Er sah sein eignes Bild unter sich, das kein plumper, schwarzgrauer Vogel mehr, hässlich und garstig, sondern selbst ein Schwan war. Es schadet nichts, in einem Entenhofe geboren zu sein, wenn man nur in einem Schwanenei gelegen hat! Es fühlte sich ordentlich erfreut über all die Not und die Drangsal, welches es erduldet; nun erkannte es erst sein Glück an all der Herrlichkeit, die es begrüßte.
Die großen Schwäne umschwammen es und streichelten es mit dem Schnabel.
Im Garten kamen da einige kleine Kinder, die warfen Brot und Korn in das Wasser, und das kleinste rief: “Da ist ein neuer!” Und die andern Kinder jubelten mit: “Ja, es ist ein neuer angekommen!” sie klatschten mit den Händen und tanzten umher, liefen zum Vater und der Mutter, und es wurde Brot und Kuchen in das Wasser geworfen, und sie sagten alle: “Der neue ist der schönste, so jung und so prächtig!” Und die alten Schwäne neigten sich vor ihm.
Da fühlte er sich beschämt und steckte den Kopf unter seine Flügel; er wusste selbst nicht, was er beginnen sollte, er war allzu glücklich, aber durchaus nicht stolz; denn ein gutes Herz wird nie stolz! Er dachte daran, wie er verfolgt und verhöhnt worden war, und hörte nun alle sagen, dass er der schönste aller schönen Vögel sei; selbst der Flieder bog sich mit den Zweigen gerade zu ihm in das Wasser hinunter, und die Sonne schien warm und mild. Da brausten seine Federn, der schlanke Hals hob sich und aus vollem Herzen jubelte er: “So viel Glück habe ich mir nicht träumen lassen, als ich noch das hässliche Entlein war!”
ENDE
Märchen von Hans Christian Andersen