Wie im vorherigen Beitrag über die Nagas beschrieben, werden weltliches Glück und Wohlstand von den Nagas gefördert oder behindert. Daher sind Gabendarbringungen an sie von großer Bedeutung, wenn man die Sicht einer spirituellen Ökologie entwickeln will.
Gerade die tantrische Tradition der Ngakpas bietet einen reichhaltigen Fundus dieser Praktiken, da es doch schon immer die Aufgabe der Ngakpas war, neben der spirituellen Begleitung, durch Rituale auch für Glück und Wohlstand in der Gemeinschaft zu sorgen.
Zeiten der Opferung
In der tantrischen Tradition der Himalaya-Region sind den verschiedenen Monaten bestimmte Naga-Aktivitäten zugeordnet. Dabei unterscheidet man zwischen günstigen Tagen (teb) und ungünstigen Tagen (dok).
Der erste Monat ist die Zeit des Naga-Dharma. Dabei lauschen sie dem Dharma und man sollte sie nicht stören. Daher sind nur der 2. und der 25. Tag günstig für Opferungen. An allen anderen Tagen sollte man den Nagas KEINE Opfergaben darbringen!
Der zweite Monat bringt man ihnen Opfergaben dar, wodurch sie zu Helfern werden. Dabei sind besonders der 7., der 9. bis 13., der 15., der 18., 20. und 21., der 23. und 25. Tag günstig. Ungünstige Tage sind der 2., 26., 27. und 28. Tag. Bringt man an diesen Tagen etwas dar, dann riechen die Gaben für sie verfault und sie meiden einen.
Der dritte Monat ist die Zusammenkunft der Nagas. Durch Opferdarbringungen, die zu Nektar werden, erlangt man die gewünschten Verwirklichungen. Außerdem wirkt sich diese Opferung auch günstig auf die Umgebung aus. Günstige Tage sind der 5., 9., 10., 14., 19. bis 23., 25., 28. und 30. Tag. Äußerst ungünstig ist die Opferung am 15. Tag, da die Nagas hier die Opfergaben als Müll wahrnehmen.
Im vierten Monat bewirkt man durch die Opfergaben Frieden und Harmonie. Die besten Tage für Opferungen sind daher der 5., 9., 20., 23., der Dakini-Tag am 25. und der 30. Tag zu Neumond. Besonders ungünstige Zeiten sind der 13. und der 15. Tag. An diesen beiden Tagen verwandeln sich die Opfergaben für die Nagas zu Gift.
Der fünfte Monat ist gewöhnlich in der Regenzeit bzw. im Sommer und die Nagas sind dabei am Werk. Auch hier werden durch Opferungen die Verwirklichungen erlangt. Opfert man den Nagas in dieser Zeit an einem Dok-Tag, dann verwandeln sich die Gaben in Gift, Eiter und Blut und die Nagas werden flüchten. Daher soll man am 1., 2., 5. bis 7., am 10., 12. und am 16. keine Gaben darbringen. Besonders günstige Tage sind hingegen der 9., 15., 17. bis 21., der 23., 25. und 27. Tag.
Der sechste Monat ist die Zeit des Einsammelns von Früchten. Hier erlangt man durch eben auch die Verwirklichung von Wünschen, Kinderwünsche werden erfüllt und man wird reich. Am 4., 8., 15., 17., 18., 25., 29. und 30. Tag sind Opfergaben vorteilhaft. Jedoch sollten Opferungen besonders am 13. und 16. Tag vermieden werden.
Opfert man im siebten Monat den Nagas Nahrungsmittel, dann wird man nicht mehr an einem Ort mit Hungersnöten wiedergeboren. Außer dem 8. und 9. Tag sind Opferungen vorteilhaft. Besonders günstige Tage aber sind der 1., 11., 16., 19. bis 23. und der 29. Tag.
Im achten Monat machen sich die Nagas schick, daher kann man hier durch Opfergaben den eigenen Wohlstand besonders gut verbessern. Deshalb sind die Tage 2 bis 8 sowie 11 bis 17, der 20. Tag und die Tage 22, 23, 27 bis 30 günstig. Am 10. Tag sowie am 18., 19., 21., 24. und 26. Tag bleiben Opfergaben ohne Resultat.
Während des neunten Mondmonats sammeln die Nagas die Essenz der Bäume ein. Der Saft der Bäume wird von den Nagas in Besitz genommen und zu dieser Zeit sind sie besonders mit den Bäumen verbunden. Daher sollte man auch beim Schneiden von Bäumen und Sträuchern achtsam sein. Den Wohlstand fördert man durch Opfergaben am 2., 4., 5., 7., 9., 12., 15., 17., 21. bis 23., 27., 29. und 30. Tag. Am 6., 10., 13., 16., 20., 24. bis 26. Tag werden die Opfergaben allerdings von den Nagas als Feuer wahrgenommen und in einigen Texten wird sogar angemerkt, dass dies dann ansteckende Krankheiten verursacht.
Gemäß dem Kalachakra-Tantra und den Vedas ruhen die Nagas in dieser Zeit und daher ist eine Opferdarbringung von geringem Nutzen. Allerdings besagen Quellen der chinesischen Astrologie, dass man am 20. und 21. Tag opfern kann, jedoch nicht am 15. Tag.
Der elfte Monat ist eine Zeit der Vorbereitung für den Winter. Wenn man an den günstigen Tagen Opfergaben darbringt, dann wird man Glück und Friede erlangen. Daher sind Opfergaben am 1., 9., 11., 12., 14., 21., 29. und 30. Tag vorteilhaft. Vermeiden sollte man Opferungen am 5., 8., 10., besonders am 15. Tag und auch am 19. Tag.
Im zwölften Monat fungieren die Nagas als Wächter und sind die Hüter der Schätze. Opferungen an günstigen Tagen bringt ihre Kraft unter Kontrolle und man wird alle Wünsche erfüllt bekommen. Daher sollte man am 2., 3., 7., 10., 12., 16. und 19. Tag opfern. Ungünstige Tage sind besonders der 8., 18., 20. bis 22. Tag und der 28. Tag.
Abschließende Bemerkungen
Weiters soll man beachten, dass die Nagas zum Tierreich gehören. Man kann ihnen also Opfergaben darbringen – und das ist im Sinne einer spirituellen ökologischen Sichtweise durchaus bedeutsam – aber man kann nicht Zuflucht zu ihnen nehmen, da sie genauso wie wir gewöhnliche fühlende Wesen sind. Wenn man den Nagas (und auch den Wesen des Ortes; Lokapalas) mit liebender Güte und Mitgefühl begegnet und regelmäßig Opfergaben darbringt, dann verwandelt man den Ort in einen Platz, an dem Glück und Reichtum blühen. Der jahreszeitgemäße Regen ist frei von Krankheit und ein Schauer des Glücks.
Man beachte, dass sich die oben angeführten Tage am Mondkalender orientieren und der Sonnenkalender dafür KEINE Bedeutung hat. Daher sollte man sich an passender Stelle einen Kalender besorgen bzw. findet hier eine gute Quelle.
Interessierte finden im Zyklus der Thröma Nagmo sowie im Zyklus der Khandro Thugthig entsprechende Praxisanweisungen und Anwendungen.
Beim Ngakpa-Retreat im September wird Lopon Rinpoche am 13. Sept. eine Ermächtigung in die Praxis der Thröma Nagmo geben. >read more