Das Elend mit dem 500-Euro-Schein

Nur Bares ist Wahres heißt es bekanntlich im Volksmund. Doch spätestens wenn man mal versucht hat, seine Brötchen in der Bäckerei mit einem 500-Euro-Schein zu bezahlen, zeigen sich ganz schnell die Grenzen dieser Redensart. Vor kurzem hatte ich nämlich das seltene Glück, solch einen Schein mein Eigen zu nennen – und selten zuvor bin ich mir finanziell so hilflos vorgekommen. Denn was soll man mit dem Ding eigentlich machen? Genaugenommen gibt es nur die Option, diesen Schein als eiserne Reserve unter dem Kopfkissen zu verstauen, oder ihn schnellstmöglich zur Bank zu bringen. Woanders wird man ihn eh nicht los. Keine dieser beiden Optionen stellt aber in einer stabilen Volkswirtschaft mit etabliertem bargeldlosem Zahlungsverkehr eine wirkliche Existenzberechtigung für diesen  Schein dar. Selbst der Auto- und Hauskauf lässt sich mit einer Überweisung deutlich sicherer gestalten als mit dem berühmten Geldkoffer. Und für den Kauf des nächsten Fernsehers gibt es Debit- und Kreditkarten. Wofür also brauchen wir den 500-Euro-Schein?

Unter rationalen Gesichtspunkten fallen mir vor allem Anwendungsszenarien im kriminellen Bereich ein – Schwarzgeld, Steuerhinterziehung, Drogengeschäfte, Lösegeld, und was es da sonst noch alles an profitablen Geschäften gibt, die ohne große Mengen an Bargeld bedeutend schwieriger abzuwickeln wären. Es stellt sich also die Frage, worum eine gesellschaftliche Institution höchster Reputation wie die Europäische Zentralbank entsprechende Aktivitäten durch die Ausgabe von großen Banknoten zumindest erleichtert. Immerhin wurden in der Eurozone seit 2001 schon über 1, 2 Mrd. 500-Euro-Scheine gedruckt. Und rund ein Drittel des im Umlauf befindlichen Geldwertes notiert auf 500-Euro-Scheinen (228 Mrd. EUR). Was macht man damit eigentlich? Etwa Fernseher kaufen? Oder unterm Kopfkissen verstauen? Als Durchschnittsverbraucher bekommt man so einen Schein doch nur jedes Schaltjahr zu Gesicht.

Übrigens hat uns europäische Steuerzahler der Druck allein dieser Scheine schon über 100 Millionen Euro gekostet, ganz zu schweigen von den Betriebs-, Anti-Fälschungs- und Anti-Kriminalitätskosten für die Scheine, die noch um ein Vielfaches höher liegen dürften. Und was bleibt da noch an Nutzen der 500-Euro-Scheine übrig? Immerhin sorgt er für deutsche Arbeitsplätze, denn im bayerischen Gmund ist der Sitz des Weltmarktführers für Banknotendruck.

Bildquelle: Bundesbank


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