Darum ist das Ende der Supermacht USA unvermeidlich

Jene Muster, die ein Imperium erschaffen, sind es zugleich, die es wieder zerstören. Die Geschichte zeigt, dass ein Zuviel an Macht nicht anders kann, als direkt in den Untergang zu führen

und tschüss - Bild: 15/52 Titanic / Eric Constantineau / flickr / CC BY-NC 2.0

und tschüss – Bild: 15/52 Titanic / Eric Constantineau / flickr / CC BY-NC 2.0

Es ist ja nicht so, als hätte nie zuvor jemand danach getrachtet, die gesamte Welt zu erobern. Bereits 2.500 Jahre zuvor sah sich der Perserkönig Xerxes der gleichen Herausforderung gegenüber. Seine Worte sind in den Niederschriften des griechischen Philosophen und Geschichtsschreiber Herodot belegt:

  • „Denn dann wird auf kein Land die Sonne herunterblicken, das da grenzte an das unsere, sondern sie alle werde ich zusammen mit euch zu einem einzigen Land zusammentun, wenn ich durch ganz Europa gezogen bin. Denn wie ich höre steht es so: Keine Stadt mehr auf der Welt und kein Volk unter den Menschen ist dann noch übrig, das imstande wäre, uns gegenüberzutreten im Kampf, wenn die, von denen ich sprach, aus dem Wege geräumt sind. So werden sie das Knechtsjoch tragen, Schuldige wie Unschuldige.“

Damit steht der Perserkönig in einer langen Reihe von Herrschern, die, angetrieben von ungezügelter Expansionssucht, ihren Untergang fanden. So wie Krösus, der einst erfolglos gegen Kyros zu Felde zog oder der berüchtigte Tyrann Polykrates von Samos, der mit seinem Heer in einen Hinterhalt geriet und dabei ein unrühmliches Ende fand. Die Griechen, die sich in ihren peleponesischen Kriegen erschöpft hatten oder die Römer, die gemeinsam mit Cartago sich selbst den Untergang bescherten, die Spanische Krone oder das Britische Empire, sie alle zerbrachen an ein und demselben Phänomen. Sie zerbrachen an der Hybris ihrer Herrschenden.

Dies ist das gemeinsame Glied in der Ereigniskette der Geschichtsschreibung. All diese Herrscher und Herrscherinnen wahren besselt von einer unfassbaren Arroganz. Sie wurden letztlich zum Opfer ihrer Selbstüberschätzung, ihres grenzenlosen Hochmuts, einhergehend mit einem irreversiblen Realitätsverlust, der sich widerspiegelte in maßloser Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, Leistungen und Kompetenzen. Während mit der Macht der Herrschenden zugleich deren Überheblichkeit wächst, steigt damit zugleich deren Bereitschaft zu willkürlichen Verstößen gegen die natürliche Ordnung und sittliche Normen.

Dass diese Entwicklung krankhafte Züge annehmen kann, beweist die Geschichte. So ließ Kyros, als eines seiner heiligen Rösser im Fluss Gyndes ertrank, den Fluss anschließend ‘bestrafen’, in dem er diesen kanalisieren ließ. So sollten künftig selbst Frauen den Fluss zu Fuß durchqueren können, ohne sich nasse Knie zu holen. Der Perser Xerxes war noch etwas extremer in seiner Selbstüberschätzung. Um mit seinem Heer von Asien nach Europa zu gelangen, ließ er eine gewaltige, schwimmende Brücke aus Hanf und Byblosbast über den Hellespont (Dardanellen) errichten. Als bei einem Sturm gewaltige Wellen ihm seine Brücke fortrissen, ließ er wütend und unter Beschimpfungen das Meer auspeitschen. Strafe muss sein, das gilt auch für Meeresengen.

Zurück zum eigentlichen Thema, dem Untergang der USA als Weltmacht. Dort hatten bereits vor Jahrhunderten kluge Vordenker die Macht im Staate aufgeteilt auf das Repräsentantenhaus, vertreten durch Kongress und Senat, sowie das Weiße Haus. Das Pentagon war diesen drei Institutionen untergeordnet. Heute jedoch haben weder Senat, noch der Kongress, geschweige denn der Präsident etwas zu sagen. Die Staatsmacht wurde dem Staat entrissen und befindet sich nun in den Führungsetagen transnationaler Konzerne, die sich das hochbewaffnete Amerika zunutze machen, um ihre geopolitischen Interessen weltweit durchzusetzen.

Und an eben dieser Stelle schleicht sich erneut die Hybris ins Geschehen. Jene unfassbare Arroganz, die schlussendlich immer im Missbrauch von Macht gipfelt. Nur wer mit großer Macht ausgestattet ist, kann der Hybris verfallen und sein ganzes Dasein darauf beschränken, anderen seinen Willen aufzuzwingen, koste es, was es wolle. Denn der Hybris geht neben dem Machterwerb stets moralische Blindheit voraus. Wie Marcuse einst beschrieb, trachten sie nach Macht, zunächst angeblich, um Gutes zu tun. Dann jedoch tun sie Schlechtes, um Macht zu erlangen. Ihrer maßlosen Selbstüberschätzung folgend, gehen sie davon aus, sie könnten tun, was immer sie wollen, ohne jemals die Konsequenzen fürchten zu müssen.

Angesichts solcher Aussichten ist es nicht verwunderlich, dass dabei insbesondere die charakterliche Negativauslese einer Gesellschaft an die Hebel der Macht gespült wird. Wer anderer Meinung respektiert und niemandem seinen Willen aufzwingen möchte, hat keine Verwendung für Macht. Daher strecken sich nach solchen Positionen vor allem egoistische Charaktere, denen das Wohl und Wehe ihrer Mitmenschen schnuppe ist. Das System des bedingungslosen Profitmachens tut ein Übrigens hinzu, wie der Personal- und Wirtschaftspsychologe Rüdiger Hossiep herausgefunden hat. Sein Fazit:

„Topmanager sind Aufmerksamkeitsjunkies, die auf der Jagd nach einer Belohnung immer neuere, größere Risiken suchen.“ Hossiep zufolge sind es vor allem die Vergütungssysteme der Manager, die zu diesem Persönlichkeitsbild führen. Denn das Einzige, was in den Teppichetagen zählt, sind Zahlen. Nur wer diese liefert, steigt auf. Hingegen nicht, wer langfristig und vorausschauend denkt. „Ein Zocker will immer ganz vorne sein und dem System ein Schnippchen schlagen“, so der Forscher, und weiter:“ Auf diese Weise steigt er immer weiter hoch auf der Karriereleiter – und in den Führungsetagen sitzen dann vor allem stark machtorientierte Menschen.“

Bemerkenswert sind darüber hinaus die Ergebnisse von Belinda Board und Katarina Fritzon. Sie beide sind Forscherinnen an der britischen Universität Surrey. Sie verglichen in einer Studie die Persönlichkeitsmerkmale von Topmanagern mit denen verurteilter Krimineller. Das erschreckende Fazit: Während Gefängnisinsassen eher passive Agressivität und einen Hang zu Depression und Selbstmord aufwiesen, zeichnete sich in den Führungsetagen ein ganz anderes Bild ab. Dort herrschen psychiatrische Persönlichkeitsstörungen vor wie

  • Theatralische Hysterie, die sich ausdrückt in oberflächlichem Charisma, Unaufrichtigkeit, Egozentrismus und manipulativen Tendenzen,
  • Narzissmus, ausgelebt in Form von Grössenwahn, Empathiemangel und Ausbeuterei, sowie
  • Zwangsneurosen, die sich in Perfektionismus, Sturheit, Arbeitswut und diktatorischen Tendenzen äußern.

Gunter Dueck ist Mathematikprofessor und hat in Betriebswirtschaften promoviert. Über Jahre hinweg war er zudem Topmanager bei IBM. In seinem Buch ‘Karriere Direkt’ schreibt er, Führungskräfte seien ganz einfach „erfolgreiche Psychopathen“. Auf den Punkt bringt es Dueck mit dem folgenden Satz: „Wer Karriere machen will, muss die egoistischen Triebkräfte erfolgreicher Karrieristen studieren und in sich selbst kultivieren.“ Dabei unterscheidet Buisiness Leader Dueck zwischen unterem, mittlerem und oberem Management. Die darin vorherrschenden Verhaltensmuster drücken sich seiner Ansicht nach folgendermaßen aus:

  • Hyperaggression im unteren Management,
  • Zwanghaftigkeit im mittleren Management und
  • theatralische Hysterie in Form manischer und selbstzelebrierender Verhaltensweisen im obersten Management.

Übergroße Machtausübung führt bei den Handelnden zugleich zu veränderten Zuschreibungsprozessen. So werden die Leistungen Untergebener von den höher gestellten Führungspersonen nicht mehr ihren Mitarbeitern, sondern in zunehmendem Maße sich selbst zugerechnet. Der Blick für die Realität schwindet zusehends. Um sich vor sich selbst zu rechtfertigen, findet zugleich eine Abwertung der Betroffenen statt. Den Untergebenen werden dabei in zunehmendem Maße Fähigkeit und Kompetenz abgesprochen und von Managern sowie Politikern statt dessen sich selbst zugesprochen. Der damit einhergehende Realitätsverlust schreitet unaufhaltsam voran.

Was hat das alles mit der momentanen politischen Entwicklung zu tun? Nun, das große Problem der Russen besteht darin, dass es in Washington einfach niemanden gibt, mit dem man sich vernünftig unterhalten kann. Berauscht von ihrer eigenen Macht sind diese Supernullen nicht fähig, die Zeichen der Zeit richtig zu deuten. Lieber werden konstruierte Narrative über fügsame Medien verbreitet und die tatsächliche Situation so verzerrt dargestellt, das kein Raum mehr für die Erkenntnis bleibt, dass die Zukunft der Menschheit nur eine gemeinsame sein kann.

Dabei haben es die Mächtigen definitiv übertrieben. Ihre Machtagglomeration hat mittlerweile solche Ausmaße angenommen, dass sich das System durch sein eigenes Gewicht erdrückt, ähnlich einem gestrandeten Walfisch. Dieses System erhält sich nur noch durch Bestechung, Betrug, Erpressung und Mord über Wasser. Und auch das mehr schlecht als recht. In dem Maße, indem der imperiale Einfluss Washingtons schwindet, steigt zugleich die Aggresivität der Akteure. Dieses Amerika, gemeinsam mit seinen NATO- Vasallen hat sich somit zur größten Bedrohung gewandelt, der die Menschheit sich jemals gegenüber sah. Daher bemühen sich mehr und mehr Staaten darum, sich vom amerikanischen Einfluss auf deren Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu befreien.

Was uns die US- Eliten da gerade vorturnen, ist im Grunde die Verwandlung der Vereinigten Staaten von Amerika und Europa in Privatvermögen. Dies ist der eigentliche Schritt, der den Niedergang unaufhaltsam einläutet. Dies ist bereits aus dem alten Rom bekannt. Eine vorwiegend aus Bauern bestehende Gesellschaft wurde enteignet. Die Ländereien der Bauern gingen in den Privatbesitz römischer Senatoren und Konsuln über. Dadurch kam fast die gesamte römische Landwirtschaft zum Erliegen und die Nahrung wurde immer knapper. Die Bauern hatten keine andere Wahl, als in die Städte zu gehen und dort als Diener und Arbeiter ihr Auskommen zu suchen. Um die ergaunerten Besitztümer nicht zurückgeben zu müssen, ersannen die römischen Eliten so manchen Weg, um die Nahrungsressourcen anderer Völker ausbeuten zu können. Doch das Schicksal Roms war bereits besiegelt, da der Aufwand hierfür ungleich größer war, als eigene Agrarressourcen der Allgemeinheit nutzbar zu machen. Durch Raub und Diebstahl bekommt kein Herrscher ein Volk satt. Er kann sich auf diesem Wege nur selbst mästen. Und auch das nur so lange, bis sein Reich untergegangen ist.

Da der US- Dollar weder durch Gold, noch durch Wirtschaftskraft noch durch den amerikanischen Zugriff auf die Energieressourcen dieser Welt gedeckt ist, haben die BRICS erfolgreich damit begonnen, ihr eigenes Handelssystem aufzubauen. Die Asiatische Entwicklungsbank und der neue ‘Währungskorb’ untergraben Stück für Stück unerbittlich die Legitimation des Dollars als Weltleitwährung. Anstatt in Dollar werden Kohlenwasserstoffe zunehmend in den jeweiligen Landeswährungen und in Yuan gehandelt. Dadurch gehen den USA die bisherigen Seniorage- Vorteile zusehends verloren. Niemand möchte mehr für diese kaputte Währung ‘Nutzungsgebühren’ an die korrupten Eliten bezahlen.

Stattdessen werden US- Anleihen in großem Stil auf den Markt zurückgeworfen und müssen von der FED aufgekauft werden, ob es ihr passt, oder nicht. Der Geldrückfluss in die USA stottert, nicht zuletzt wegen der völlig überhöhten Menge an gedruckten Dollars, die dessen Wert vernichtet haben. Um angesichts der ungeheuerliche Schuldenmenge von etwa 18 Billionen (engl. Trillions) US- Dollar nicht sofort in die Knie gehen zu müssen, wurde der Wert des Dollars vorsätzlich auf nahezu Null gesenkt. Allerdings möchte niemand zu einem Zinssatz von 0,5 Prozent mit der Dollarwährung Geschäfte machen. Es lohnt sich einfach nicht, da jedes Postsparbuch als Anlage interessanter wäre.

Durch seine Politik ebenso wie durch seinen ungezügelten Expansionsdrang hat sich das amerikanische Imperium derart überdehnt, dass es nun unmittelbar vor seiner Implosion steht. Den Multimilliardären läuft zusehends das Heft aus dem Ruder, weshalb sie nun verstärkt aus der bisherigen Anonymität an die Öffentlichkeit treten und ihren Senf über ihre vielen Hauspostillen weltweit zu verbreiten trachten. Doch niemand nimmt sie noch wirklich ernst, die Warren Buffets, George Sorose und Bill Gates. Daran ändert auch das triumphale Herumprotzen der First Nation nichts mehr, denn die Welt hat längst begriffen: Wo die Sonne tief steht, werfen selbst Zwerge einen langen Schatten.

Quellennachweis und weiterführende Links:



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