Dark Night Of The Scarecrow – Horrorctober 2017

Heute gibt es im Horrorctober etwas, dass es hier auf dem Filmschrottplatz noch gar nicht gab. Einen TV-Film … gut, die gab es schon, weil die oft halt richtig scheiße sind. Aber dieser TV-Film hat etwas ganz Besonderes, was es im Horrorgenre viel zu selten gibt: Ein Monster, das nicht völlig ausgelutscht ist. Es ist:

DARK NIGHT OF THE SCARECROW – USA – 1981 – 96 Min.

Jetzt mal ehrlich: Warum zum Teufel gibt es achttrilliarden Filme mit den immer gleichen lahmarschigen Zombies, aber kaum welche mit mordenden Vogelscheuchen? Ich meine, die Dinger sind doch schon aus Prinzip creepy as fuck. Das ist ja schon die halbe Miete bei nem Horrorfilm.

Bubba ist offenbar geistig etwas hinterm Mond und sitzt mit einem kleinen Mädchen auf einer Wiese und pflückt Blumen und lacht dämlich. Irgendein Spanner, der aussieht wie ein gescheiterter Postbote, beobachtet die beiden durch sein Fernglas. Moment mal, er ist tatsächlich der Postbote. Hat der nichts zu tun, oder was? Keine Post heute, also bespannt er Hirnis und kleine Mädchen? Ist ja interessant.

Der Postbote bespricht sich mit irgendeinem Typen, der aussieht wie ein Hinterwaldtankstellenbesitzer. Die letzten Minuten haben uns gezeigt, dass er also vermutlich genau das ist. Sie wollen etwas gegen Bubba unternehmen, da der immer mit dem Mädchen rumhängt. Also wenn ihr mich fragt, könnte man es ja auch so auslegen, dass der Postbote dauernd das kleine Mädchen mit seinem Fernglas bespannt. Aber was weiß ich schon von den Lynchgesetzen in so einem zurückgebliebenen Südstaatenkaff.

Das Mädchen klettert durch einen Zaun, um mit den Gartenzwergen zu spielen und wird von einem Hund angefallen. Also, ich bin ja bereits nach wenigen Minuten voll Pro-Mädchen und absolut Anti-Postbote hier, aber wenn man durch einen Zaun auf ein fremdes Grundstück klettert, muss man halt damit rechnen, dass einem der Wachhund in den Arsch beißt. Die vom Briefträger angeführte Lynch-Mob-Partei verdächtigt natürlich Bubba und jagt den jetzt durch die Pampa. Er verkleidet sich als Vogelscheuche und wird natürlich entdeckt und vom Postsendungsverteilkommando standesgemäß erschossen.

Da das mit den Namen ja immer so eine Sache ist handeln wir die mal schnell ab: Der bewaffnete Postbote heißt Otis, denn er ist sowas von aus dem Süden, dass es ein Wunder ist, dass er keinen Sonnenbrand hat. Sein Erschießungskommando besteht aus Skeeter, Philby und Harless. Und direkt nach der Ermordung der geistig behinderten Vogelscheuche kriegen sie über Funk mitgeteilt, dass es dem Mädchen gut geht und Bubba sie vor dem Hund gerettet hat.

Vor Gericht plädieren sie selbstverständlich auf Notwehr, wie es jeder schwerbewaffnete Horst in den USA machen würde. Und wie jeder vollbewaffnete Horst in den USA kommen sie selbstverständlich damit durch. Also genau genommen ist das hier Die Jury Teil 2.

Nach etwas Rumgedödel steht dann plötzlich eine Vogelscheuche auf dem Feld von Harless, obwohl der gar nichts gesät hat und dementsprechend auch keine Vogelscheuche aufgestellt hat. Natürlich vermutet er, dass es die Dorfprankster waren, die irgendwie eher so aussehen, als hätten sie gerade drei Liter Motoröl gesoffen, als dass sie auch nur einen großen Prank aushecken könnten, aber was weiß ich schon von den Rollenverteilungen in so einem zurückgebliebenen Südstaatenkaff.

Als Harless nachts besoffen nach Hause kommt, hat er den prächtigen Einfall, die Vogelscheuche vom Feld zu nehmen, aber sie ist nicht mehr da. In der Scheune geht irgendeine Maschine an und natürlich geht Harless gucken, was da los ist. Es sollte klar sein, dass er seiner Maschine zum Opfer fällt. Seine Miterschießer sind nicht davon überzeugt, dass es ein Unfall war und glauben, dass jemand weiß, was sie getan haben. Moment mal, wissen das nicht sowieso alle? Die standen schließlich dafür vor Gericht.

Postbote Otis verdächtigt Bubbas Mutter als Killerin seines Schützenkumpanen und stellt sie zur Rede. Dabei kommt aber natürlich nicht viel rum. Die Vogelscheuche steht derweil auf dem nächsten Feld. Keine Ahnung, ob es das Feld von Skeeter oder Philby ist, aber das spielt ohnehin nicht wirklich eine Rolle. Denn wir wissen, er wird die Nacht nicht überleben.

Otis quatscht derweil mit dem kleinen Mädchen. Die hat aber keinen Bock auf ihn, weil Bubba ihr erzählt hat, dass er und seine Freunde ihn abgeknallt haben. Das Mädchen hat offensichtlich das Trauma noch nicht so ganz verarbeitet.

Der Feldbesitzer will Otis und dem anderen Kumpel die Vogelscheuche zeigen, aber die ist nicht mehr da. Er macht sich ins Hemd und will zum Sheriff gehen. Otis ist nicht begeistert von der Idee und besucht lieber nochmal Mama Bubba, um diese einzuschüchtern. Dummerweise kriegt die nen Herzinfarkt oder sowas und der Postbote wünscht sich, dass er doch einfach nur die Post ausgeliefert hätte. Aber als kriminelles Mastermind hat er natürlich einen Ausweg und dreht den Gasherd auf, damit die Bude in die Luft fliegt und ihr Tod wie ein Unfall aussieht.

Unfassbar, Otis geht tatsächlich mal seinem Job nach und teilt die Post aus. Die Leute in dem Ort müssen schon ganz gespannt auf ihre Briefe aus den letzten 8 Wochen oder so warten. Der Feldbesitzer fühlt sich verfolgt und fällt in ein Silo, das dann mit Getreide gefüllt wird. Also: Tot.

Otis ist mittlerweile überzeugt, dass Bubba doch auf einem Rachefeldzug ist. Sein letzter verbliebener Kumpel nicht. Zum Beweis gehen sie seine Leiche ausbuddeln. Otis nutzt die Gelegenheit, um seinen Kumpel mit der Schaufel eins überzubraten und ihn direkt mit wieder einzubuddeln. Also wenn man mal ehrlich ist, hat Otis bisher genau so viele Leute auf dem Gewissen wie die Vogelscheuche und wirkt insgesamt mehr wie eine Horrorgestalt, als diese, die man ja auch noch gar nicht wirklich in Aktion gesehen hat, weil die beiden Trottel selbst in ihren Tod gestürzt sind. Ist es am Ende vielleicht doch gar keine Vogelscheuche, sondern jemand anders? Mysteriös …

Otis fährt nach Hause und trifft zufällig das Mädchen. Er verfolgt sie in ein Kürbisfeld und will sie zur Rede stellen, denn er glaubt, dass sie hinter all dem steckt und es gar keine Todesscheuche gibt. Dann wird er aber von einem Mähdrescher übers Feld gejagt. Ich frage mich dabei ja immer, wie schwer es sein kann, vor einem Mähdrescher wegzulaufen. Ich komme ja vom Land und habe schon den ein oder anderen davon bei der Arbeit gesehen und die sind nun nicht bekannt für ihre Wendemanöver. Lauf halt einmal nach links und du kannst quasi gemütlich nach Hause gehen. Otis aber natürlich nicht.

Das Mädchen sitzt im Feld und die Vogelscheuche kommt angelatscht und man sieht sie halt jetzt zum ersten Mal. Und sie schenkt dem Mädchen eine Blume. Uh, wie süß. Nur dann eben doch eine recht lahme Auflösung des Ganzen. Dann hätte man die Vogelscheuche auch mal richtig bei der Arbeit zeigen können. Aber hey, für eine TV-Produktion war das gar nicht so verkehrt. Mit etwas höherem Produktionsaufwand und ein paar besseren Kills wäre das sogar richtig gut gewesen. So ist der Film leider insgesamt zu zahm.

In der Übersicht findet ihr alle Filme des diesjährigen Horrorctober.



wallpaper-1019588
Mit Kindern über gleichgeschlechtliche Liebe reden
wallpaper-1019588
[Comic] Seven Sons
wallpaper-1019588
Momentary Lily: Original-Anime angekündigt
wallpaper-1019588
LUCK LIFE: Band feiert Europapremiere auf der Connichi