Das Essen genießen

Beginnen wir also, die Vorsätze für das neue Jahr umzusetzen.

Essen zu genießen stand ganz oben auf der Liste. Es hört sich einfach an, ist aber schwieriger als man glaubt. Die Voraussetzungen, die gegeben sein sollten:

+ Wir essen sitzend und nicht im Stehen, weil das Essen im Stehen etwas von einem fluchtbereiten Grasfresser an sich hat, der gleichzeitig essen und die Umgebung im Blick haben muss.

+ Wir essen langsam. Jetzt wird manch einer sich fragen, ob jetzt wieder die Auflage kommt, einen kleinen Bissen zu nehmen, den dreißigmal zu kauen, zu schlucken, Besteck wegzulegen und dann wieder aufzunehmen…. Essen auf diese Weise verringert bei Normalgewichtigen Menschen die aufgenommenen Kalorien um 10%, haben Forscher im Department of Kinesiology an der Texas Christian University herausgefunden. Übergewichtige, die in gleicher Zahl am Versuch teilnahmen, trauten sich auch beim schnellen Essen nicht, voll zuzugreifen, bei denen war der Unterschied geringer. Doch diese wissenschaftliche Erkenntnis, die sich auch auf die Stättigungswirkung von Peptidhormonen bezog, welche bei langsamem Essen vermehrt gebildet werden, steht hier nicht zu Debatte. Ich hätte keinen Spaß daran, erkaltete Pasta Asciutta dreißigmal zu kauen, daher ist  dieses extreme Langsamessen nicht meins.  Ich kaue mein Essen gründlich weil ich es meiner Verdauung erleichtern will, an die Inhaltsstoffe zu kommen und weil meine Zähne mit dem Speichel ihre erste Reinigungsspülung erhalten. Dabei ist “gründlich” immer so lange, wie der Bissen  gut schmeckt und sich gut im Mund anfühlt.

+ Wir essen nur, was uns schmeckt und kochen unser Essen so, dass es uns schmeckt. Wer kann etwas genießen, das ihm nicht mundet? Es gibt Nahrungsmittel von denen bin ich kein großer Fan, aber wenn es eine Zubereitungsart gibt, diese schmackhaft zu machen, bekommen sie bei mir eine Chance. Ich liebe Kochexperimente und lasse mich so schnell nicht abschrecken. Vielfalt schmeckt mir am besten.

+ Wir essen sobald unser Hunger die Stufe sieben oder acht auf der zehnteiligen Wolfshungerskala erreicht. Wirklich. Wie jeder diese Skala benennt und wie viele Stufen er ihr gibt, ist jedem überlassen. Ich habe für mich herausgefunden, dass, wenn ich Wolfshungerstufe 10 habe, dann schlinge ich richtig wie ein Wolf, kaue kaum und werde auch viel später satt und der Geschmack gerät ins Hintertreffen. Soweit lasse ich es nicht kommen. Wolfshungerstufe 10 wird schon während des Kochens durch Naschen auf Stufe acht gedrosselt und mit Stufe acht kann ich “menschlich” essen, sprich gerade sitzen und die Bissen zum Mund führen, statt wölfisch den Kopf zum Teller senken und reinschaufeln. Diese Haltung macht für mein Essgefühl einen großen Unterschied, wie ich herausgefunden habe.


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