Das Bild im Bild

Vor einem guten Posting hat der Liebe Gott die Wikipedia gemacht. Egal worüber man schreibt – eine Gegenprobe schadet nie.

So steht immer noch “der Trinkspruch” auf meiner Tagesordnung, ein Nachtrag zur jüngsten Jam-Session unter Freunden, ein Posting auf das ich mich bereits freue – DEMNÄCHST IN DIESEM THEATER!

Ich checke also den soziologischen Hintergrund der noch zu schreibenden Geschichte, google nach “Trinkkultur”, wikepediere nach “Toast”, gelange schließlich zu “Trinkkultur in Europa” hierunter auf “#Kaffeekränzchen”, derweil mein Unterbewusstsein die Texte beim Scannen mit “kenn-ich, kenn-ich” markiert.

Bis – wiederhole ich mich nun – zum besagten Kaffeekränzchen.

“STOPP!” ruft Mir* plötzlich, “Anhalten!”

So sehe ich mir das Foto genauer an UND ENTDECKE DAS BILD IM BILD:

bildimbild

Dieses Kitschwerk kenne ich.

Das gleiche Bild hing bei – Gott sei seiner Seele gnädig – Onkel Willi. An dessen Wand in der Wohnung. In Halle an der Saale, Läuferweg. Neunzehnhundertnochwas. Mitte der Sechziger

Und unter dem Bild stand Onkel Willis Esstisch.

Bei genauer Betrachtung reproduziert sich der frühkindlich angelegte Erlebnis-Ordner. Glaube sogar den Zigarettenqualm zu riechen, der seinerzeit unvermeidlich schien. Wie die Kacke nach dem guten Essen.

Betrachte also Kitsch und empfinde die Luft davor als dick und stinkend, die – so scherzte man damals – geschnitten werden kann. Entdecke einen Bierfleck auf der Tischdecke, daneben lustigen 0,33er Bierpullen, geöffnet und halb(voll|leer). Vor dem Bild ist es laut, die Gesellschaft brüllt wild durcheinander. Woran ich mit meinem Fuß stoße, ist eine Bierkiste. Sie steht unter dem Tisch, für raschen Nachschub. Ich bin müde und irgendwer fragt brüllt “Weißer oder Brauner?”, kleckert, lacht blöde, derweil die Sippe grundlos, wie es scheint, lärmt. Einer ruft:

“Paule, der Fernseher kippt!”

…und ich weiß: Man lacht wieder einmal, wie an jeder anderen Feierlichkeit auch, über mich.

Es ist wirklich laut, furchtbar laut, UND ES IST LANGWEILIG. Wir werden erst nach Hause gehen, wenn alles ausgetrunken. Den Weg dahin werden wir laufen müssen – einer von uns Dreien schwankend – weil nach Aufbruch vom Fest nichts mehr fährt, auch nicht der Lumpensammler.

Zeitreisen sind möglich. Nicht nur mit Bild, sondern auch über Geruch, Lärm und sonstigem Unrat. Man muss sich nur darauf einlassen und zähneknirschend akzeptieren: Es bleibt unveränderlich. Für immer und ewig.

Aber Scheiße war es damals schon.

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* Für Neuleser und Zufallsbesucher: “Mir” ist einfach nur ein Name. Mir heißt mein Unterbewusstsein, wenn es mit mir interagiert.


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