Interview* mit Professor Albrecht Goeschel**
Frage:
Herr Professor – Ihr Manuskript für die Frühjahrsausgabe von TUMULT haben wir gelesen. Sie greifen weit in die Geschichte zurück. Warum ist der Deutsche Bauernkrieg, den Sie in TUMULT behandeln, für die Gegenwart in Deutschland wichtig?
Goe.:
Fragen wir lieber zunächst: Warum ist ein Aufgreifen und ein Begreifen der deutschen Geschichte für unsere Leute jetzt wichtig? Die Antwort geht ganz einfach: Eine ernsthafte Beschäftigung vor allem mit der deutschen Geschichte ist schon deshalb wichtig, weil zur Zeit eine Menge Leute herumlaufen, die mit historisch-politischen Begriffen um sich schlagen, zu denen sie erkennbar keine oder zu wenige Bücher gelesen haben. Dabei denke ich jetzt gar nicht in erster Linie an die History-Pornos über das „Dritte Reich“, mit denen die Zuschauer der Regime- oder Profitmedien seit Jahren gefüttert werden.
Ich denke hier vor allem an Hetzautoren von Links wie Tomasz Konicz, den Norbert Häring als „Deutschlands übelsten Schmierfinken“ abgekanzelt hat, die mit der Fascho- und Nazidachlatte auf alle einschlagen, die Bedenken gegenüber dem Merkel-Regime und seinem Immigrationsputsch wagen. Bei T.K. wird so Sahra Wagenknecht zu einer regelrechten Eva Braun umgeschmiert. Der Verfasser solcher Obsessionen, Tomasz Konicz, hat angeblich Geschichte studiert – mag sein. Dann hat er sich aber offenkundig das Seminarangebot über die europäischen Faschismen in den 1930er Jahren und ihren teilweise tragischen Kampf gegen bestimmte Latifundienregime im Südosten und Süden Europas, beispielsweise in Rumänien und Spanien, geschenkt und sich lieber ins Starbucks gesetzt und dort eine dämliche Antifapostille gelesen.
Damit aber nicht genug: Im Regimelager gibt es Leute wie den ewigen Jungunionler Alexander Dobrindt, der zu einer „Konservativen Revolution der Bürger“ gegen die linken Eliten aufruft. Diese historisch anspruchsvolle Revolutionsvariante bestünde bei A.D. allerdings allenfalls in einem cool verkehrt herum aufgesetzten Vor-Alpen-Trachtenhut. Der Zwergenaufständler aus dem Raum Peißenberg hat zwar, genau wie Konicz, auch studiert. Allerdings: Soziologie. In München – na ja. Die zu seiner „Konservativen Revolution“ tatsächlich gehörige umfangreiche Literatur kennt er aber wohl, wenn überhaupt, von den Buchrücken her, sonst würde er sich diese für ihn, wie schon seine Maut-Brille, reichlich zu große Umsturz-Joppe nicht anziehen.
Frage:
Gut, das verstehen wir. Rückgriff in die Geschichte als Notwehr gegen blöden Mist aus der Links-Ecke und von der Regime-Kanzel. Aber warum den Bauernkrieg des 16. Jahrhunderts bemühen ? Es ginge doch auch mit Karl Valentin: „Gar nicht ignorieren!“.
Goe.:
Nein. Geht leider nicht. Die Altparteien haben in ihren „Sondierungsgesprächen“ für das 4. Regime Merkel weitere Flüchtlingseinfuhren im Umfang von jährlich 180.000 bis 220.000 Personen netto und noch 12.000 Personen Familiennachzug zusätzlich vereinbart. Damit wird der schon weit fortgeschrittene ethnische Umbau und damit werden die weiter steigenden sozialen Kosten in den Ballungsräumen auf Dauer forciert.
Eine zentrale Rechtfertigung für diese politisch gewollte und politisch gesteuerte Unterwanderung der deutschen Ballungsräume und auch der europäischen Nach- barländer ist der angebliche Arbeits- und Fachkräftemangel. Joachim Jahnke, Rolf Peter Sieferle und viele andere haben dieses Legitimations-Narrativ für das Einwan- derungsedikt längst widerlegt. Wenn man die tatsächlichen materiellen, machtpoliti- schen und historischen Motive und Momente für diese „Umvolkung“ aufdecken will, muss man die ethnosozialen Stromverläufe im demographischen Vielflüsseraum Deutschland bis zu deren Aufstauungen oder sogar Quellen verfolgen. Dabei stößt man dann beinahe zwangsläufig auf die deutsche Urkatastrophe „Bauernkrieg“ (1524-1526) und deren Logik und Historie als Anknüpfungspunkte.
Frage:
Bitte näher erläutern! Äh: Könnten Sie das bitte näher erläutern?
Goe.:
Der entsetzliche Ausgang des deutschen Bauernaufstandes mit hunderttausenden von gefallenen, hingerichteten oder ermordeten Bauernmenschen hat dazu geführt, dass damals die wohlhabende Bauernschaft des deutschen Raumes aufgehört hat, als politische Klasse zu existieren. Sie hatte ihre tradierten Gemeinschaftsrechte an das mit römischem Eigentumsrecht herrschende Bündnis von Territorialfürsten, Han- delskapital, altem Papst-Klerus und neuer Luther-Kirche verloren.
Die nachfolgenden so genannten „Konfessionskriege“ ( 1546-1555) vor allem der Papst- und Kaisermacht gegen die Landesfürsten und noch viel mehr der „Dreißig- jährige Krieg“ (1618-1648), ein Raub- und Mordkrieg, an dem sich auch die längst gefestigten benachbarten Nationalstaaten beteiligten, führten zu einer weitgehenden Entvölkerung der deutschen Landschaften. So konnten der ehemalige bäuerliche Grund und Boden von den Landesfürsten und vom Grundadel okkupiert werden. Die übrig gebliebenen Bauern wurden zu Leibeigenen, zu „Arbeitstieren“ (Günther Franz). Landlose Bauern, verarmte Handwerker, entlassene Söldner etc. waren die „Expropriierten“ , von denen Karl Marx schreibt, das Vor-Proletariat der beginnenden Industrieneuzeit.
Frage:
Bis zum Berliner Einwanderungsedikt vom Januar 2018 sind es aber schon noch ein paar Jahre?
Goe.:
Ja, ja – nur Geduld: Auch für die weitere gesellschaftliche und wirtschaftliche Ent- wicklung in Deutschland hatte die Vernichtung der Bauernklasse verhängnisvolle Folgen. Während sich in Deutschland nach dem Bauernkrieg ein vielgliedriges Territorialfürstensystem etablierte, erkämpften sich die Nachbarvölker einheitliche Nationalstaaten und konnten so auch ihre neuzeitlich-industrielle Entwicklung voran treiben. In Deutschland hingegen mussten die dynastischen Überbleibsel von Bauernkrieg, Konfessionskriegen und Dreißigjährigem Krieg, Österreich und Preußen, erst noch im Zuge des „Siebenjährigen Krieges“ (1756-1763) eine Zweiteilung Deutschlands exekutieren, bevor überhaupt eine nennenswerte Industrialisierung begonnen werden konnte.
Die von Napoleon I. in Deutschland mit Zwang und zum Zweck der Besteuerbarkeit durchgesetzten Minimalfreiheiten für Bauern, das Gewerbe und die Gemeinden beschleunigten aber noch einmal die Abdrängung der Bauern vom Boden. Stichwort:
„Bauernbefreiungsbetrug“. Es kam zu einer regelrechten „Übervölkerung des platten Landes“ ,wie der berühmte Ökonom Werner Sombart schreibt.
Damals, Anfang des 19. Jahrhunderts, ereignete sich in dem wirtschaftlich zurück ge- bliebenen Deutschland eine historische Schubumkehr. Die im Kampf um das Bodenkapital unterlegene , die im Bauernkrieg politisch-militärisch vernichtete Bauern- klasse, gab faktisch diesen Kampf auf – die Unterlegenen und die Überflüssigen
suchten nun ihr Auskommen im Verkauf ihres einzigen Eigentums, ihrer Arbeitskraft, an das sich in Deutschland quälend langsam entwickelnde Industriekapital. Deshalb trat die ländliche Bevölkerung damals den Weg an auf die sich in den Städten bildenden Arbeitsmärkte.Es begannen die Landflucht und die Verstädterung Deutschlands.
Frage:
Diese Entwicklung würde aber doch zeigen, dass der Flüchtlings-Ausnahmezustand, den das Berliner „Sondierregime“ nun zum Flüchtlings-Dauerzustand machen will, genau zum Bedarf eines Arbeitsmarktes passt – oder nicht?
Goe.:
Genau nicht – aber dazu später. Ich muss Ihnen zur Abklärung noch einige Phasen der Kapitalismus- und Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland zumuten. Zunächst: Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 hatte Deutschland nicht nur, wenn auch kleindeutsch beschränkt, obrigkeitsstaatlich bedrückt und preußisch-großagrarisch beherrscht, eine einheitliche Nation. Zusätzlich startete in diesem Deutschland damals auch die Industrialisierung und Urbanisierung mit voller Wucht. Die Industrie Deutschlands drängte in den Folgejahren auf den Weltmarkt und genau dafür zehrte sie die Bevölkerungs-, speziell Arbeitskräftereserven der ländlichen Räume Deutschlands, vor allem des agrarischen Ostens, zunehmend auf. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges lebten nur noch ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands auf dem Lande.
Frage:
Auch in dem, was Sie uns eben vorgetragen haben, erkennen wir eine Bestätigung, keine Widerlegung der Arbeitsmarktrechtfertigung für den „Willkommens-Putsch“, wie Sie den Herbst 2015 so treffend tituliert haben.
Goe.:
Pazienza per favore ! Ich will die Aufrüstungskonjunktur nach 1933 und den enormen Ausbau des Industriekapitals in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges über- springen. Der damalige Arbeitskräftebedarf wurde zunächst aus den Millionen Arbeitslosen und dann durch Zwangsarbeitskräfte aus besiegten und besetzten Ländern gedeckt. Das war aber eine Sondersituation. Der „Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz“ des Dritten Reiches, Fritz Sauckel, wurde von den Siegermächten zum Erhängen verurteilt und auf diese Weise getötet.
Bemerkenswerter in unserem Zusammenhang, weil scheinbar normaler, sind die Nachkriegsjahrzehnte.In diesen ist,trotz der Millionen„Kriegs- und Vertreibungsflüchtlinge“ aus den agrarisch geprägten Ostgebieten und anderen ebenfalls ländlichen Gebieten Mittel- und Südosteuropas, die deutsche Bauernklasse als sozioökonomische Formation auf dem industriellen Arbeitsmarkt Westdeutschlands regelrecht verdampft. Noch in den 1950er Jahren betrug der Anteil der in der Landwirtschaft tätigen an allen Erwerbstätigen immerhin 24 Prozent.Heute sind es nur mehr 2 Prozent. Die ländlichen Räume bzw. die Landwirtschaft Westdeutschlands boten für das In- dustriewachstum keine Arbeitskraftreserven mehr. Auswege wurden mit der Anwerbung von „Gastarbeitern“ und später der „Süd-“ und „Südosterweiterung“ der EU gesucht. Selbstverständlich sollten auch die Industrialisierung des „Ländlichen Rau-
mes“ in Bayern und Niedersachen und der „Anschluss der DDR“ das Arbeitskräfteangebot erhöhen.
Frage:
Möchten Sie jetzt nicht doch lieber endlich einräumen, dass der Flüchtlingsimport eine für die deutschen Unternehmen nützliche Strategie ist, um mit Druck auf die Löhne und Luft für die Gewinne gegen die Konkurrenz auf den Weltmärkten zu punkten und die Inlandsnachfrage zu erhöhen?
Goe.:
Nein, möchte ich nicht. Ihre Hypothese ist neoliberale Hausfrauen-Volkswirtschaftslehre, die auch von der Sozialdemokratie und den Exportgewerkschaften geglaubt wird – halt mit ein bisschen Sozialklimbim dazu. Eine kritische Ökonomie folgt da ganz anderen Thesen. Und den Bauernkrieg, den Sie wohl schon vermissen, werden Sie gleich bekommen.
Frage:
Auf das Kaninchen sind wir jetzt aber wirklich gespannt, das Sie dazu aus dem Zylinder zaubern werden!
Goe.:
Nicht nur 1 Kaninchen, nein: 3 Kaninchen bekommen Sie jetzt nicht gezaubert, sondern zitiert: Johannes Calvin; Martin Luther; Ulrich Zwingli. Diese drei Reformato-ren bzw. Protestanten stehen für das, was der bedeutende Sozialwissenschaftler Max Weber als die Wesensverwandtschaft von „Protestantischer Ethik und dem Geist des Kapitalismus“ bezeichnet hat. Die drei Kaninchen und die übrigen evangelischen Glaubensführer in Europa haben an die Stelle der äußerlichen Kirchengläubigkeit und Prachtentfaltung die innere Gotterkenntnis gesetzt, eine Lebensführung
nach den Regeln des asketischen Protestantismus. Die kapitalistischen Tugenden von Pflichtbewusstsein, Bescheidenheit und Sparsamkeit sind es immer noch, die gerade in der angeblichen „Wissensgesellschaft“ und „Digitalökonomie“ aus bloßer gekaufter Arbeitszeit nützliche Arbeit, Mehrwert- und Profitproduktion machen. Die vom Münchner Feuilletonsoziologen Ulrich Beck vielschreiberisch besungene angebliche „Individualisierung“ der deutschen Gesellschaft ist auch ja nur eine etwas heruntergekommene Ausgabe der „Freiheit eine Christenmenschen“ des Wittenberger Bibelprofessors Martin Luther – Smartphonjunkies, Hipsterbübchen und Radlrambos hin oder her.
Es ist also nicht nur die fehlende bildungsformale Qualifikation der eingeführten Flüchtlinge, die von den Fundamentalkritikern der Arbeitsmarkt- und Fachkräfterechtfertigung für den Flüchtlingscoup des Merkel-Regimes bemängelt wird. Es sind vor allem die grundsätzlich anderen Lebensorientierungen und Wertsysteme der jetzt nicht mehr aus christlichen Nachbarregionen, sondern teilweise aus fundamentalislamischen Bürgerkriegspopulationen herbeigerufen Fluchtmänner, die es zu bedenken gilt. Die behauptete Funktion einer disponiblen Reservearmee für die nächste Runde im verschärften weltweiten Wirtschaftskrieg insbesondere der USA vermögen die Merkel-Migranten ganz sicher in dieser Generation nicht zu übernehmen – allenfalls als Destabilisierungspotential. Im Gebrauch von Stich- und Schusswaffen haben sie sich ja nicht selten und aktenkundig qualifiziert.
Das für den Regierungsstil der GroKo-Gang und ihrer Ländersatrapien typische unkoordinierte Durcheinandergerede mit allerdings der Wirkung totaler Publikumsverwirrung lässt gleichwohl durchschimmern, dass es sich bei den Fachkräftesprüchen um Geschwätz für die Leute und um nicht um Sachverhaltserörterungen handelt. Da trompeten elephantenhafte Landesinnenminister einerseits vom Risiko von „Parallelkulturen“, andererseits befaselt die nägelkauende Bundeskanzlerin Parlament, Presse etc. mit ihrer Vision von einer „Marktkonformen Demokratie“ . Passt doch gar nicht zusammen. Wird nix. Und die wissen das. Es muss also ganz andere Motive und Momente für den Immigrantenimport geben. Und da sind wir wieder beim Deutschen Bauernkrieg.
Frage:
Wird es jetzt spannend?
Goe.:
War es doch bisher schon. Damit es noch spannender wird, muss man nur die industrialistische Borniertheit der Sozipartei und der Exportprinzengewerkschaften aufgeben und die machtpolitische Infamie der neoliberalglobalistischen oder jetzt wieder isolationistisch-wirtschaftsnationalen US-Geopolitiker ernst nehmen. Dann springen die Parallelen zwischen Bauernkrieg und Flüchtlingsaufmarsch ins Auge.
Die Territorialfürsten der frühen Neuzeit hatten erkannt, dass der enorme Geldbedarf für den Aufbau ihrer Luxus-, Bürokratie- und Militärstaaten, angetrieben durch die Gold- und Silberinflation der damals bereits paktizierten Ausplünderung Mittelamerikas, nur durch eine verschärfte Besteuerung des Grundadels beizubringen war. Zumindest war das die Sicherheit für ihre wachsenden Kreditschulden bei den grossen Handelskapitalisten.
Gleichzeitig war nach der langen vorherigen Agrarkrise die Bauernklasse im 15. Jahrhundert wieder wohlhabend geworden und bot sich an als Objekt für eine Weitergabe der Fürstenausbeutung der Grundherren durch diese an die Bauern. Als die Bauernklasse dann aber gegen den Abgabendruck des Grundadels und das Parasitentum des Klerus rebellierten, nutzen die Fürsten diese Gelegenheit, um sich mit abgefeimter Arglist und Heimtücke, mit Scheinzugeständnissen, kreditfinanzierten Söldnertruppen; Blutjustiz und Zerbrechen der alten Gemeinschaftsrechte der Bauern des Reichtums dieser Klasse zu bemächtigen. Diese physische, militärische, rechtliche und politische Vernichtung der Bauernklasse durch die Landesfürsten wurde theologisch durch den „Reformator“ und Bauernverräter Martin Luther, so zu sagen den ersten „Sozialdemokraten“, gerechtfertigt.
Frage:
Soviel haben wir jetzt begriffen, dass es bei der auf Dauer gestellten Bevölkerungsunterschichtung, bei der heftig kritisierten „Umvolkung“ nicht etwa nur um eine zum Scheitern verurteilte fiese Arbeitsmarkt- und Lohnpolitik geht, sondern dass es offen- bar um einen „Klassenkampf“ geht, der wie der Deutsche Bauernkrieg durch seine religiösen Beigaben mörderische Züge annehmen könnte. Kann das noch präzisiert werden?
Goe.:
Kann es. Der Grundstrom für die Beraubung der Bauernklasse durch eine sich in der Folge über Jahrhunderte hinziehende Trennung der Bauernarbeit vom Ackerboboden war das Eindringen der Geldwirtschaft in die Naturalwirtschaft in der Zeit
vor dem Bauernkrieg. Die bekannten Formen waren die Vermarktung der agrarischen Überschussproduktion in den Städten, die Herauslösung der handwerklichen Eigenproduktionen der Bauernhöfe, die Erfüllung von Dienstbarkeiten durch Geld-
zahlungen etc. Durch die Vergeldlichung der Naturalwirtschaft wurde diese erst im großen Stil besteuerbar und setzte sich diese selbst der Ausplünderung durch den Grundadel und den Klerus aus. Mit der Möglichkeit, aus der Bauernarbeit Pachtzahlungen zu beziehen, wurden nicht nur der Bodenertrag, sondern die „Scholle“ selbst zu Kapital. Damit war dann auch das Ende des genossenschaftlichen Gemeinschaftseigentums der Bauernklasse, der „Allmende“ besiegelt. Es wurde Beute des Grundadels und der Landesfürsten.
Frage:
Gegen wen wird der „Klassenkampf mittels Umvolkung“ geführt?
Goe.:
Gertrud Höhler hat die für die „Immigranten-Kanzlerin“ Angela Merkel typische Arglist und Heimtücke in ihrem Buch „Die Patin“ meisterlich seziert. A. M. erscheint damit als charakterlich-physiognomische Kopie der breitbackigen Territorialfürsten der Zeiten der Bauernvernichtung. Die Frage, wen diese Bundeskanzlerin vernichten oder zumindest berauben will, wurde von ihren Kritikerinnen und Kritikern zwar mehr instinktiv als faktenbasiert gestellt und beantwortet, soll aber schon ernst genommen werden.
Im jetzigen, erst noch zu begreifenden, Klassenkampf geht es nicht mehr um die tra- dierten Gemeinschaftsrechte und die pure Existenz der deutschen Bauernschaft. Es geht vielmehr um die souveränen Sozialordnungen der europäischen Nationen, ihrer Völker und ihrer jeweiligen Arbeiter- und Erwerbsklassen. In einer Veröffentlichung von vor drei Jahren habe ich aufgezeigt, wie das Merkel-Regime unter eiskalter Ausnutzung der Finanz-, Real- und Budgetkrise des zurück liegenden Jahrzehnts die So- zialstaatsstrukturen der Nachbargesellschaften mit der Parole „Stabilität“ zerstört und in eine „einheitliche Klassengesellschaft der billigen Arbeit“ umformiert hat. Nach meinem Eindruck wird der säkulare Klassenkrieg gegen alle diejenigen sozialen, ökonomischen und politischen Formationen geführt, die noch aus den Zeiten der industriekapitalistischen Arbeitsgesellschaft herrührende Besitzstände und Rechtsansprüche haben, die dem aggressiv gewordenen Finanzkapitalismus im Wege sind oder ihn als Beute interessieren. Der Münchner Universitäts- und Regimesoziologe Stefan Lessenich trifft insofern das richtige Moment, wenn er dem Anti-Merkelpopulismus vorwirft, er sei ein Protest der „Mitte“.
Frage:
Und welche Rolle spielt der vom Berliner Sondiererregime „auf Dauer gestellte Immigrantenimport“ dabei?
Goe.:
Dieser dient nicht der Füllung von Arbeitsmarktlücken – er dient vielmehr der Zerrüttung und Verflüssigung der Lebensverhältnisse in Europa – als Nährstoff für einen „Digitalen Kapitalismus“.
Im Unterschied zum Deutschen Bauernkrieg werden dabei die Europäischen Flüchtlingskämpfe nicht aus der Vergeldlichung der Naturalwirtschaft resultieren, sondern auch der Enteignung des Bargeldes dienen.
Frage:
Haben Sie nicht doch noch etwas Angenehmeres zu sagen?
Goe.:
Niente!
Das Interview führte eine Autorengemeinschaft der Accademia ed Istiuto per la Ricerca Sociale Verona. Der vollständige Interviewtext liegt in der Verantwortung von Prof Albrecht Goeschel i. S. d. Pressegesetzes
Mail: [email protected]
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Prof. (Gast) Albrecht Goeschel
Staatliche Universität Rostov
Präsidiumsmitglied der Accademia ed Istituto per la Ricerca Sociale
Mail: [email protected]
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