Das bisschen Haushalt

Die Sozialdemokratie benimmt sich wie eine Hausfrau aus den Fünfzigern. Wie eine, die ihrem Gatten den Vortritt gewährt, eigene Ambitionen zurückstellt und diesen Zustand dann Zufriedenheit nennt. Gabriel ist das Hausmütterchen, das sich seine Kanzlerin leistet. Er will nicht mehr, als das, was sie ihm gibt.
Das bisschen HaushaltSie waren so bescheiden, die Frauen seinerzeit. In Werbeclips von damals sieht man, was Frau sein damals bedeutete: Dem Mann heimische Geborgenheit sichern. Kochen, putzen, Palmolive benutzen und falls sie doch mal aus der Fassung geriet, sollte sie sich einen hinter die Binde genießen. »Frauengold« fürs Wohlbehagen. Oder sagen wir lieber: Dafür, dass Ruhe war im Karton und der werte Gatte sich nicht mit ihr ärgern musste. Alles für ihn. Damit er Karriere machen kann, seine Ziele erreichen. Dafür schluckte seine bessere Hälfte alles hinunter, stellte die eigenen Pläne hintan.

Es ist die Ironie dieser Tage, dass die aktuelle Sozialdemokratie sich einerseits als Verfechterin der Emanzipation hinstellt und Frauenpolitik gestalten will, die eben gerade kein »Frauengold« verabreicht, sondern mündig macht, Selbstbestimmung zulässt. Und andererseits benimmt sie und ihr Vorsitzender sich, als sei sie eben eine dieser weiblichen Harmoniebündel von dazumal. Sigmar Gabriel scheint einigen Vorrat an »Frauengold« gehortet zu haben. Ärgert er sich über seine bessere Hälfte aus dem Kanzleramt, gewährt er sich eben einen Messbecher voll und tollt glücklich über die Wiese, bestellt den Einkauf und kocht ein hübsches Mittagessen zur Hebung der Stimmung.
Harmoniesucht. Das ist das große Problem dieser Sozialdemokratie. Sie gibt sich auf im Schatten der Herrin, die unauslöschlich im Kanzlerinnenamt sitzt. Manche ihrer Protagonisten raten dazu, den Wahlkampf aufzugeben. Sich als kleiner Koalitionspartner einzutragen und damit zufrieden zu sein. Nur keine eigenen Positionen darbringen, nicht anecken oder gar Profile herausarbeiten. Das könnte Disharmonie erzeugen und dann ist die bessere Hälfte ungehalten und das traute Glück kommt in Schieflage, muss gekittet werden. Dann lieber ein Schlückchen »Frauengold« und man erträgt das Ausgebootetsein wieder leichter.

In dieser Verfassung lavieren die Sozialdemokraten heute. Der Vorsitzende ist die oberste dieser Hausfrauengilde. Sie ordnen sich unter, katzbuckeln und üben auf den Betrachter Loyalität und geben eigene Stellungen ab. Wie es gute Gattinnen zuweilen taten. Soll ja keiner was Schlechtes über die Verbindung zwischen Schwarz und Rot denken. Alle sollen sehen, wie glücklich das Paar ist. Hinter den Kulissen wird man der Herrin des Hauses sicherlich auch mal sagen, dass das und das nicht geht. Dass man nicht ganz glücklich ist. Dann gibt es einen konzilianten Kuss auf die Stirn und man nimmt wieder die Rolle ein, die vorgesehen ist und putzt die Glasränder und den Staub weg, die der Haustyrann fabrizierte.
Schlimm genug, dass man sich so aufgeben muss in mancher Beziehung. Dass man es aber nicht mal ändern will, sich damit abgefunden hat, so sehr, dass man auf ewig die Frau an der Seite des Patriarchen sein möchte, das ist wirklich traurig. Man hat sich im Nest eingerichtet, ist nicht ganz froh darüber, findet sich damit ab und sorgt für gute Stimmung. Auf dieser Basis soll dann Politik im Lande gestaltet werden. Harmoniebesessen. So kann es nichts werden. Wer sich nicht reibt, nicht streitet, nicht abgrenzt, der gibt nicht nur sich auf, der scheidet als politisches Element aus. Mit Harmonie beglückt man Patriarchen, nicht aber gesellschaftliche Entwicklungsdynamiken.
Es gibt nur eine Möglichkeit, um diesen Zustand für alle erträglich zu machen. »Frauengold« für uns alle. Oder was Härteres. Oder einen Joint. Irgendwas, was uns Lächeln macht, obgleich wir weinen wollten.
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