sind: Arabisch, Chinesisch, Französisch, Russisch sowie Spanisch.
Die Charta in der Untertasse – Zur Geschichte der UN-Radiohörspiele – ein Feature von Christian Blees
An ihrem Hauptsitz in New York City produziert das Radio Department der Vereinten Nationen (UN) seit über 60 Jahren ein breites Angebot an Programminhalten. So haben Radiostationen auf der ganzen Welt unter anderem Zugriff auf Nachrichtenclips, Original-Interviews und sogar Übertragungen kompletter Pressekonferenzen, um die Anliegen der UN an ihre eigenen Hörer weiterzugeben.
Was heutzutage kaum noch jemand weiß: Als die UN Ende der 1940er-Jahre ihren Radioservice starteten, versuchten sie ihre Botschaften zu Themen wie Frieden, Sicherheit und Menschenrechten vor allem mit hochkarätig besetzten Hörspielproduktionen zu vermitteln. Zu hören waren unter anderem Stars wie Orson Welles, Alfred Hitchcock oder Audrey Hepburn.
Mit ausgewählten historischen Tonbeispiele und Zeitzeugeninterviews gewährt die Sendung spannende Einblicke in ein weitgehend vergessenes Kapitel globaler Rundfunkgeschichte.