Fakten:
Das Hochzeitsvideo
BRD. 2012. Regie: Sönke Wortmann. Buch: Gernot Griksch. Mit: Lisa Bitter, Marian Kindermann, Martin Aselmann, Stefan Ruppe, Lucie Heinze, Simon Eckert, Elmira Bahrami, Nadja Zwanziger, Susanne Tremper, Milena Karas, Jan-David Buerger, Matthias Brenner, Christoph Hofrichter, Michael Abendroth, Christiane Lemm, Janina Sachau, Artus-Maria Matthiesen, Sasha, Anna Kubin, Mascha von Kreisler u.a. Länge: 86 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Pia und Sebastian sind kurz davor zu heiraten. Die letzte Woche vor der großen Zeremonie wird dabei von Sebastians bestem Freund per Videokamera festgehalten. Vor seine Linse kommen ihm nicht nur Glückwünsche und Feierlichkeiten, sondern auch diverse Verfehlungen, Fettnäpfchen und Abstürze von Braut, Bräutigam und der restlichen Hochzeitsgesellschaft.
Meinung:
„Blair Witch Project“ auf einer Hochzeit. So umreißt Regisseur Sönke Wortmann, der hier genretechnisch wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrt, seinen neusten Film „Das Hochzeitsvideo“. Dabei erweist sich Wortmann als durchaus guter Handwerker. Die Bilder im FoundFootage-Stil sind zwar als solche zu erkennen, in hektisches wie grobes Kameragezappel verfällt Wortmann aber sehr selten. Oft genug hebt er auch die Regularien dieser, trotz erheblicher Ermüdungserscheinungen immer noch recht populären Machart auf und präsentiert das Geschehen, vor allen in ruhigeren Momenten, lieber ohne Mockumentary-Touch. Trotzdem verliert „Das Hochzeitsvideo“ nicht seine apodiktische Note. Es soll halt eine authentische Komödie sein. Ein lustiger Film rund um den großen Stress vor einer festlichen Eheschließung. Doch die anvisierte Authentizität hält keinerlei Belastung stand. Es liegt daran, dass keine der hier agierenden Rollen wirklich „echt“ wirkt. Wortmanns Werk erweist sich als reinrassige Maschinerie. Die einzelnen Personen und ihre charakterlichen Eigenschaften sind nicht mehr als Zahnräder, die ineinandergreifen müssen, um die Komödie am Laufen zu halten. Authentisch ist das nie und nimmer.
Zumindest sie hatten ihren Spaß
Genau daran krankt "Das Hochzeitsvideo". Der Aufbau, die Konstellation der Charaktere sowie die Situationen in denen sie sich befinden oder besser gesagt herein gezwängt werden, wirken wie Skizzen, wie Baupläne. Die Architektur des Films ist jederzeit zu offensichtlich. Kaschierungen und Überraschungen gibt es dabei nicht. Alles folgt goldenen wie abgenutzten Regeln a la „Gegensätze ziehen sich an – oder stoßen sich ab“. Klar haben die Schnösel-Eltern des Bräutigams etwas gegen die Hippie-Sippschaft der Braut. Selbstverständlich funkt es irgendwann zwischen dem Angepassten und der Rebellin. Diese Aufzählung könnte ewig so weiter gehen. Nur weil „Das Hochzeitsvideo“ dies als jung, spritzig und keck verkauft, bedeutet dies nicht, dass diese bräsige Form des Humoraufbaus seinen Dorftheater-Mief verloren hat. Auch die immer wieder eingestreuten „Sauereien“ bringen da keine Abwechslung. Wieso sollte sie auch? Das bisschen Gerede über Sex, die eine nackte Frau und der eine Blowjob sind auch nicht mehr als der Versuch den Film mit Hilfe von Intimitäten und angeblicher Obszönität (die wahrlich niemanden mehr in irgendeiner Form schockieren wird) am Laufen zu halten. Das Ergebnis: Lethargie.
„Das Hochzeitsvideo“ tut zwar als ob er kreativ wäre, wegen seiner Inszenierung (die mittlerweile aber auch ein alter Hut ist), seinen Figuren, seiner Situationskomik und der einen oder anderen Offenherzigkeit, dies erweist sich aber als nichts weiter als leere Versprechungen. Sönke Wortmann gelingt es zwar einige Lacher zu erzeugen, im Großen und Ganzen ist seine Komödie aber ein ziemlich abgeschmackte Sache ohne echten Pep und vor allem ohne wirkliche Kreativität. Dass ist vor allem wegen der unbekannten und frisch aufspielende Darsteller durchaus bedauerlich. Sie verleihen dem Ganzen einen gewissen, charmanten Ausdruck. Allerdings ist wohlgeformte Ödnis immer noch öde.
3 von 10 Blowjobs mit anschließendem Krankenhausaufenthalt