Das Debüt-Bloggerpreis – Meine Stimme geht an…

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Keine leichte Entscheidung, die es auf Basis der Shortlist für den Bloggerpreis, den der Literaturblog Das Debüt ausschrieb, zu treffen galt. Gestern war Stichtag. Das heißt, gestern musste die Entscheidung gefällt werden. Zuletzt musste ich mich also dazu zwingen, einen Kandidaten zu bestimmen, der meiner Meinung nach mit seinem Roman-Debüt diesen Preis verdient hat. Und da haben wir auch schon den Knackpunkt, denn verdient haben ihn sicherlich alle fünf Autoren, die es auf die Shortlist geschafft haben.

Aber man muss sich entscheiden. Schließlich sitzt man ja in einer Jury. Und Jurymitglieder treffen Entscheidungen. So ist das nunmal. Meine beiden Favoriten waren definitiv Shida Bazyar mit ihrem Roman „Nachts ist es leise in Teheran“ und Philip Krömer mit „Ymir„. 

Shida Bazyar erzählt die Geschichte einer iranischen Familie, genauer gesagt, die Geschichte von Behsad, seiner Frau Nahid, der Tochter Laleh und dem Sohn Morad. Behsad ist Kommunist und verbindet mit dem Sturz des Shahs 1979 die Hoffnung auf eine Neuordnung der Gesellschaft. Nachdem jedoch der Iran zum Gottesstaat umgebaut wird, flieht die Familie nach Deutschland. Jedes Kapitel wird von einem anderen Familienmitglied erzählt. Ein ganz und gar  gelungenes, beeindruckendes Debüt einer jungen Schriftstellerin, die etwas zu sagen hat.

Ja, wie gesagt, dann ist da noch Ymir. Ymir ist ein Riese in der nordischen Mythologie und gilt dort als erstes Lebewesen. Die Götter Odin, Vé und Vili, töteten Ymir und erschufen aus seinen Körperteilen die Welt.

„Aus Ymirs Fleisch ward die Erde geschaffen,
aus dem Blute das Brandungsmeer,
das Gebirg aus den Knochen“
„Na also, Karl, sagt der die Edda her wie seinen Goethe.“
„die Bäume aus dem Haar,
aus der Birnschale der Himmel.“
„Aus der?“
„Äähm HIRNschale.“

Aber es geht in Krömers Debüt gar nicht so sehr um Mythologie. Oder irgendwie doch. Aber fangen wir doch vorne an. Eine kleine Expeditionstruppe aus Deutschland macht sich am Vorabend des Zweiten Weltkriegs nach Island auf, um nicht weniger zu finden als den Ur-Arier. Die Truppe besteht aus dem Ich-Erzähler Karl, dem aufgetragen wurde die Geschichte dieser Forschungsreise zu erzählen, einem SS-Mann – von Karl lediglich „KleinHeinrich“ genannt – und dem Ahnenforscher „VonUndZu“, der nicht nur Forschungsgegenstände, sondern auch sein Koffergrammofon mitsamt der Wagner-Platten im Gepäck hat.

Es scheint, als habe der junge Autor bereits mit seinem Debüt seine literarische Stimme gefunden. Eine ungewöhnliche Stimme, wie ich meine, und das im positiven Sinne. Krömers Roman glänzt nicht nur mit seinem Fantasiereichtum, er ist durchweg skurril und vergnügt den Leser an vielen Stellen mit zig ironischen Anspielungen und komischen Passagen. Krömer ist ein Autor, von dem ich in Zukunft (hoffentlich) noch viel lesen werde. Und da ich mir wünsche, dass auch andere ihn lesen und seine frische, sich abhebende Art kennenlernen.

Meine Jurystimme für den Bloggerpreis geht somit an: Philip Krömer – „Ymir oder aus der Hirnschale der Himmel“, erschienen im homunculus Verlag.

Und nun – woanders sein.

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