Wenn Kinder krank werden ist das immer eine große Belastung für sie. Erkältungen stehen an der Tagesordnung und das Fieber ist bei den Kleinen nichts ungewöhnliches. Oft passiert es, dass die Kinder sich bei hohem Fieber Nachts übergeben, aber meist sind sie einfach nur angeschlagen und matt. Selten liegen Sie länger, sondern bewegen sich in slow-motion durch die Wohnung um lustlos ein wenig zu spielen. Bei Darmgrippe ist das anders.
Danke Kita!
Die Kinder bringen aus der Kita allerhand mit nach Hause. Manchmal sind es nette Dinge, wie Laternen, oder Muttertagsgedichte mit selbstgebastelten Rahmen. Diese netten Dinge sind allerdings die Ausnahme. Überwiegend bringen sie nicht so nette Dinge mit nach Hause. Mal sind es Läuse, mal Bakterien und ein anderes mal Viren. Das alles führt dazu, dass die Kleinen häufig krank sind. Hat man ein Kind, dann ist das dann auch nach ein paar Tagen wieder vorbei. Hat man drei Kinder, so wie ich, dann kommen dank Inkubationszeit und einer nicht genauer erforschten Regel, dass ein Kind immer nur ein einziges Kind ansteckt und niemals zwei auf einmal, leicht zwei Wochen zusammen. Dabei wäre es doch logisch, dass ein krankes Kind in die Kita geht, dort 40 andere Kinder ansteckt und drei Tage später alle krank sind, bis auf das eine Kind. In der Praxis ist das aber nicht so.
Einer nach dem anderen
Da kommt das kranke Kind offensichtlich nur mit genau einem, oder zwei Kindern in Berührung, die dann, während der Inkubationszeit auch wieder nur mit einem, oder zwei u.s.w.. So resultiert in der Kita aus so einem Fall eine kleine Seuche und die Infektion zieht sich langsam durch alle Gruppen. Daheim ist das auch so. Obwohl meine drei entweder ein Herz und eine Seele, oder gerade sehr zerstritten sind, sie kommen sich in jedem Fall alle drei immer sehr nahe und auch der dümmste Virus müsste seinen Weg von Kind zu Kind finden. Trotzdem springen Viren und Bakterien immer nur von einem Kind zum anderen und machen dann erst mal Pause. Vielleicht liegt es daran, dass der Virus sonst weniger Chancen hätte. Wäre alle möglichen Opfer gleichzeitig krank, dann wären sie nach einiger Zeit wohl alle immun gegen den Virus und wen sollte er dann noch erfolgreich befallen.
Darmgrippe
Also ist einer nach dem anderen krank. Aus Sicht der pflegenden Mutter würde ich es eigentlich besser finden, wenn alle gleichzeitig krank wären. Es ist zwar anstrengend drei kranke Kinder zu hüten, aber erstens ist es nicht dreimal so anstrengend drei kranke Kinder zu betreuen, wie eines, zweitens hat man dann nicht das Problem krank und gesund zu trennen und drittens hat ein mehrtägiger gezwungener Aufenthalt zu Hause auch massive Nachteile. Sieht man als Mutter zwei Wochen lang keine Sonne, dann kommt neben dem leeren Kühlschrank auch noch ein schwacher Lagerkoller hinzu. Es ist also jede Krankheit der Kinder anstrengend und auch das Übergeben in der Nacht ist eine Nebenerscheinung, die bei Fieber ganz normal ist. Bei Darmgrippe ist das Übergeben allerdings keine Nebenerscheinung. Bett, Flur, Toilette und alles was einem in den Weg kommt wird angekotzt. Die Darmgrippe ist schlimmer als andere Krankheiten.
Es hat uns erwischt
Aktuell haben wir eine Darmgrippe gerade zu zwei Drittel hinter uns. Die Kleinste hat den Anfang gemacht, dann hat es mich erwischt und dann die Älteste. Mein Mann hatte ein abgeschwächte Form und meinem Sohn geht es gut. Noch geht es ihm gut. Ich erwarte das würgend hustende Geräusch aus dem Kinderzimmer jede Minute. Aber vielleicht hat ihn der Virus ja einfach vergessen. Darmgrippe hat viele Aspekte, die sie für Kinder schlimmer macht, als andere Krankheiten. Das am wenigsten emotionale daran – und es ist fast schon ein bisschen verwerflich es zu erwähnen – ist die Hausarbeit. Pyjama, Bettwäsche, Handtücher, Stoffwindel, Boden, Wände, Türen, Polstermöbel und vieles andere kommt einfach in die Schusslinie. Kotzt das Kind eine Runde, dann kann man anschließend eine gute Waschmaschinenladung an Schmutzwäsche versorgen, aufwaschen und sauberwischen. Das ist aber noch das kleinste Übel. Am schlimmsten ist, dass die Kinder wirklich und ehrlich leiden. Als liebende Mutter blutet das Herz, wenn sie sich weinend und müde über die Toilette bücken und versuchen zu erbrechen. Für die Kleinste ist es am schlimmsten, weil sie völlig überrascht vom Brechreiz nicht weiß, was passiert und auch schrecklich leidet.
Psychisch und physisch
Leidet man als Mutter mit den Kindern, hält ihnen die Haare und reicht Ihnen eine Serviette, wenn der Brechreiz endlich überstanden ist, so hat die Darmgrippe noch eine fiese Eigenschaft, die viele viele andere Krankheiten nicht haben. Oft liegen die Kleinen mit Fieber lang und man selbst bleibt von der Krankheit völlig unbeeindruckt. Auch wenn man sich ansteckt verläuft die Erkrankung kaum wahrnehmbar und man hat keine wirkliche Beeinträchtigung. Anders ist das bei der Darmgrippe. Die bekommt man ganz sicher und zumindest genauso schlimm wie die Kinder. Als Mutter ist man scheinbar gegen zahlreiche Krankheitserreger immun. Darmgrippe gehört nicht dazu. Also wird man zuerst emotional gebeutelt und muss hilflos zusehen, wie sein Kind leidet, geht dann in Hausarbeit unter und wenn dann jede freie Fläche in der Wohnung mit Wäscheständern zugestellt ist, dann beginnt man selbst krank zu werden. Was man Tage vorher noch mitleidig mitansehen musste, durchlebt man jetzt selbst. Hohes Fieber, starke Schmerzen und kein durchgehender Schlaf kostet Kraft. Ist man dann nach zwei, oder drei Tagen wieder auf den Beinen und widmet sich mit weichen Knien wieder den längst fälligen Wäscheständern, dann meldet sich das nächste Kind würgend zu Wort.
Dauereinsatz
Die Kombination aus Kollateralschäden und der eigenen Beeinträchtigung macht Darmgrippe zu einer der schlimmsten Krankheiten, die ein Kind aus der Kita mit nach Hause bringen kann. Die Krankheit schwächt die Kinder und auch die Erwachsenen und kostet sehr viel Kraft. Also sitze ich hier und warte, dass der Virus seinen Weg in den Magen-Darm-Trakt meines Sohnes findet. Er schläft wie die Prinzessin auf der Erbse auf drei Schichten Handtüchern und ein Eimer steht griffbereit neben seinem Bett. Vielleicht hat er ja dasselbe Glück wie sein Vater und kommt mit zwei Tagen Bauchschmerzen davon. Ich hoffe es!