Ein wärmendes Gefühl von Dankbarkeit fließt durch meinen Körper. Im Alltag verliert man manchmal aus den Augen, was einem wirklich wichtig ist. Was mir persönlich wichtig ist, wurde mir vor kurzem wieder deutlich ins Bewusstsein gerufen. Und dafür bin ich dankbar. An dieser Stelle möchte ich nun auch öffentlich meinen Dank entrichten, u. z. an Sturm Box-Promotion, Women’s International Boxing Association, Nadia Raoui und vor allem an Nadia Raouis Manager Marc Stöckel, von der Agentur Celebration Promotion. Danke! Vielen Dank!
Nadia Raoui (15 Kämpfe, 13 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) wurde in ihrem letzten Kampf am 02.12.2011 in der SAP Arena Weltmeisterin der WIBA im Fliegengewicht. Veranstalter des Abends war Sturm Box-Promotion. Aus einem mir damals unerfindlichen Grund war der WM-Kampf nur acht Runden lang. Soweit ich informiert bin, war dies die erste 8-Runden-WM in Deutschland.
Nun steht aber im Regelwerk der Women’s International Boxing Association unmissverständlich:
1. WIBA Title fights will be fought under ABC [Association of Boxing Commissions] rules.
2. WIBA World Title fights are ten (10) rounds.
Das sind die ersten beiden Regeln der WIBA. Sie werden sogar von diesem Verein explizit als Grundregeln (Basic Rules) bezeichnet. Aber leider hält es der Präsident und Besitzer des Verbandes, Ryan Wissow, dennoch nicht für nötig, sich auch an seine eigenen Regeln zu halten. Der Manager von Nadia Raouis Manager Marc Stöckel legte mir gegenüber Wert auf die Feststellung, dass der Kampf seines Schützlings nicht die erste 8-Runden-WM war, sondern dass die WIBA dies schon öfters gemacht hat.
Irgendjemand also wollte, dass der Frauenboxkampf nur acht Runden dauert. Denn der Kampf „war von vornherein auf acht Runden angesetzt. Dies wurde von der WIBA genauso auch im Vorfeld sanktioniert.“ Ich persönlich finde eine solche Kampfansetzung respektlos gegenüber den vielen boxenden Frauen. Welche Reaktion würde es geben, wenn der nächsten WM-Kampf von Felix Sturm auf zehn oder auf acht Runden angesetzt wäre?
Nadia Raoui wurde in ihrem letzten Kampf am 02.12.2011 Weltmeisterin der WIBA im Fliegengewicht. Ihre Gegnerin, Oksana Romanova (21 Kämpfe, 7 Siege, 2 durch KO, 13 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) kam mit einem eindeutig negativen Kampfrekord nach Mannheim. Sie hatte sich für diesen WM-Kampf durch drei Niederlagen in Folge qualifiziert. Im Zusammenhang mit der doch ungewöhnlichen Kampfdauer schrieb ich in einem Beitrag für meinen Blog, dass dies Raoui „ sozusagen nur zu einer vierfünftel Weltmeisterin machte.“ Das ist falsch. Ich möchte mich hierfür in aller Form entschuldigen. Nadia Raoui ist natürlich eine vollwertige Weltmeisterin der WIBA.
Nun soll Raoui am 13.04.2012 ihren Gürtel verteidigen. Man darf gespannt sein, wie viele Runden es diesmal dann sind. Vielleicht beerbt sie Mia St. John und wird zur „Queen of the Eight-Rounders“.
Die ganze Geschichte mit dem 8-Runden WM-Kampf hat mir deutlich vor Augen geführt wie altmodisch, ja spießig, ich doch bin. Ich gehe immer noch davon aus, dass man sich an einmal vereinbarte Regeln zu halten hat, es sei denn, sie werden für alle geändert. Erst gestern kaufte ich bei meinem Obsthändler ein Dutzend Tomaten, die im Angebot waren. Als er dann wirklich zwölf Früchte in die Tüte tat und nicht nur zehn oder noch weniger Tomaten, schossen mir Tränen der Rührung in die Augen, und ich verspürte den Drang, den untersetzten Mann in seinem nicht ganz sauberen Kittel zu umarmen. Offensichtlich hält sich mein Obsthändler an die Vereinbarung, dass ein Dutzend zwölf umfasst. Er geht nicht hin und verändert die Regel zu seinen Gunsten.
Ohne die ganze Geschichte mit dem 8-Runden WM-Kampf hätte ich niemals erfahren, wie wichtig mir die Einhaltung von Regeln ist.
Danke, Sturm Box-Promotion.
Danke, Women’s International Boxing Association.
Danke, Nadia Raoui.
Vielen Dank, Ryan Wissow.
Vielen Dank, Marc Stöckel.
© Uwe Betker