Ist das Leben auf diesem Planeten ein Nachgeschmack vom Paradies oder ein Vorgeschmack auf die Hölle? Diese Frage kann ich noch nicht beantworten, so wie viele andere Fragen auch, und täglich kommen neue hinzu. Oft habe ich den Eindruck, das ganze Leben sei ein Quiz. Manchmal tippt man richtig, manchmal daneben. Wer immer richtig liegt, spielt falsch, wer immer daneben liegt, ist vermutlich ein Pessimist. Darum passe ich lieber. Manchmal versuche ich mit anderen über meine Fragen zu sprechen, doch meistens werden aus diesen Dialogen Monologe zu zweit. Man zerredet seine Gedanken und weiß am Ende noch weniger als zu Beginn. Schweigen wäre oft das bessere „Gespräch“.
Ab und zu wandere ich in der Erinnerung in die Vergangenheit. In der Hoffnung, dort Antworten auf die Zukunft zu finden. Doch die Brücken der Erinnerung sind brüchig geworden und der Graben der Zeit wird immer tiefer. Vielleicht liegt die Antwort dort unten? Dort wo die Bruchstücke der Erinnerung liegen, zersplittert in tausend Fragmente. Doch kaum einer wagt sich in die Tiefe ohne Licht. Dorthin, wo einem seine Schatten begegnen. Die, die es versuchen, landen oft im Sanatorium wie Armin.
Man soll in die Zukunft sehen und nicht zurückblicken, wird gesagt. Doch der Mensch ist die Summe seiner Erinnerungen. Schaut er nur vorwärts, hat er nie gelebt. Doch sieht die Zukunft, die ich sehe, nicht attraktiv aus. Ein eingefallenes Gesicht, von Tränen überströmt, sieht mich an und versucht zu lächeln. Doch ich sehe den Wahnsinn in ihren Augen und mir ist, als suchten sie verzweifelt nach etwas, das sie schon lange verloren hat. Die Zukunft ist ein Junkie auf Entzug.
Das liege am Alter, sagt man mir. Wenn einem der Winter des Lebens entgegenkomme, sei vieles dunkler. Ich solle mein Gesicht immer der Sonne zuwenden, so würde ich nie meine Schatten sehen, hat mir Armin einmal gesagt. Aber ich will nicht rückwärts gehen. Wer nur zurückschaut wird unversehens Stolpern. Vielleicht liegt es am Pessimismus, wenn ich das traurige Gesicht der Zukunft sehe. Dummerweise liege ich manchmal richtig, sonst würde ich es glauben.
Wie dem auch sei, ich denke, dass wir der Zukunft ins Gesicht schauen sollten, ohne Ausreden, ohne Lügen und ohne rosa Brille. Wir sollten nicht glauben, was wir glauben wollen und auch nicht glauben, was uns andere glauben machen wollen. Wir sollten aufmerksam und kritisch sein, ohne unsere Vergangenheit zu verleugnen und wir sollten gutes Schuhwerk anziehen, denn der Abstieg ist lang und beschwerlich.
Wer auf dem Gipfel steht, sollte an den Abstieg denken. Euer Traumperlentaucher