Das Ende ist nahe

Das Ende ist naheÜber "die Verteufelung des Wortes „Markt“, die in vielen Medien zu beobachten ist", ereifert sich Tagesspiegel-Kolumnist Harald Martenstein, der es besser wissen müsste. Verteufelung von Märkten ist trendy vom künftigen SPD-Kanzler Steinbrück bis zum CDU-Finanzminister Schäuble. Wo das kleine Polit-Einmaleins von immer mehr Schulden machen um immer wieder wieder gewählt zu werden nicht mehr weiter weiß, muss wenigstens ein Verantwortlicher präsentiert werden. Und wo es keinen gibt, personifiziert und mit Vor- und Zunamen, da greift der geübte Demagoge gern auf eine Gruppe zurück: Mal die Juden, mal die Stasi, mal die Nazis, mal die Spekulanten.
Geschickter noch ist aber der, der ohne Gruppenhaftung auskommt und die Schuldzuschreibung anonymisiert. War früher die "Weltwirtschaft" schuld und später das "Klima", sind es heute die "Märkte", besser noch die "Finanzmärkte". Martenstein hat das auch bemerkt. "An allem, auch den Schulden, sind „die Märkte“ schuld", schreibt er, allerdings ohne zu erwähnen, das es diese "Märkte" sind, auf denen sich Wolfgang Schäuble seine Rekordschulden zusammenborgt.
Wo, wenn nicht auf „den Märkten“ werde eigentlich das Geld verdient, "das wir und der Staat fröhlich ausgeben?", fragt er stattdessen beim gelungenen Versuch, auf den falschen Fährten, die Schäuble, Steinbrück und der ganze Rest der Eurorettungsritter legen, entlangzuschnüffeln.
Nein, Herr Martenstein, niemand muss Märkten dankbar sein. Märkte entstehen, wo Menschen wirtschaften, und Menschen wirtschaften, wo Menschen leben. Menschliches überleben bedingt Arbeitsteilung, Arbeitsteilung bedingt Handel, Handel bedingt Märkte. So einfach, so undankbar. Aber schließlich ist auch niemand seinen Füßen dankbar, seinen Zähnen oder seiner Lunge.
Aber im "Tagesspiegel", an normalen Tagen ein Zentralorgan der Marktverdammung, geht es ja auch im Ausnahmefall nicht um Märkte, politische Ablenkungsmanöver und Zaubertricks aus der staatlichen Propagandakiste. Nein, es geht um das Ende der welt, wie wir sie kennen, um das Ende der Welt also, das zuletzt von Fukushima, davor vom Zusammenbruch von Lehman Bros, davor von der Klimakatastrophe, davor vom Irakkrieg, davor von der Asienkrise, davor von der Russlandkrise, davor vom Irakkrieg undsoweiter angekündigt worden war.
"Ich glaube tatsächlich, dass unser Gesellschaftssystem an seine Grenzen stößt", schreibt Martenstein im Ton eines besorgten Dorfpfarrers. Es ist, abgesehen davon, dass dem Autor einzuleuchten scheint, dass "die Idee, die Rating-Agenturen unter staatliche Kontrolle zu stellen", "apart" erscheint, das ewig alte deutsche Gebet: Die Kohle liegt zu tief, die Löhne sind zu hoch, die Winter zu kalt und die Sommer zu warm. Hier kann gar nichts überleben!
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